Ist es ihm egal, oder ärgert er sich? Merkt er es gar nicht, oder tut es ihm weh? Kurzum: Wie hat der Milliardär und Lidl-Patriarch Dieter Schwarz auf die Nachricht reagiert, dass die Datenschützer seinem Unternehmen wegen der Bespitzelung von Mitarbeitern ein Bußgeld von 1,46 Millionen Euro aufgebrummt haben? Ihm als echten Schwaben und tüchtigen Geschäftsmann wird wohl jeder verlorene Cent stören.
Aber wirklich weh tut weder ihm noch seiner Firma die Strafe. Wirklich schlimm waren die Umsatzverluste unmittelbar nachdem stern und stern.de den Überwachungsskandal aufgedeckt haben. Wirklich teuer kam Lidl die großangelegte Werbekampagne, die der Discounter wegen der heftigen Kritik gestartet hatte. Der Strafzettel der Datenschützer ist da eher eine unangenehme Begleiterscheinung. Dies wird dadurch unterstrichen, dass Lidl schon vor Bekanntwerden der Gesamtsumme die Strafe akzeptiert hat.
Datenschutzgesetz ist zahnloser Tiger
Das Bußgeld ist zu niedrig für ein Unternehmen mit einem Jahresumsatz von rund 50 Milliarden Euro. Dass eine solch große Firma für die Bespitzelung seiner Angestellten mit einer so geringen Strafe belegt wird, zeigt auch, dass das Datenschutzgesetz ein zahnloser Tiger ist. Die milden Konsequenzen stehen in keinem Verhältnis zu dem krassen Verstoß gegen datenschutzrechtliche Vorgaben.
Aber dafür kann Lidl nichts. Viel mehr kann das Unternehmen aber für die Vorgänge in seinen mehr als 2600 Filialen. Anscheinend hat der Discounter ja aus seinen Fehlern gelernt. Zumindest was den Datenschutz angeht. Er hat ein Konzept erarbeitet, dem Gewerkschaft und Datenschützer ein gutes Zeugnis ausstellen. Nun heißt es abwarten, ob der "ganzheitliche" Plan, mit dem man eine " für die Branche vorbildliche Umsetzung des Datenschutzes" erreichen will, hält, was er verspricht.
Grundsätzliches Misstrauen
Zweifel sind angebracht. Denn Datenschutzregeln einzuhalten, reicht nicht aus, um ein guter Arbeitgeber zu sein. Dazu gehört eine grundlegend andere Haltung den Mitarbeitern gegenüber. Aber der schwerfällige Supermarktriese tut sich nach wie vor schwer, sich von lieb gewonnenen Unternehmensgrundsätzen zu lösen. Das zeigt dieAntwort von Lidl auf die Frage, warum die illegale Bespitzelung der Angestellten über viele Monate hinweg geduldet und nicht gestoppt wurde. Die Neckarsulmer Spitze beharrt nach wie vor auf dem Standpunkt, dies sei dem "Fehlverhalten einzelner Führungskräfte" zuzuschreiben. Diese Begründung ist ganz und gar unglaubwürdig. In einem so straff und streng hierarchisch geführten Betrieb wie Lidl können diese Machenschaften der Firmenleitung nicht gänzlich entgangen sein.
Und selbst wenn es so gewesen ist. Dass die "einzelnen Führungskräfte" diese Methoden angewendet haben, zeigt das grundsätzliche Misstrauen, mit dem Lidl seinen Mitarbeitern begegnet. Und für diese vergiftete Atmosphäre sind letztlich die Spitzenmanager und auch Dieter Schwarz selbst verantwortlich.