Nach Tod des Emirs Kuwaiter trauern, Öl fließt weiter

Nach fast 30-jähriger Herrschaft über eines der reichsten Länder ist der Emir von Kuwait im Alter von 78 Jahren gestorben. Das Opec-Mitglied Kuwait wird nach Informationen aus der Ölwirtschaft des Landes die bisherige Ölpolitik fortsetzen.

"Kuwaits Politik wird sich nicht ändern. Es wird weiter mit der Opec im Interesse der Produzenten und Verbraucher zusammenarbeiten", sagte ein Vertreter der Ölindustrie am Sonntag gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Produktion und Exporte würden normal weiter laufen. Kuwait ist der viertgrößte Produzent in der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec). Derzeit fördert der kleine Golfstaat täglich rund 2,68 Millionen Barrel (1 Barrel = rund 159 Liter).

Das Land kontrolliert rund zehn Prozent der weltweiten Ölvorkommen. Auch ein anderer kuwaitischer Vertreter der Branche äußerte sich ähnlich. Es handele sich um eine allgemeine Regierungspolitik, bei der es keinen Wechsel geben werde. Kuwait zählt zu den Opec-Gründerstaaten.

Staatliche Medien hatten den Tod des Emirs von Kuwait, Scheich Dschaber al-Ahmad al-Sabah, bekannt gegeben. Er starb demnach am Morgen im Alter von 79 Jahren nach langjähriger Krankheit.

Staatstrauer von 40 Tagen

Die Regierung rief eine 40-tägige Staatstrauer aus und kündigte die Schließung aller Behörden für drei Tage an, wie das staatliche Fernsehen berichtete. Sein Nachfolger wird Kronprinz Scheich Saad al Abdullah al Sabah, den der kuwaitische Herrscher schon 1978 als Thronerben eingesetzt hatte.

Nachfolger ist nur neun Jahre jünger als der verstorbene Emir

Scheich Dschaber, der seit einem Blutsturz 2001 krank war, sollte noch am Samstagnachmittag auf dem Sulaibichat-Friedhof beigesetzt werden. Vor seinem Palast versammelten sich rund 3.000 Trauernde, die Porträts des Verstorbenen bei sich trugen.

Da der Kronprinz, ein entfernter Cousin des Emirs, Mitte 70 ist und an Darmproblemen leidet, war in Kuwait spekuliert worden, dass er auf das Amt verzichten könnte. Ministerpräsident Scheich Sabah al Ahmed al Sabah dementierte dies aber im November.

Scheich galt als enger Vertrauter der USA

Nach Ansicht von Beobachtern könnte die Herrscherfamilie nach dem Ende der Staatstrauer eine langfristige Nachfolgeregelung bekannt geben. Die Familie Sabah regiert das ölreiche Kuwait seit mehr als 250 Jahren. Scheich Dschaber hatte den Vereinigten Staaten erlaubt, von seinem Land aus den Angriff auf Irak zum Sturz von Saddam Hussein vorzubereiten.

1990 war er vor der Invasion irakischer Truppen entkommen. Aber auch schon vor dem Golfkrieg 1991 zur Befreiung Kuwaits galt er als enger Freund der USA. US-Botschafter Richard LeBaron würdigte den Emir als "großen Führer in kritischen, historischen Zeiten".

Vaterfigur für die Bewohner Kuwaits

Für viele Kuwaiter war der 1926 geborene Scheich Dschaber eine Vaterfigur. Er wurde 1965 zum Kronprinzen und Ministerpräsidenten ernannt und trat 1977 die Nachfolge seines verstorbenen Onkels Scheich Sabah Al Salem Al Sabah an. 1985 überlebte der Emir einen Mordanschlag eines schiitischen Extremisten. Seit seinem Blutsturz hatte er Schwierigkeiten zu sprechen und unterzog sich mehrfach ärztlichen Behandlungen im Ausland.

Seit 1999 machte sich Scheich Dschaber für das Wahlrecht von Frauen stark. Eine konservative Mehrheit im Parlament blockierte ein entsprechendes Gesetz jedoch sechs Jahre lang, so dass dies erst im Mai vergangenen Jahres in Kraft treten konnte.

AP · Reuters
Reuters/AP