Mit soliden Jahresergebnissen im Rücken hat der britische Süßwarenkonzern Cadbury das feindliche Übernahmeangebot des US-Lebensmittelriesen Kraft erneut als zu niedrig abgelehnt. Das Unternehmen habe sich trotz der widrigen Marktumstände herausragend entwickelt und sei dadurch wertvoller geworden, sagte Cadbury-Chef Todd Stitzer. In einem Abschluss-Papier zur Abwehr der Übernahme-Pläne bezeichneten die Briten die Kraft-Offerte über rund 10,5 Milliarden Pfund (umgerechnet rund 11,6 Milliarden Euro) weiter als "lächerlich". Die Tür für jedes "vernünftige" Angebot sei jedoch offen, hieß es.
"Unsere Aktionäre haben einen eindeutigen Standpunkt. Sie ziehen unsere Unabhängigkeit dem Gebot, welches auf dem Tisch liegt, deutlich vor. Wir haben gute Unterstützung", sagte Stitzer im Interview zu Reuters.
Das Angebot von Kraft in bar und Aktien ist derzeit 762 Pence je Aktie wert. Börsianer spekulieren jedoch auf eine Aufstockung - deshalb kostete das Papier in London am Dienstag 775 Pence. Experten gehen davon aus, dass Kraft - obwohl es bislang keinen weiteren Bieter gibt - nachbessern muss, um die Aktionäre zu überzeugen. Dabei ist immer wieder von einem Preis von 800 Pence oder mehr die Rede. Außerdem könnte der Konzern den Baranteil seines Angebots erhöhen und es so schmackhafter für die Cadbury-Aktionäre machen.
Nach britischem Übernahmerecht hat Kraft noch bis kommenden Dienstag Zeit, um seine Offerte zu ändern. Die Frist für die Zustimmung der Cadbury-Aktionäre läuft am 2. Februar ab. Kraft reagierte unnachgiebig auf die Cadbury-Erklärung: Sie böte wenig Neues, deshalb sei das Kraft-Übernahmeangebot weiter die beste Alternative für die Aktionäre, erklärte der Konzern.
Cadbury teilte weiter mit, 2009 sei der Umsatz auf vergleichbarer Basis um fünf Prozent gestiegen. In der zweiten Jahreshälfte habe sich das Wachstum sogar auf sechs Prozent beschleunigt. Die operative Gewinnmarge habe bei 13,5 Prozent gelegen und damit besser als selbst erwartet. Die Dividende werde 2009 um zehn Prozent steigen. "Unsere Performance war 2009 herausragend. Trotz der schlechtesten wirtschaftlichen Lage seit 80 Jahren haben wir gutes Umsatzwachstum generiert", erklärte Stitzer. Für die Zukunft rechne Cadbury mit einer Zunahme der Erlöse um fünf bis sieben Prozent.
Neben Kraft haben bereits der US-"Kit-Kat"-Hersteller Hershey und der Nutella-Produzent Ferrero Interesse an Cadbury signalisiert. Man sei in Gesprächen, wiederholte Stitzer. Allerdings sei die Offerte der Schlüssel und nicht der Bieter.
Die Kraft-Aktie legte in New York 0,7 Prozent zu, während Cadbury in London 0,5 Prozent einbüßte.