Jeff Bezos hat es geschafft: Der Amazon-Gründer ließ sich am Dienstag mit einer Blue-Origin-Rakete erfolgreich ins All schießen. Nach elf Minuten war das Abenteuer bereits vorbei, und Bezos präsentierte unten auf der Erde gleich neue Ideen. Diesmal ging es unter anderem um das Thema Umwelt- und Klimaschutz. Bezos schlug im Interview mit dem US-Sender MSNBC vor, "umweltverschmutzende Industrien" ins Weltall auszulagern, um die Erde zu erhalten.
"Es wird Jahrzehnte dauern, das zu erreichen, aber wir müssen damit beginnen. Große Dinge beginnen mit kleinen Schritten", sagte er nach seinem Flug in den Weltraum. Mit seinem Weltraumprojekt möchte der US-Milliardär einen Beitrag zur Erhaltung der Erde leisten. Von dem Blauen Planeten war Bezos nach seinem Ausflug ins All aufs Neue begeistert.
Jeff Bezos, Elon Musk und Richard Branson: Drei Milliardäre und ihre Raumschiffe

Jeff Bezos begeistert von der Schönheit der Erde
Er schwärmte von der "Schönheit und Zerbrechlichkeit" der Erde, die er beobachtet habe: Auch die Atmosphäre erscheine von der Erdoberfläche aus "so groß". Wenn man von oben herabschaue, "sieht man, dass sie eigentlich unglaublich dünn ist, sie ist dieses winzig kleine, zerbrechliche Ding", betonte Bezos. "Während wir uns auf dem Planeten bewegen, beschädigen wir ihn."
"Overview-Effekt" nennt man dieses Phänomen in der Raumfahrtforschung: Astronauten wird die Schönheit und Einzigartigkeit des Planeten bewusst, wenn sie von oben auf die Erde schauen, aber auch, wie klein der Mensch im Universum ist. Oft geht damit auch ein neues Verantwortungsgefühl für den Planeten einher.

Ob die Ideen des Amazon-Gründers zum Klimaschutz wirklich sinnvoll sind, ist umstritten. Die Verschmutzung einfach von der Erde in den Weltraum zu verlegen, klingt für Kritiker eher nach einer Verlagerung des Problems als nach einer Lösung. Sie forderten stattdessen, mehr Bemühungen in Klimaschutzmaßnahmen auf der Erde zu investieren. Es sei leichter, hier auf erneuerbare Energien umzusteigen als die Schwerindustrie in den Weltraum zu schicken. Auch der 57-jährige Bezos gibt zu, dass dieses Projekt wohl nicht mehr während seiner Lebenszeit realisiert werden kann.
Kritik von Klimaschützern am Weltraumflug von Jeff Bezos
Bezos und der Klimaschutz – das ist ein kompliziertes Thema. Im vergangenen Jahr hatte der mit einem Vermögen von mehr als 200 Milliarden Dollar reichste Mensch der Welt zehn Milliarden Dollar an Klimaschutz-Projekte gespendet. Daraufhin wurde ihm "Greenwashing" vorgeworfen, also der Versuch, die Umweltsünden seines Konzerns mit einer vergleichsweise geringen Zahlung aufzuwiegen und damit in der Öffentlichkeit besser dazustehen.
Auch für seinen Ausflug in den Weltraum hatte es Kritik von Klimaschützern gehagelt. Die Emissionen bei Raumfahrtunternehmungen sind riesig, der wissenschaftliche Erkenntnisgewinn bei privaten Firmen zunächst einmal eher gering, da sie vor allem nach Möglichkeiten für Raumfahrttourismus suchen. So sah nicht nur der US-Nachrichtensender CNN die Flüge von Bezos und zuvor Richard Branson kritisch: "Dies scheint ein merkwürdiger Moment für die reichsten Menschen der Welt, ihre ungeheuerlichen Mittel für eine Unternehmung einzusetzen, die keinen sofortigen Nutzen für den größten Teil der Gesellschaft hat."
Dass Raumfahrt in Sachen Klimaschutz einen entscheidenden Beitrag leisten kann und sollte, davon ist der Milliardär weiterhin überzeugt. Ihm gehe es darum, "einen Weg ins All zu errichten, damit zukünftige Generationen unglaubliche Dinge im Weltraum tun können", sagte er. Seine Raumfahrtfirma Blue Origin plant zwei weitere Weltraumflüge noch in diesem Jahr.