Animal Rights Watch

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Schweine in einem Stall

Tierschützer: Missstände in der Schweinehaltung auch in Betrieben mit Tierwohllabel

Die Tierschutzorganisation Animal Rights Watch (Ariwa) hat häufige Missstände in der Schweinehaltung auch in Betrieben angeprangert, die mit artgerechter Tierhaltung für ihre Produkte werben. Die Aktivisten veröffentlichten am Freitag verdeckt gedrehte Videos aus Ställen einer Reihe von Betrieben, die auch nach Einschätzung von Experten verschiedene Verstöße gegen das Tierschutzgesetz zeigen. 
Tierquälerei in Geflügelbetrieb: Heimlich-gefilmte Videos zeigen grausame Zustände: So geht es in Europas größtem Putenbetrieb zu

Tierquälerei in Geflügelbetrieb Heimlich-gefilmte Videos zeigen grausame Zustände: So geht es in Europas größtem Putenbetrieb zu

Sehen Sie im Video: Tierquälerei in Geflügelbetrieb – "Animal Rights Watch" veröffentlicht grausame Undercover-Videos.






Warnung: Diese Aufnahmen könnten auf manche Zuschauer verstörend wirken.


Grausame Bilder aus den Ställen von Europas größtem Putenerzeuger.


Ein Mitarbeiter tötet Tiere mit einem Bolzenschneider und schlägt sie mit einer Stange.


Verletzte Tiere mit offenen Wunden liegen am Boden.


Arbeiter treten Tiere und reißen ihnen Federn aus, um ihre Kollegen damit zu bewerfen.


Die Tierschutzorganisation "Animal Rights Watch" stellt dem stern diese heimlich gefilmten Aufnahmen aus zwei Mastanlagen der Gut Jäglitz GmbH zur Verfügung. Die Videos entstehen im Oktober und November 2020.


"Diese Aufnahmen zeigen kein individuelles Fehlverhalten, sondern das Prinzip, nach dem diese gewalttätige Branche funktioniert." – Sandra Franz, Pressesprecherin "Animal Rights Watch"


Laut Angaben der Tierschützer entstehen die Aufnahmen in Betrieben in Roddahn in Brandenburg und Goldberg in Mecklenburg-Vorpommern.


Um die Authentizität der Aufnahmen zu belegen, filmen die Aktivisten vor Ort eine Zeitung und ihre GPS-Daten.


Gut-Jäglitz-Geschäftsführer Thomas Storck nimmt zu den verstörenden Aufnahmen Stellung: 


Die Szenen, in denen ein Mitarbeiter mit einer Stange auf verletzte Tiere einschlägt, seien "erschreckend und schlimm". Der Mann sei "verwarnt und freigesetzt worden, so dass er nicht mehr für die Tierbetreuung zuständig ist". Weiter beschreibt Storck die Bedingungen in den Ställen als "einwandfrei" und betont, dass sich die Tiere in "sehr gutem Zustand" befänden. Bilder von verletzten Tieren seien nicht repräsentativ für den Zustand der gesamten Herde. (Quelle: "Nordkurier")


Die heimlich entstandenen Aufnahmen sollen auch die Kontrolle der Putenhaltung durch eine zuständige amtliche Tierärztin zeigen. Die Überprüfung dauert im Video lediglich vier Minuten und vierzig Sekunden.


"Das Beispiel zeigt: Effektive Kontrollen sind nicht möglich und oft auch gar nicht gewollt." – Sandra Franz, Pressesprecherin "Animal Rights Watch"


Auf Anfrage des stern erklärt das zuständige Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg:


"Bei der gefilmten Kontrolle (…) handelte es sich um eine sogenannte ‚Ausstallungskontrolle‘ im Sinne des Fleischhygienerechts und nicht um eine Tierschutzkontrolle im Sinne des Tierschutzgesetzes. Hierbei soll der Gesundheitszustand der Herde vor der anstehenden Schlachtung und nicht des Einzeltieres geprüft werden.


Im Rahmen dieser Ausstallungskontrolle (…) wurden keine tierschutzrelevanten Missstände festgestellt, die eine außerplanmäßige Tiefenkontrolle nach Tierschutzrecht hätte nach sich ziehen müssen. Moribunde (A.d.R.: im Sterben liegende) Tiere waren zum Zeitpunkt der Ausstallungskontrolle nach Auskunft der Behörde nicht vorhanden. 
Diese Kontrolle ist fachaufsichtlich deshalb nicht zu beanstanden." – Dominik Lenz, Stellv. Pressesprecher


Auch zu dem Mitarbeiter, der augenscheinlich Puten mit einer Stange und einem Bolzenschneider misshandelt, äußert sich die Pressestelle des Ministeriums wie folgt:


"Eine Strafanzeige gegen den Täter wird erstellt, da aufgrund des Bildmaterials davon ausgegangen werden muss, dass Puten aus Rohheit erhebliche Schmerzen und Leiden zugefügt wurden." – Dominik Lenz, Stellv. Pressesprecher
"Animal Rights Watch": Skandal in Brandenburg: Hier werden Ferkel auf dem Boden totgeschlagen

"Animal Rights Watch" Skandal in Brandenburg: Hier werden Ferkel auf dem Boden totgeschlagen

Achtung: Die folgenden Bilder können verstörend wirken.


Ein Schweinezuchtbetrieb in Brandenburg: Mitarbeiter sortieren kleine Ferkel aus und schlagen sie auf den Boden. Sie werden umgebracht, weil sich die Handaufzucht finanziell nicht lohnt. Die Bilder stammen von der Tierschutzorganisation "Animal Rights Watch". Die toten Ferkel bleiben teilweise neben ihren Müttern liegen. Verendete Tiere werden anschließend eingesammelt. Die Aktivisten erklären, das Töten der Ferkel verstoße gegen das Tierschutzgesetz, da kein "vernünftiger Grund" für die Tötung vorliege. Animal Rights Watch hat deshalb Strafanzeige gegen den Schweinezuchtbetrieb gestellt. Die Agrargenossenschaft Neuzelle eG äußert sich in einer Mitteilung zu den Vorwürfen: "Wenn es Zuwiderhandlungen durch Mitarbeiter gab, bedauern wir das zutiefst. Eventuelle Verstöße werden geahndet." 2014 und 2016 hat die Tierschutzorganisation bereits ähnliche Fälle aufgedeckt. Trotzdem habe sich grundlegend nichts verändert, kritisieren die Aktivisten. Das Verbraucherschutzministerium in Potsdam erklärte, man gehe davon aus, dass die Mehrzahl der Betriebe im Land sich dem Tierschutz verpflichtet fühle. Im konkreten Fall müsse abgewartet werden, was die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft erbrächten.