Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) sieht die Industrieländer in einer Rezession und plädiert daher für eine konsequente Wachstumsförderung. "Die Wirtschaft im OECD-Raum scheint in eine Rezession eingetreten zu sein und die Arbeitslosigkeit in vielen Mitgliedsländern nimmt wieder zu", erklärte die Organisation am Donnerstag in Paris. "Angesichts eines scharfen wirtschaftlichen Abschwungs sind zusätzliche markoökonomische Anreize erforderlich." Da die Wirkung von geldpolitischen Lockerungen begrenzt zu sein scheine, müsse die Finanzpolitik der Konjunktur noch stärkere Impulse geben.
Auch die Multimilliardenprogramme in vielen Ländern zur Stabilisierung der Finanzmärkte reichen nach Auffassung der OECD-Experten möglicherweise noch nicht aus. Es sei nicht auszuschließen, dass Bedarf für weitere Maßnahmen zur Stabilisierung der Finanzmärkte entstehe, hieß es.
Allein im laufenden Quartal rechnet die OECD für die Wirtschaftsleistung im Euroraum mit einem Minus von einem Prozent. Den USA prognostiziert sie sogar ein Minus von 2,8 Prozent. Für nächstes Jahr erwartet die OECD in allen etablierten Wirtschaftsräumen ein Schrumpfen der Wirtschaft, das aber in der zweiten Jahreshälfte nach und nach auslaufen soll. Der gesamte OECD-Raum werde nach einem Wachstum von 1,4 Prozent im laufenden Jahr im Jahr 2009 in ein Minus von 0,3 Prozent fallen. 2010 sei dann wieder ein Wachstum von 1,5 Prozent zu erwarten.
Für den Euro-Raum rechnet die OECD 2009 mit einem Minus von 0,5 Prozent. In diesem Jahr wird ein Plus von 1,1 Prozent erwartet.
Deutlich anziehen wird der OECD zufolge die Arbeitslosigkeit in allen Industrieländern. In der Euro-Zone werde die Quote 2008 noch bei 7,4 Prozent liegen. Im nächsten Jahr steige sie dann auf 8,6 Prozent und 2010 auf 9 Prozent. In den USA werde die Arbeitslosenquote von 5,7 Prozent in diesem Jahr auf etwa 7,3 Prozent im kommenden Jahr anwachsen. Für 2010 erwarten die Experten 7,5 Prozent.
Zugleich wird der Welthandel im nächsten Jahr einen kräftigen Wachstumseinbruch hinnehmen müssen. Er werde um nur noch 1,8 Prozent nach 4,7 Prozent im Vorjahr zunehmen. Allerdings sollte er 2010 mit einem Zuwachs von 5,0 Prozent wieder verlorene Dynamik zurückgewinnen.
Für größere Inflationsbefürchtungen gibt es laut OECD in der nahen Zukunft keinen Anlass. Die Inflationsrate werde im kommenden Jahr im Euro-Raum bei 1,4 Prozent und ein Jahr später bei 1,3 Prozent liegen. Das sind etwa zwei Prozentpunkte weniger als im laufenden Jahr. Ähnlich stark werde die Teuerung in den USA sinken. In Japan werde sie im kommenden Jahr mit 0,3 Prozent noch geringer sein. Ein Jahr später werde dort sogar mit einem um 0,1 Prozent rückläufigen Preisniveau gerechnet.
OECD-Konjunkturexperte Jorgen Elmeskov betonte, allen Berechnungen liege ein hohes Maß von Unsicherheit zugrunde. In der Organisation mit Sitz in Paris sind praktisch alle wichtigen Industrieländer und einige wenige Schwellenländer zusammengeschlossen. China und Russland sind bislang keine Mitglieder.