Die Lufthansa hat nach einem Bericht der »Frankfurter Allgemeine Zeitung« vor einer Einstellung des Flugbetriebs gewarnt, falls keine Ersatzregelung für die in sieben Wochen auslaufende Staatsgarantie für die Folgen von Terroranschlägen kommen. Das Unternehmen wünscht umfassende und dauerhafte internationale Regelungen, wird Berufung auf Ulrich Schulte-Strathaus, den Leiter Konzernpolitik bei der Lufthansa, berichtet. Da diese aber noch nicht in Sicht sind, bietet sich zunächst eine Verlängerung der Staatsgarantie über den 31. März hinaus an.
Dramatische Verteuerung
Das aktuelle Angebot der Versicherer ist nach Einschätzung der Lufthansa unbrauchbar, weil es nicht alle Gefahren abdeckt. Die Lufthansa musste bis zu den Anschlägen am 11. September 48 Millionen Dollar Versicherungsprämien pro Jahr zahlen - jetzt müsste sie an die 220 Millionen Dollar aufwenden.
Sechs Mal höhere Versicherungsprämien 2002Weniger Flugbegleiter
Die Lufthansa kündigte an, zunächst probeweise einen Flugbegleiter in der Economy Class auf Langstreckenflügen einzusparen. Dies wird unter anderem dadurch ermöglicht, dass statt zwei getrennter Servierwägen für Speisen und Getränke künftig ein gemeinsamer verwendet wird. Wenigstens soll dafür keiner der 12 .00 Flugbegleiter entlassen werden. Mit dem Konzept erhofft sich die Lufthansa angeblich Einsparungen von bis zu 40 Millionen Euro. Die Gewerkschaft ver.di kritisierte den Plan und warnte vor Verschlechterungen beim Service.
Ganze Industrie betroffen
Die Luftfahrtindustrie reagiert mit neuen massiven Einschnitten auf die anhaltende Krise wegen der Konjunkturflaute und der Terroranschläge in den USA. Europas größte Fluggesellschaft British Airways kündigte am Mittwoch den Abbau von 5.800 ihrer 51.000 Stellen an. In der deutschen Luft- und Raumfahrt drohen Job-Streichungen in der zweiten Jahreshälfte. Im deutschen Luftverkehr führte die Krise 2001 erstmals seit zehn Jahren zu einem Rückgang der Passagierzahlen.
2001 erstmals Passagierminus
An den deutschen Flughäfen sank die Zahl der Reisenden im Vergleich zum Vorjahr um 2,5 Prozent auf 117,5 Millionen. Bei Verbindungen nach Amerika betrug das Minus sogar 8,7 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Schon in den Monaten vor den Anschlägen war die Reisendenzahl mit einem Wachstum von zwei Prozent nur unterdurchschnittlich gestiegen. Nach dem 11. September blieb sie bis zum Jahresende um 10,3 Prozent unter Vorjahr. Die beförderte Luftfracht sank 2001 um 4,2 Prozent auf 2,1 Millionen Tonnen.
Sparzwang allerortenIndustrie erwartet Beschäftigungsrückgang
Die deutsche Luft- und Raumfahrtindustrie rechnet 2002 erstmals wieder mit einem Umsatz- und Beschäftigungsrückgang. Genauere Zahlen nannte Verbandspräsident Rainer Hertrich in Berlin nicht. Während sich die Militärluftfahrt stabil entwickelt, ist dafür die Lage im Zivilbereich düster. So sind weitere Stellenstreichungen zu befürchten, wenn erst einmal die Überstunden abgebaut sind. Derzeit stehen weltweit rund 1.000 Maschinen still, was die Zahl der Neubestellungen dämpft. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen trifft die Krise.