Kurz nachdem Amazon-Gründer Jeff Bezos mit viel Fanfare einen Ausflug ins All angekündigt hatte, drängelte sich ein anderer Milliardär dazwischen. Rund zehn Tage vor dem für Dienstag (20. Juli) angekündigten All-Kurztrip von Bezos flog der Brite Richard Branson mit seinem Raumschiff "VSS Unity" in den Weltraum. "Ich war einmal ein Kind mit einem Traum, das zu den Sternen aufschaute. Jetzt bin ich ein Erwachsener in einem Raumschiff und schaue auf unsere schöne Erde", kommentierte Branson aus der Schwerelosigkeit.
Jetzt will Bezos nachziehen. Im Westen des US-Bundesstaates Texas hat seine Firma Blue Origin in den vergangenen Jahren das Raumschiff "New Shepard" entwickelt und getestet. Bemannt ist die "New Shepard" bislang noch nie geflogen – nun soll das symbolträchtig nach dem ersten US-Amerikaner im All, Alan Shepard, benannte Raumschiff auf den Tag genau 52 Jahre nach der ersten Mondlandung erstmals mit Menschen an Bord starten.
Und neben Branson und Bezos spielt mit Tesla-Gründer Elon Musk noch ein weiterer Milliardär mit in der Branche. Sein Raumfahrtunternehmen SpaceX absolviert schon Flüge für die Nasa und will künftig Weltraumtouristen viel weiter ins All bringen als Virgin Galactic und Blue Origin. Im September soll eine Falcon-9-Rakete von SpaceX den US-Milliardär Jared Isaacman und drei weitere Passagiere für mehrere Tage auf eine Erdumlaufbahn bringen.
Kritik am Weltraumtourismus ist groß
Aber die Kritik wächst. Der Chef des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen, David Beasley, rief Branson und Bezos auf, sich neben ihren Weltraum-Abenteuern auch für die Hunger leidenden Menschen auf der Erde einzusetzen.
Auch die fehlende Rücksicht auf das Klima wird immer wieder kritisiert. Die Raumfahrt gehört zu den emissionsreichsten Unternehmungen der Menschheit, was von den zuständigen nationalen Behörden immer vor allem mit dem überbordenden Forschungsinteresse begründet wird. Auch die privaten Raumfahrtfirmen geben solche an, in allererster Linie geht es jedoch um Tourismus.

Angesichts beispielsweise von extremen Hitzewellen und Bränden im Westen der USA und der Flutkatastrophe im Westen Deutschlands, aber auch der Corona-Pandemie sendeten die All-Abenteuer der Millionäre kein gutes Zeichen, kommentierte der US-Nachrichtensender CNN. "Dies scheint ein merkwürdiger Moment für die reichsten Menschen der Welt, ihre ungeheuerlichen Mittel für eine Unternehmung einzusetzen, die keinen sofortigen Nutzen für den größten Teil der Gesellschaft hat."