Es hört sich so schön an: Für jedes Tor, dass die Deutsche Nationalmannschaft am Sonntag im EM-Finale gegen Spanien schießt, will die Elektronikkette Media Markt 100 Euro in bar spendieren. Allerdings ist es für Kurzentschlossene längst zu spät: Das mit Olli Dittrich werbende Unternehmen ist nur spendierfreudig für Produkte, die in der Woche vor EM-Beginn, also Anfang Juni, gekauft wurden.
Produkte ab 500 Euro
Wer sich damals einen neuen großen Fernseher oder eine Waschmaschine geleistet hat, der kann jetzt der Löw-Truppe ganz besonders die Daumen drücken. Bei wem es nur für eine kleine Digitalkamera gereicht hat, der kann zwar immer noch die Daumen drücken, muss sich am Montag aber nicht zum nächsten Media Markt aufmachen. Denn die 100 Euro pro Tor gibt es nur für Produkte, die mindestens 500 gekostet haben.
Eine Rabattaktion mit einigen Haken also, und auch das Hoffen auf viele Treffer in einem Elfmeterschießen bringt nichts - die zählen nicht. Klose, Schweinsteiger oder Lahm müssten also vorher ordentlich zielen, damit aus der Aktion für die Käufer ein sattes Schnäppchen wird. Kleiner Trost: Den höchsten Sieg in einem EM-Finale seit 1960 legten aber immerhin die Deutschen 1972 gegen die Sowjetunion mit einem 3:0 hin. Ein 500-Euro-Fernseher würde bei so einem Ausgang letztlich immerhin nur noch mit 200 Euro für den Käufer zu Buche schlagen.
Bezahlter Preis ist die Grenze
Bei Media Markt gibt man sich sportlich, was die Torbilanz nach oben angeht: Eine Begrenzung gebe es nicht, sagte eine Sprecherin des Unternehmens gegenüber stern.de. Sollten die Deutschen sechs Tore schießen, bekommt ein Kunde, der einen 500-Euro-Fernseher gekauft hat, aber nicht noch 100 Euro geschenkt. Wenn mehr Tore fallen, als das Produkt gekostet hat, ist der bezahlte Preis die Grenze, so die Sprecherin.
Überhaupt ist die Aktion so werbeträchtig wie mit den vielen Einschränkungen auch locker finanziell beherrschbar. "Als gute Kaufleute haben wir seriös geplant und die richtigen Vorbereitungen für jedes Ergebnis getroffen", sagt die Unternehmenssprecherin. Weder dementieren noch bestätigen wollte sie gegenüber stern.de, dass eine Versicherung für die Ausfälle einspringt, wie einige Medien zuvor berichtet hatten. Allerdings dürfte das wohl die wahrscheinlichste Absicherung sein. Entlocken ließ sich die Sprecherin immerhin weiter: "Die Aktion wird das Unternehmen natürlich nicht ruinieren. Wir hoffen trotzdem auf viele Tore der Deutschen Nationalmannschaft."
Die Einschätzung von Verbraucherschützern zu derartigen Rabattaktionen fällt mahnend aus. "Man sollte sich davon erst einmal nicht beeindrucken lassen und blind teure Produkte kaufen", sagte der Sprecher der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, Georg Tryba. Gerade die Media Markt-Aktion sei "nichts anderes als ein Glücksspiel" gewesen.
Zu wirken scheinen die EM-Aktivitäten für die Unternehmen dennoch. Man sei zufrieden, sagte die Media-Markt-Sprecherin, sie wollte aber keine Details nennen. Bei der Bahn klingt das schon euphorischer. Deren "Fan BahnCard 25", die mit dem deutschen Mannschafts-Kapitän Michael Ballack beworben wurde, habe ein sehr gutes Ergebnis erzielt, sagte ein Unternehmenssprecher.
Die 19 Euro kostende Karte (statt 55 Euro im Jahr) wurde von April bis zum EM-Beginn verkauft. 230.000 Stück ist die Bahn losgeworden, ein "Superschnitt", so der Sprecher. Die ursprüngliche Gültigkeit der Karte bis Ende Juni verlängerte sich mit jedem deutschen Sieg um einen Monat. Bei einem Titelgewinn wird sie bis Ende Dezember weiterlaufen.
Bahncard hätte sich gelohnt
Umgerechnet auf den normalen Preis der Bahncard 25 hat sich die "Fan BahnCard" nach den bisherigen vier Siegen der deutschen Kicker gelohnt. Aber das wusste beim Kauf natürlich noch niemand – Glücksspiel für Fußballfans auch hier.
Sicher ist dagegen, dass einige EM-Angebote den Nutzern noch lange erhalten bleiben dürften, wenn sie sich richtig ins Zeug gelegt haben – und zwar auf den Hüften. Denn um beispielsweise eine Sportjacke mit dem Logo des Deutschen Fußballbundes durch Sammelpunkte von Ferrero-Süßigkeiten zu erhalten, müsste man "mindestens 900 Hanuta-Schnitten oder 22,5 Kilogramm Nutella" futtern, hat die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen ausgerechnet.