WÄHRUNG Allergie-Alarm beim Euro

Schmutziges Geld: Auch in zwei Euro-Münzen wird wieder Nickel enthalten sein, dabei leiden besonders häufig junge Frauen unter Nickelallergien.

Allein beim Gedanken an die neue Einheitswährung reagieren schon viele Europäer allergisch. Neben die Euro-Skepsis könnte bald noch eine richtige Allergie treten. Davor warnen zumindest Mediziner, denn einige Münzen enthalten Nickel und darauf reagieren manche Menschen empfindlich. Kommen sie mit dem silberweißen glänzenden Metall in Kontakt, wird die Haut rot, juckt und bildet Bläschen. Ob das neue Geld tatsächlich eine solche Allergie auslöst, ist jedoch umstritten.

Nickel ist Allergie-Auslöser

»Es scheint wünschenswert, den Nickelgehalt der Münzen bei der Umstellung auf ein neues Münzsystem zu verringern«, heißt es Nehmen Sie die Gefahr ernst, oder glauben Sie, dass alles nur Panikmache ist? Diskutieren Sie mit im Wirtschaftsforum... in einer Verordnung des Rates der Europäischen Union von 1997. Fakt ist aber: Der Nickelanteil im Euro wird genauso groß sein wie in Mark-Stücken. Nur wird es künftig zwischen Rügen und dem Bodensee weniger nickelhaltige Geldstücke geben.

Künftig nur noch zwei Münzen kritisch

Nach Angaben der Bundesbank war das Metall bisher in 50-Pfennig- sowie 1-, 2- und 5-Mark-Münzen enthalten. Die Legierung dieses »Silbergeldes« besteht zu 75 Prozent aus Kupfer und zu 25 Prozent aus Nickel. Diese Zusammensetzung wird künftig nur noch für die silberfarbenen Bestandteile der 1- und 2-Euro-Münzen gelten, heißt es in einer Verordnung der Europäischen Gemeinschaften. Die roten 1-, 2- und 5-Cent-Münzen bestehen hingegen aus Stahl mit einer Kupferauflage, die gelben 10-, 20- und 50-Cent-Münzen aus »Nordischem Gold«, einer Kupfer-Aluminium-Zink-Zinn-Legierung.

Besonders junge Fraue betroffen

»Ich verstehe nicht, warum in einigen Münzen wieder 25 Prozent Nickel sein muss«, kritisiert der Präsident des Ärzteverbandes Deutscher Allergologen (ÄDA), Thomas Fuchs. »Nickel ist weltweit das Allergen schlechthin, besonders bei jungen Frauen.« Nach Erkenntnis des Verbandes reagiert in Deutschland etwa jede dritte Frau unter 30 Jahren allergisch auf das Metall, wenn es längere Zeit mit der Haut in Verbindung kommt. Bei Patienten mit hochgradiger Nickelallergie reicht sogar schon ein kurzer Kontakt.

Nickel ist überall

Ob im Supermarkt, im Büro oder in der Wohnung - an Nickel kommt keiner vorbei. Es ist nicht nur in Münzen, sondern auch in Türklinken, Armaturen, Kochtöpfen, Besteck, Reißverschlüssen und Knöpfen. »Die Allergie wird aber nur bei längerem Körperkontakt wirksam, und das gilt vor allem für Schmuck und Brillenbügel«, erklärt Ulrich Heubner, Deutschland-Vertreter des Nickel Development Institute (Toronto). Für Ohrringe und Piercing-Teile gilt die Bedarfsgegenstände-Verordnung, die fest schreibt, dass Teile, die unmittelbar und für längere Zeit mit der Haut in Kontakt kommen, nicht mehr als 0,05 Prozent Nickel enthalten dürfen.

Geld ist kein Bedarfsgegenstand

Würde auch das neue Zahlungsmittel als Bedarfsgegenstand eingeordnet, bedeutete dies eine grobe Verletzung der Verordnung; denn der Nickel-Gehalt im inneren Teil der 1-Euro-Münze und im äußeren Ring der 2-Euro-Münze wäre 500-mal höher als die festgelegte Höchstgrenze.

Expertenstreit und fehlende Statistiken

Allerdings streiten sich Experten darüber, ob die silbernen Geldstücke wirklich eine Allergie auslösen können. Bei intensivem Umgang mit Münzen würden täglich einige Mikrogramm Nickel auf die Hände gelangen, heißt es in einem Papier zweier Allergologenverbände. »Besonders gefährdet sind Bankangestellte und Kassierer«, meint ÄDA- Präsident Fuchs. Doch Zahlen, die ein erhöhtes Risiko für diese Berufsgruppen belegen, hat der Allergologe nicht.

Alles nur Panikmache?

»Seit Jahrzehnten gibt es die nickelhaltigen DM-Münzen. Aber eine Allergie ist bei Kassiererinnen nur in Einzelfällen beobachtet worden«, sagt Heubner. »Warum die Allergologen jetzt so schreien, weiß ich nicht.« Auch eine Ärztin des Münchner Gewerbeaufsichtsamtes kann die Warnungen von Fuchs nicht nachvollziehen. »Das ist Angstmacherei«, sagt sie. Nach ihren Erfahrungen sind weder Kassiererinnen noch Verbraucher gefährdet. »Ich habe noch nie eine Allergie auf Nickel in Münzen festgestellt«, sagt die Medizinerin, die schon seit Jahren Berufskrankheiten behandelt.

Sophia-Caroline Kosel