Der Reiseanbieter TUI schließt ihre Touristiksparte mit dem britischen Konkurrenten First Choice zusammen. Erst vor wenigen Wochen hatte sich Thomas Cook mit My Travel verbündet und war damit kurzzeitig an Marktführer TUI herangerückt. Aus der Fusion entsteht ein neues Unternehmen mit einem neuen Namen: TUI Travel. Mit 51 Prozent wird der Konzern den Deutschen gehören. Die Schifffahrtssparte der Reedereitochter Hapag-Lloyd sowie aus der Touristik die Hotelbeteiligungen und das Kreuzfahrtgeschäft bleiben bei der Konzernmutter TUI, die weiter in Deutschland börsennotiert sein wird.
Ansonsten wird es sehr britisch zugehen bei Tui. Der Firmensitz wird nach London verlegt, dort wird das neue Unternehmen an der Börse notiert. Auch der neue Chef wird ein Engländer. First-Choice-Chef Peter Long wird das Unternehmen operativ führen und damit auch die meisten Tui-Aktivitäten in Deutschland. TUI-Chef Michael Frenzel wird als Chairman an die Spitze des gemeinsamen Führungsgremiums aus Aufsichtsrat und Vorstand rücken. "Es entsteht einer der profitabelsten und zugleich schlagkräftigsten Touristikkonzerne der Welt", sagte Frenzel auf einer Pressekonferenz am Montag.
Was den Kunden erwartet
Was bedeutet die Fusion für den deutschen Tui-Kunden? Bisher ist Tui Marktführer bei klassischen Badepauschalreisen, der neue Partner First Choice gilt aus Spezialist für Baustein- und Spezialreisen. Mit dem Zusammenschluss könne der neue Touristikriese Tui Travel ein breiteres Produktspektrum anbieten, sagt Tui-Sprecher Robin Zimmermann stern.de. "So wollen wir künftig Charter-Yachten in unser Angebot aufnehmen, keine 40-Meter-Luxus-Schiffe, sondern Boote auch für Otto Normalverbraucher." Ebenso sollten Aktiv-Reisen die Produktpalette erweitern, zum Beispiel Trekking- oder Kanu-Urlaube.
Allerdings werden sich die Kunden noch etwas gedulden müssen: "Derzeit befinden wir uns in der Einkaufsphase für die Wintersaison 2007/08", sagt Zimmermann, "neue Reisen aus dem First Choice-Sortiment werden wir wohl erst für die Sommersaison 2008 anbieten können".
Die Anleger reagierten euphorisch auf die Ankündigung der Fusion. Die Aktie verteuerte sich zeitweise um 14 Prozent. Schließlich wird das jährliche Einsparpotenzial auf 146 Millionen Euro beziffert, davon ein Drittel im Fluggeschäft. Die 15.000 First-Choice-Angestellten müssen um ihren Job zittern. Der britische Reisemarkt schwächelte zuletzt. In Deutschland, so hieß es, müsse keiner der 48.000 Mitarbeiter durch die Fusion um seinen Job bangen.
Gute Nachrichten in schlechten Zeiten
Die Nachricht vom Zusammenschluss überlagerte auch die tiefrote Jahresbilanz für 2006, die TUI zwei Tage früher als geplant gleich mit veröffentlichte. Verluste in der Schifffahrt und hohe Abschreibungen für die vor Jahren erworbenen Touristikbeteiligungen in Großbritannien und Frankreich führten zu einem Konzernverlust von 846 Millionen Euro nach 500 Millionen Gewinn im Jahr zuvor. Entsprechend müssen die Aktionäre diesmal auf eine Dividende verzichten.
Der neue Touristikriese TUI Travel kommt auf jährlich 27 Millionen Kunden in 20 Ländern und setzt fast 18 Milliarden Euro um. Zum Vergleich: Die neue, ebenso in London börsennotierte Thomas Cook kommt auf einen jährlichen Umsatz von zwölf Milliarden Euro. First Choice ist mit Erlösen von vier Milliarden Euro und 200 Millionen operativem Gewinn deutlich profitabler als der größere Partner.