Die Verdoppelung der Rohstoffpreise im vergangenen Jahr kostete rund 75.000 Industriebeschäftigten den Job. Das geht aus einer unveröffentlichten Studie der Berliner Branchenagentur EEFA Consulting hervor.
Da Deutschland kaum eigene Vorkommen besitze, sondern vor allem importierte Rohstoffe wie Erdöl, Kohle, Erz, Rohkautschuk oder Bauxit veredele, würden die Weltmarktpreise besonders hart durchschlagen, so die Experten. Weitere Arbeitsplätze seien akut gefährdet.
Im vergangenen Jahr musste die deutsche Wirtschaft wegen der Preisexplosion außerplanmäßig 35 Milliarden Euro mehr investieren. Die mit Abstand größten Rohstoffmengen werden in den heimischen Stahlfabriken verbraucht: 65 Millionen Tonnen Eisenerz oder Stahlschrott und 12 Millionen Tonnen Koks pro Jahr. Die Energieversorgung fußt zu 75 Prozent auf importierten Rohstoffen.
Die Ergebnisse der EEFA-Studie, die der Gesamtverband des deutschen Steinkohlenbergbaus in Auftrag gegeben hat, passen aus Expertensicht Werner Müller, dem Chef der RAG, ehemals Ruhrkohle AG, gut ins Konzept. Deutschlands oberster Steinkohlemann sucht Finanzquellen, um die Kokerei-Kapazitäten für die Stahlerzeugung zu erweitern und mindestens eine neue Kokskohlenzeche zu bauen.
Am kommenden Dienstag treffen in Berlin auf Einladung des neuen BDI-Chefs Jürgen Thumann führende Industrievertreter zum ersten deutschen Rohstoffkongress zusammen. Unternehmer Thumann und Manager Müller hatten bereits im vergangenen Herbst einen Werbefeldzug für billige Rohstoffe gestartet.
Auf dem Kongress sollen die Teilnehmer ausloten, wie das Preisrisiko minimiert und ein größerer Teil der Wertschöpfungskette ins Inland verlagert werden können. Als Gastredner wird Bundeskanzler Gerhard Schröder teilnehmen, dem Müller einst als Wirtschaftsminister diente.