Konzernumbau VW stellt tausende Jobs auf den Prüfstand

Volkswagen krempelt die Ärmel hoch und will sich mit einem tief greifenden Umbau für die Zukunft rüsten. Um Stellenabbau geht es zwar nicht primär - dennoch sollen zehntausende Arbeitsplätze auf ihre Berechtigung überprüft werden.

Europas größter Autobauer will sein schwächelndes Automobilgeschäft auf Vordermann bringen. "Zur Verbesserung des völlig unbefriedigenden Ergebnisniveaus der Marke Volkswagen Pkw hat der Vorstand ein tief greifendes Restrukturierungsprogramm vorbereitet", teilte Volkswagen am Freitag in Wolfsburg mit.

Dazu sollen die Komponentenwerke und die Fahrzeugmontage neu geordnet werden. Vom Verkauf einzelner Standorte war nicht die Rede. Ziel sei es, wettbewerbsfähige Arbeitskosten zu erreichen und die Werke voll auszulasten, hieß es.

Durch die Sanierung stehen in den nächsten drei Jahren bis zu 20.000 Arbeitsplätze auf dem Prüfstand. Mit Personalabbau hatten Beobachter gerechnet, allerdings nicht in dieser Größenordnung. Insgesamt beschäftigt VW in seinen sechs westdeutschen Werken gut 100.000 Mitarbeiter.

Um die langfristige Zukunftsfähigkeit des Konzerns zu sichern, müssten die bestehenden Probleme bei der Kernmarke VW "konsequent und schnell" beseitigt werden, sagte VW-Vorstandschef Bernd Pischetsrieder. Insbesondere die Exportfähigkeit der deutschen VW-Werke sei nicht gewährleistet. In USA erwirtschafte VW mit Autos aus Deutschland nach wie vor hohe Verluste. Das Ergebnis der Marke Volkswagen Pkw lag 2005 nur knapp über der "Null-Linie". Dies sei "völlig unbefriedigend", so der Konzernchef.

Es gehe bei dem Sanierungsprogramm nicht primär um den Abbau von 20.000 Stellen, sagte Pischetsrieder. Es gehe auch nicht um die Schließung von Standorten, stellte er klar. Ziel sei die Senkung der Arbeitskosten. Darüber solle mit dem Betriebsrat un der IG Metall verhandelt werden. Am Haustarifvertrag wolle VW festhalten.

Die Belegschaft sei willens, sich für die nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit einzusetzen, sagte der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates, Bernd Osterloh. Der Vorstand müsse allerdings die Standort- und Beschäftigungssicherung genauso ernst nehmen, wie die Mitarbeiter die Rendite.

Sparprogramm war erfolgreich

Es ist die zweite große Sparrunde bei Volkswagen. Vor einem Jahr hatte die Belegschaft eine Nullrunde bei den Löhnen akzeptiert. Im Gegenzug sagte VW zu, bis zum Jahr 2011 auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. Der Kompromiss, mit dem VW die Personalkosten bis dahin um zwei Milliarden Euro gesenkt werden sollen, läuft Anfang 2007 aus.

Durch das Sparprogramm "ForMotion" steigerte VW abgelaufenen Jahr den operativen Gewinn um 70 Prozent auf 2,79 Milliarden Euro. Rund 3,5 Milliarden Euro sparte VW ein, 400.000 Euro mehr als angesetzt. Unter dem Strich verbesserte sich der Reingewinn um 61 Prozent auf 1,12 Milliarden Euro.

Die Börse reagierte euphorisch. Die VW-Aktie stieg nach Vorlage des Programms und besserer Geschäftszahlen zeitweise um mehr als sieben Prozent auf gut 54 Euro, den höchsten Stand seit Juni 2002.

Rigorose Sanierung geht weiter

Im Zuge des rigiden Sparkurses hatte VW bereits alle Bereiche, darunter auch die Zulieferwerke, auf den Prüfstand gestellt. Derzeit lässt der Konzern Autoteile wie Motoren, Achsen und Getriebe in eigenen Werken in Salzgitter, Braunschweig und Kassel produzieren. Sie arbeiteten teilweise unwirtschaftlich, sagte Pischetsrieder. Vor allem das Werk in Braunschweig gilt als gefährdet. Auch ein Verkauf einzelner Werke wird nicht ausgeschlossen. Insgesamt arbeiten in den Komponentenwerken rund 30.000 Mitarbeiter.

Reuters
Reuters