Hypo Real Estate Showdown mit den letzten Aktionären

Ein Jahr nach der Notrettung der Hypo Real Estate will der Bund die umstrittene Zwangsverstaatlichung der Bank vollenden. Auf der vorerst letzten Hauptversammlung sollen die verbliebenen Aktionäre aus dem Konzern gedrängt werden. Die EU meldet derweil Bedenken gegen die Sanierunspläne der HRE an.

Begleitet von Protesten der Aktionäre hat am Montag in München die letzte Hauptversammlung des Immobilienkonzerns Hypo Real Estate begonnen. Der Bund hat bereits 90 Prozent der maroden Pfandbriefbank übernommen und will auf der Versammlung alle noch verbliebenen Aktionäre gegen Zahlung einer Abfindung von 1,30 Euro je Anteil zwangsweise ausschließen. Anschließend soll die HRE von der Börse genommen und saniert werden.

"Hier geht’s zur Enteignungsversammlung"

Die Anleger warfen dem Bund erneut eine Enteignung vor. Am Eingang brachten sie ein Schild mit der Aufschrift: "Hier geht’s zur Enteignungsversammlung" an und sammelten Protestunterschriften. Der Bund hat bereits die notwendige Mehrheit für das sogenannte Squeeze-Out. Aktionärsschützer und Kleinanleger haben aber zwei Dutzend Gegenanträge eingereicht. Sie halten die Abfindung für zu niedrig und fordern ein Vorkaufsrecht, wenn die Bank in einigen Jahren an die Börse zurückkehren sollte.

Die meisten HRE-Aktionäre hatten schon im Frühjahr das freiwillige Übernahmeangebot des Bankenrettungsfonds SoFFin angenommen und 1,39 Euro je Aktie erhalten. Zu den verbliebenen Aktionären gehört der US-Investor Christopher Flowers. Er hatte im Sommer 2008 für eine Milliarde Euro ein Viertel der HRE-Anteile gekauft und würde jetzt noch rund 40 Millionen Euro bekommen. Ohne die staatlichen Finanzspritzen wäre die HRE allerdings schon längst Pleite.

EU fordert stärkere HRE-Schrumpfung

Die Europäische Union hat unterdessen offenbar Bedenken gegen die Sanierungspläne der Hypo Real Estate vorgebracht. Die Kommission in Brüssel sei mit der geplanten Aufspaltung der HRE in eine Bad und eine Good Bank nicht zufrieden und fordert zudem eine stärkere Schrumpfung der guten Teile der Immobilienbank, berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". "Die Verhandlungen über den vorgelegten Umstrukturierungsplan und die Auflagen für die staatlichen Beihilfen verlaufen mit der EU wenig konstruktiv", berichtet die "FAZ" unter Berufung auf das Umfeld der Bank.

Als Kompensation für erhaltene staatliche Beihilfen verlangt die EU dem Bericht zufolge von Banken üblicherweise eine Reduktion der Bilanzsumme um 30 bis 50 Prozent. Nicht zuletzt dafür habe die Bundesregierung das Instrument der sogenannten Bad Bank geschaffen. Die HRE erfülle aus Sicht der EU-Kommission die Auflage zur Bilanzschrumpfung über Bad Banks aber offenbar nicht.

Die Hypo Real Estate will Vermögenswerte von gut 200 Milliarden Euro in eine Bad Bank verschieben und dort langsam abbauen. Die Kerngeschäftsfelder Immobilien- und Staatsfinanzierung sollen erhalten bleiben. Allerdings braucht das Institut noch sieben Milliarden Euro neues Kapital, drei Milliarden Euro sind bereits geflossen. Bund und Banken halten die Bank nach der Beinahe-Pleite vor einem Jahr mit Garantien von 100 Milliarden Euro künstlich am Leben.

AP · Reuters
AFP/Reuters/AP