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Kritik an verschobener Zinswende "Die Fed muss endlich handeln"

Deutsche Ökonomen sehen die Ankündigung der Fed, die Zinswende zu vertagen, kritisch.  Die US-Notenbank sei vom Markt getrieben und riskiere ihre Glaubwürdigkeit, werfen Volkswirte der Federal Reserve vor. So reagieren einige Experten - ein Überblick.
  • Liane Buchholz, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB): "Die amerikanische Notenbank verzögert die Zinserhöhung und spielt mit ihrer Glaubwürdigkeit. Obwohl die Fed eines ihrer erklärten Ziele, die Vollbeschäftigung, nahezu erreicht hat, traut sie es der US-Konjunktur noch nicht zu, eine erste Zinserhöhung zu verkraften. An den Märkten verlängert die Fed durch ihr Zögern die Unsicherheit über die langerwartete Zinswende in den USA."
  • David Folkerts-Landau, Chefvolkswirt Deutsche Bank: "Es ist bedauerlich, dass die Fed aufgrund der Volatilität auf den globalen Finanzmärkten und der Sorge um das Wachstum im Ausland - vor allem in den Schwellenländern und China - keine Zinsanpassung vorgenommen hat. Jetzt einen Normalisierungsprozess einzuleiten, wäre absolut angemessen und ehrlich gesagt, schon lange überfällig gewesen. Die Beibehaltung dieser Geldpolitik geht zulasten der Finanzmarkstabilität und wird am Ende einen kräftigen Anstieg der Inflation mit sich bringen."
  • Michael Heise, Allianz: "Einen Zeitpunkt, zu dem eine Zinserhöhung in einer völlig stabilen weltwirtschaftlichen Situation erfolgt und keine Risiken birgt, wird es kaum geben. Mit dem Zuwarten und dem weiterbestehenden Signal einer Zinserhöhung bleibt die Fed vielmehr selbst Quelle der Marktvolatilität. Das Abwarten der Fed dürfte zu keiner stabileren Entwicklung an den Märkten beitragen."
  • Andreas Bley, Chefvolkswirt Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR): "Leider hat die Fed die lange überfällige Leitzinserhöhung noch einmal herausgeschoben. Die Konjunktur hat sich in den USA weitgehend normalisiert. Dazu passt kein Leitzins nahe Null."
  • Ulrich Kater, Chefvolkswirt DekaBank: "Die Entscheidung verdeutlicht, dass ein Ausstieg aus der Nullzinswelt sehr mühsam ist und sehr lange dauern wird."
  • Tobias Rehbock, KfW: "Je länger die Fed wartet, umso höher wird die Wahrscheinlichkeit, dass der Fed in konjunkturell schwierigen Zeiten ausreichend Munition fehlt. Das kann die Fed am allerwenigsten wollen - auch deshalb hätte sie die Zinsen erhöhen müssen."
  • Asoka Wöhrmann, Deutsche Asset & Wealth Management: "Mit diesem Schritt hat sich die Fed den Erwartungen des Marktes gebeugt."
  • Otmar Lang, Chefvolkswirt Targobank: "Die USA sind gefangen in der Zinsstarre - denn eine tatsächliche Wende in der Politik des billigen Geldes könnte die Erholung am US-Immobilienmarkt ins Wanken bringen."
  • Jörg Krämer, Chefvolkswirt Commerzbank: "Die Federal Reserve hat es wieder nicht gewagt. Wohl hauptsächlich wegen der Risiken in den Schwellenländern hat die US-Notenbank die Zinswende weiter aufgeschoben."
  • Thomas Gitzel, Chefökonom VP Bank Gruppe: "Im Dezember sollte es aber soweit sein. Reagieren (Fed-Chefin) Janet Yellen und ihre Kollegen auch nicht zum Jahresende, verspielen die Notenbanker ihre Glaubwürdigkeit."
  • Harm Bandholz, Chef-US-Ökonom UniCredit: "Die Fed muss endlich handeln."
amt DPA

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