Währung Schwerer Abschied von der Mark

Genau 293 Tage vor dem »E-Day« ist die Mehrheit der Deutschen immer noch gegen den Euro. Jetzt sollen Werbekampagnen den Meinungsumschwung bringen.

In genau 293 Tagen wird die D-Mark endgültig zu Grabe getragen. Ab dem 1. Januar 2002 gilt dann in Deutschland und den übrigen elf Mitgliedern der Europäischen Währungsunion nur noch der Euro als gesetzliches Zahlungsmittel. Obwohl in vielen Unternehmen sowie an der Börse der Euro längst eingeführt wurde, fällt es den Deutschen schwer, sich von ihrer geliebten D-Mark zu trennen. Neun Monate vor der Umstellung steht die Mehrheit der Bundesbürger dem Euro immer noch skeptisch gegenüber. Dies ergab eine Umfrage der Bundesbank.

Bei Kleinbetrieben hapert die Umstellung

Vor allem kleine und mittlere Unternehmen haben sich in Deutschland noch nicht auf den historischen Schritt vorbereitet. Ein Viertel der Firmen war ein Jahr vor dem großen »E-Day« der Meinung, sie könnten auch 2002 ihre Buchhaltung in der alten Landeswährung fortführen. Bundesbankpräsident Ernst Welteke hält deshalb der Politik Versäumnisse vor. Die Umstellung auf die Gemeinschaftswährung ist in Deutschland »nie Gegenstand öffentlicher Auseinandersetzung geworden. Das ist das Problem.« Im Gegensatz zu anderen Ländern wurde auch keine Volksabstimmung über dieses brisante Thema abgehalten.

Banken und Wirtschaft sind alarmiert

Die Europäische Zentralbank (EZB), Bundesbank, Sparkassen und Großbanken, aber auch die großen Industriekonzerne sind mittlerweile alarmiert. Mit massiven Kampagnen - auch mit TV-Spots - wollen sie erreichen, dass nun in Deutschland die Stimmung zu Gunsten des Euro umschlägt und die organisatorischen Vorbereitungen rechtzeitig beendet sind.

Ein Mammutprojekt wird in Euroland mit seinen 300 Millionen Einwohnern schon allein der Umtausch des Bargeldes. In der Bundesrepublik betragen die gehorteten - und für den täglichen Bedarf nicht benötigten - Bargeldbestände mehr als 100 Milliarden DM. In Sparstrümpfen, -büchsen oder anderen Behältern lagern Tausende Tonnen Metallgeld. Die Bundesbank rechnet deshalb mit einem Rücklauf von 28,5 Milliarden Münzen im Wert von 9,5 Milliarden DM. Das Gewicht wird auf rund 1.000 Tonnen geschätzt.

Konten werden automatisch umgestellt

Damit diese Lawine Ende Dezember nicht die Banken überrollt, werden die privaten Haushalte schon jetzt aufgefordert, ihre Barschaft bei Banken und Sparkassen einzuzahlen. Auf den Konten werden sie zum Jahreswechsel 2001/2002 dann automatisch in Euro umgerechnet.

Die Euro-Geldscheine werden erst ab 1. Januar 2002 von den Geldautomaten ausgespuckt oder an den Bankschaltern ausgegeben. Für eine Übergangsfrist von zwei Monaten (bis 28. Februar) kann allerdings im Einzelhandel noch mit D-Mark in bar bezahlt werden. Das Wechselgeld wird jedoch schon in Euro-Währung zurückgegeben. Von dieser Regelung erhoffen sich Währungsbehörden, Banken und Handel einen reibungslosen Übergang zum neuen Geldzeitalter.

»Euro-Beutel« zum Üben

Nur bei den Münzen gibt es einen Vorlauf zum Üben. Rechtzeitig vor Weihnachten werden von den Kreditinstituten vom 17. Dezember an Beutel mit 20 Euro- und Cent-Münzen im Wert von 20 DM verkauft. Im Gegensatz zu den Scheinen hat das Hartgeld auf der Rückseite nationale Motive. In Deutschland sind das neben dem Eichenzweig das Brandenburger Tor und der Bundesadler.

Aber selbst nach der Übergangsfrist Ende Februar bleibt der Wert der D-Mark-Scheine und -Münzen unbegrenzt erhalten. Selbst Sonderprägungen verlieren nicht ihren Wert. Unter Matratzen oder in geheimen Ecken entdeckte Geldscheine werden dann allerdings nur noch von den Landeszentralbanken der Bundesbank umgetauscht. Bei Beträgen über 30.000 DM muss allerdings nach dem Geldwäschegesetz die Herkunft der Mittel angegeben werden.

Geldwert ändert sich nicht

Immer noch nicht weit genug verbreitet ist, dass es sich bei der Währungsunion nicht um eine Währungsreform, sondern nur um eine Währungsumstellung handelt. Mit der endgültigen Einführung des Euro wird niemand reicher oder ärmer. Sämtliche Guthaben oder Schulden, Einkommen, Renten oder Mieten werden nur in der neuen Währung ausgedrückt. Dabei ist gesetzlich vorgeschrieben, dass - auch für bestehende Verträge - exakt der offizielle Umrechnungskurs anzuwenden ist. 1 Euro = 1,95583 DM wird somit für die Phase der Umstellung das Maß aller Dinge. Den Bundesbürgern mit einer Relation von rund 1:2 dürfte die Umstellung dabei leichter fallen als den Österreichern, die mit 1 Euro = 13,7603 Schilling rechnen müssen. Erst nach der Umrechnung eines DM-Betrages in Euro wird dann auf einen Cent auf- oder abgerundet.