Wer gehofft hat, dass sich die Lage bei den Preisen Anfang 2022 entspannt, wird enttäuscht: Obwohl mit dem Jahreswechsel einige statistische Teuerungseffekte wegfallen, bleibt die Inflation im Januar auf einem hohen Niveau. Plus 4,9 Prozent hat das Statistische Bundesamt im Vergleich zum Vorjahr offiziell ermittelt.
Das ist zwar etwas weniger als die 5,3 Prozent aus dem Dezember, aber noch keine Wende weg von hohen Teuerungsraten. "Die Inflationsrate hat sich im Januar etwas abgeschwächt, nachdem sie im Dezember den höchsten Wert seit fast 30 Jahren erreicht hatte. Sie bleibt aber auf einem hohen Stand", kommentiert Georg Thiel, Präsident des Statistischen Bundesamtes, die aktuellen Zahlen. Und das, obwohl etwa die zurückgenommene Mehrwertsteuersenkung seit Jahresbeginn nicht mehr in die Zahlen reinspielt.
Anhaltende Energiekrise
Verbraucher ächzen weiterhin vor allem unter den hohen Energiepreisen, die maßgeblich für die hohen Inflationsraten sind. Besonders krass ist es beim Heizen mit fossilen Brennstoffen: Heizöl wurde binnen eines Jahres um 51,9 Prozent teurer, Erdgas um 32,2 Prozent. Die Gründe sind laut den Statistikern weiterhin krisenbedingte Lieferengpässe sowie der CO2-Preis, der zu Jahresbeginn noch einmal von 25 auf 30 Euro je Tonne gestiegen ist. Beim Gas ist vor allem die Entwicklung in den jüngsten Wochen dramatisch: Allein von Dezember auf Januar stiegen die Preise um rund 23 Prozent. Hauptlieferant Russland liefert seit Monaten nicht wie gewohnt, was sich angesichts der Ukraine-Krise noch hinziehen könnte.
Für Benzin und Diesel müssen Verbraucher ebenfalls weiterhin deutlich mehr bezahlen: Die Kraftstoffpreise waren im Januar 2022 um 24,8 Prozent höher als im Januar 2021. Strom ist trotz Senkung der EEG-Umlage 11,1 Prozent teurer als im Vorjahresmonat. Rechnet man die Energiepreise komplett heraus, hätte die Inflation laut der Statistiker im Januar nur bei 3,2 Prozent gelegen.
Auch Gemüse und Milchprodukte teurer
Abgesehen von den Energiekosten müssen Verbraucher auch beim Lebensmitteleinkauf teils tiefer in die Tasche greifen. Nahrungsmittel waren laut der amtlichen Statistik im Januar fünf Prozent teurer als vor einem Jahr und sechs Prozent teurer als im Dezember. Besonders stark stiegen dabei die Preise für frisches Gemüse (plus 8,3 Prozent gegenüber Vorjahresmonat) sowie Molkereiprodukte und Butter (plus 6,3 Prozent).
Nach vielen Jahren niedriger Inflation waren die Preise im Laufe des vergangenen Jahres deutlich gestiegen. 2021 lag die durchschnittliche Teuerung bei 3,1 Prozent, für das Gesamtjahr 2022 rechnen Ökonomen aktuell mit um die 4 Prozent. Das politische Ziel ist eigentlich eine Inflationsrate nahe 2 Prozent.
Quelle: Statistisches Bundesamt