Internet-Versandhandel Neckermann.de streicht jede zweite Stelle

Trotz einer Hinwendung zum Online-Versandhandel plant Neckermann.de einen massiven Stellenabbau. Mehr als jeder zweite Job bei Neckermann.de soll gestrichen werden. 1400 Mitarbeiter werden ihren Job verlieren.

Der Versandhändler Neckermann.de will nach Gewerkschaftsangaben mehr als jede zweite Stelle streichen. Von insgesamt 2500 Jobs sollen knapp 1400 entfallen, davon der größte Teil am Stammsitz in Frankfurt am Main, sagte Verdi-Handelssekretär Wolfgang Thurner, der auch Mitglied im Neckermann-Aufsichtsrat ist, am Freitag. Das Logistikzentrum in Frankfurt solle dichtgemacht werden.

Nach Angaben von Thurner will das Unternehmen in der kommenden Woche Verhandlungen mit dem Betriebsrat aufnehmen. Verdi fordert, dass der Stellenabbau sozial abgefedert wird. Zuvor hatte die "Bild"-Zeitung berichtet, der Konzern wolle seine Mitarbeiter im Laufe dieses Freitags über bevorstehende Entlassungen informieren.

Verdi verurteilte den geplanten Arbeitsplatzabbau als "soziale Katastrophe". Besonders hart würden die Beschäftigten des Logistik-Bereichs getroffen, in dem die Geschäftsführung sämtliche 870 Arbeitsplätze streichen wolle, erklärte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger am Freitag in Berlin. "Dieser Kahlschlag ist eine soziale Katastrophe." Die Beschäftigten seien "kalt erwischt" worden und "geschockt".

Abkehr vom Kataloggeschäft ohne Effekt

"Was jetzt auf dem Tisch liegt, ist ein harter Schlag und in der Dimension völlig unerwartet", kritisierte Nutzenberger. In den vergangenen Monaten sei zwar über die Probleme vor allem im Bereich Textil gesprochen worden, allerdings sei gleichzeitig eine Perspektive für das Gesamtunternehmen eröffnet worden. Dafür seien sogar Konzepte vorgestellt und personelle Änderungen auf der Führungsebene vorgenommen worden.

Das Unternehmen war im vergangenen Jahr Berichten zufolge zurück in die Verlustzone gerutscht - nach einer schwarzen Null vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen im Jahr zuvor. Grund war das schwächelnde Kataloggeschäft. Der Versandhändler hatte daher angekündigt, den Online-Handel zu verstärken und das Kataloggeschäft schrittweise zu schrumpfen.

Neckermann gehörte einst zu dem Handels- und Touristikkonzern Arcandor. Nach der Arcandor-Pleite wurde das Unternehmen komplett vom US-Investor Sun Capital übernommen.

AFP
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