Der Versandhändler Neckermann.de steht vor dem Aus. Das Unternehmen mit seinen bundesweit rund 2400 Arbeitsplätzen stellte am Mittwoch Insolvenzantrag, wie Neckermann.de in Frankfurt mitteilte.
Der Eigentümer, der US-Finanzinvestor Sun Capital, werde keine weiteren Mittel für die Finanzierung zur Verfügung stellen. "Unter den gegebenen Rahmenbedingungen kann das Unternehmen in seiner bestehenden Form damit nicht fortgeführt werden", teilte das Unternehmen mit.
Geplant war, den Eigenhandel mit Textilien einzustellen und das Frankfurter Zentrallager aufzugeben. Dem Umbau sollten 1380 Stellen zum Opfer fallen. Im wochenlangen Ringen hatten sich Management und die Gewerkschaft Verdi zwar in letzter Minute auf eine Lösung geeinigt, wie beide Seiten mitteilten: Sozialplan, Abfindungen in begrenztem Umfang und eine Transfergesellschaft. Sun Capital halte das Ergebnis aber nicht für tragfähig.
"Kurz vor der Unterschrift hat Sun erklärt, dass sie kein Geld mehr zur Verfügung stellen, so dass die Zahlungsfähigkeit nicht mehr gewährleistet ist", sagte Verdi-Sekretär Bernhard Schiederig. Der Investor hatte noch im April signalisiert, weitere 25 Millionen Euro in das Unternehmen zu investieren, wenn alle Beteiligten bei der Sanierung an einem Strang zögen.
Internet nur ein zusätzlicher Bestellkanal
Die Beschäftigten der einstigen Ikone des deutschen Wirtschaftswunders haben Besitzerwechsel, die Pleite des früheren Mutterkonzerns Arcandor und mehrere Runden Stellenabbau hinter sich. Als gravierenden Einschnitt sehen Mitarbeiter rückblickend die Fusion von Karstadt und Quelle Ende der 90er Jahre: Die damals bereits zu Karstadt gehörenden Neckermann-Angestellten bekamen damit intern Konkurrenz durch den größeren Quelle-Versand. Quelle wiederum ist mittlerweile Geschichte. Der Konzern ging 2009 im Strudel der Arcandor-Pleite unter.
Neckermann eröffnete zwar als einer der ersten Versandhändler in Deutschland 1995 einen eigenen Online-Shop. Doch lange sah man das Internet im Unternehmen nur als zusätzlichen Bestellkanal. Der Überrest des Versandhandels rang seit Monaten ums Überleben. Dabei sah es zwischenzeitlich gut aus: Im Oktober 2010 wurde der Sun Capital alleiniger Eigentümer der Neckermann.de GmbH, investierte kräftig in den Onlinehandel. Das Jahr 2010 lief vergleichsweise erfolgreich. Die Hoffnung auf schwarze Zahlen im Jahr 2012 wuchs. Doch das Kataloggeschäft brach schließlich so rapide ein, dass die Erfolge aus dem Onlinehandel aufgezehrt wurden.
Im April dieses Jahres sah Neckermann.de sich zu drastischen Einschnitten gezwungen: Unter der Überschrift "Neckermann.de beschleunigt E-Commerce Ausrichtung" erklärte des Unternehmen, es sei "eine Anpassung der organisatorischen Strukturen notwendig" - der Abbau von insgesamt 1380 Arbeitsplätzen in Deutschland sei unverzichtbar. Nun dürften die Opfer noch größer werden.