«Jubiläen sind nicht swatchy», heißt es bei den Mitarbeitern. Und Verwaltungsratspräsident Nicolaus Hayek wird zitiert, dass Swatch lieber ein Kind bleiben und nicht volljährig werden solle. Außerdem: Andere Firmen in der Swatch-Gruppe wie die Edelmarke Breguet können auf 200 Jahre Tradition zurückschauen. Das sind in der Schweiz die Maßstäbe.
Anfangs 20 Modelle
Am 1. März 1983 wurde die «unmögliche Uhr» in Zürich der Öffentlichkeit vorgestellt. Ganze zwölf Modelle waren es, die ab Herbst 1983 einheitlich 50 Franken (35 Euro) kosteten. Danach trat die Swatch ihren Siegeszug rund um den Globus an und avancierte zur «erfolgreichsten Uhr aller Zeiten». Knapp 300 Millionen Swatch-Uhren sind nach Angaben des Unternehmens seit 1983 verkauft worden. Rund 2.500 Modelle haben in den zwei Jahrzehnten ihre Käufer erfreut. Jedes Jahr kommen zwei neue Kollektionen mit bis zu 30 verschiedenen Modellen auf den Markt. So soll die Swatch für immer neue Käufer attraktiv bleiben. Den klassischen Swatch-Träger gibt es aber bis heute nicht. Für die einen ist es eine preisgünstige Uhr, für andere schlichtweg Kult oder Sammlerleidenschaft.
Uhr passend zur Laune
Die Swatch-Philosophie ist in vielerlei Hinsicht einmalig. Danach soll die Uhr nicht ein Leben lang Einzelstück bleiben, sondern je nach Gemütszustand, Jahreszeit, Stimmung, Umgebung oder Klima austauschbar sein. «Sicher, wenn wir Maler, Designer und andere Künstler bitten, eine Swatch zu gestalten, wollen wir mehr, als einfach nur ein Zeitmessgerät produzieren. Wir wollen den Geist der Zeit einfangen», heißt es bei Swatch. Die Uhr verabschiedet sich vom «renommiersüchtigen Statussymbol» und wird «lebendiges Design mit einem Hauch Augen zwinkender Ironie».
Fall für Interpol
Zum Kunstgegenstand geadelt, kommt die Swatch später sogar beim Auktionshaus Sotheby's unter den Hammer. Der italienische Bijoutier Gianni Bulgari ersteigert die 125 angebotenen Uhren. Im Mai 1997 wird Swatch ein Fall für Interpol. Auf dem Weg nach Zypern werden alle 1.600 Uhren des «Swatch Newseum» gestohlen. Selbst eine Million Franken (700.000 Euro) Finderlohn helfen nichts.
Antwort auf Fernost-Konkurrenz
Die Geschichte der Swatch ist ein Stück weit auch die Geschichte der Schweizer Uhrenindustrie. Diese verschlief Anfang der 80er Jahre die technologischen Umwälzungen zur Quartz-Uhr und taumelte angesichts der Konkurrenz aus Fernost in eine Existenzkrise. Die Schweizer Antwort hieß Swatch: eine flache Plastik-Uhr, die nur noch aus 51 statt 91 Teilen bestand und Präzisionsqualität sowie fantasievolles Design mit einem fairen Preis verbinden sollte.
Nicolaus Hayek ist Mr. Swatch
Als Retter der Schweizer Uhrenindustrie wird «Mr. Swatch», der 75-jährige Hayek, in die Geschichte eingehen. Anfang der 80-er Jahre wirkte er maßgeblich bei der Sanierung der beiden Schweizer Uhrenkonzerne ASUAG und SSIH mit. Diese fusionierten 1983 zum größten Schweizer Uhrenhersteller SMH. 1986 wurde Hayek dort Verwaltungsratspräsident und 1991 dank seiner Aktienmehrheit der eigentliche Patron des Konzerns. 1998 taufte Hayek SMH in Swatch Group AG um. Diese ist nach eigenen Angaben der größte Produzent von Fertiguhren und setzt ein Viertel aller weltweit verkauften Uhren um. Im vergangenen Jahr verzeichnete der Konzern einen Umsatzrückgang von 2,9 Prozent auf knapp 4,1 Milliarden Franken. Zur Swatch-Gruppe gehören neben der preisgünstigen Swatch auch Luxusmarken wie Breguet und Blancpain, aber auch die deutsche Glashütte Original.