Unter massivem Druck erklärte Fritz Verzetnitsch seinen Rücktritt Gewerkschafts-Präsident und wird gleichzeitig sein Parlamentsmandat niederlegen. Der führende Sozialdemokrat hatte am vergangenen Freitag zugegeben, von Spekulationen und Manipulationen gewusst zu haben, die die gewerkschaftseigene österreichische Bank Bawag Ende der 90er Jahre an den Rand des Zusammenbruchs gebracht hatten. Bereits am vergangenen Freitag hatte der Bawag-Aufsichtsratsvorsitzende Günter Weninger seinen Rückzug angekündigt.
Schweigen ist Gold
Verzetnitsch und Weninger halfen der Bawag im Alleingang mit Garantien aus der Krise. Weder der gesamte Aufsichtsrat der Bawag noch die zuständigen Gremien der Gewerkschaft waren mit der Sache befasst worden. Auch die Bayerischen Landesbank, die 45 Prozent der Bawag-Anteile hielt, ließ man im Unklaren. Weninger hatte diesen Weg damit gerechtfertigt, dass eine Indiskretion der Bank wesentlich mehr Schaden hätte zufügen können.
Durch Spekulationsgeschäfte des damaligen Vorstandes in der Karibik hatte die Bank zwischen 1995 und 2000 umgerechnet mehr als eine Milliarde US-Dollar verloren. Im vergangenen Oktober hatte die Bank durch einen umstrittenen Kredit an den unmittelbar danach verhafteten Chef des US-Brokers Refco, Philip Bennett, weitere 425 Millionen US-Dollar verloren. Die Bawag war auch in den Bau eines umstrittenen Spielcasinos in Jericho im Westjordanland involviert, eine Fehlinvestition im Umfang von 120 Millionen Euro.
Milliardenverluste erst kürzlich aufgedeckt
Verzetnitsch war 18 Jahre lang Präsident des österreichischen Gewerkschaftsbundes und seit 20 Jahren Parlamentsabgeordneter. Sein vorläufiger Nachfolger wurde mit sofortiger Wirkung der 54-jährige Gewerkschaftler Rudolf Hundstorfer. Die Verluste der Bawag waren erst in der vergangenen Woche durch den neuen Vorstand des Unternehmens ans Licht gebracht worden. Die amtliche österreichische Finanzaufsicht (FMA) hat eine Überprüfung der Vorgänge angekündigt.