Wirecard-Skandal Abgetauchter Manager Marsalek meldet sich erstmals über seinen Anwalt

Wirecard Zentrale München
Einst der Stammsitz der deutschen Fintech-Hoffnungen: Ein Foto der Wirecard-Zentrale im bayerischen Aschheim aus dem Jahr 2020
© Future / Imago Images
Seit Jahren schon wird nach Ex-Wirecard-Manager Jan Marsalek gefahndet. Möglicherweise ist er in Russland abgetaucht. Über seinen Anwalt aber sendet er nun ein Lebenszeichen – und äußert sich in einem Schreiben offenbar über das Gerichtsverfahren.

Im Wirecard-Skandal hat sich der seit drei Jahren untergetauchte Hauptverdächtige Jan Marsalek über seinen Verteidiger bei der Münchner Justiz gemeldet. Beim Landgericht München I sei ein Brief des Verteidigers eingegangen, sagte ein Gerichtssprecher.

Der von der Münchner Justiz verfolgte Marsalek ging der "Wirtschaftswoche" (Wiwo)zufolge nicht konkret auf die gegen ihn erhobenen Vorwürfe ein. Allerdings habe er sich zu dem Drittpartnergeschäft des insolventen Bezahldienstleisters geäußert und zu verstehen gegeben, dass dieses existiert habe. 

Marsalek äußert sich wohl zu Verfahrensbeteiligten

Das Drittpartnergeschäft ist ein zentrales Thema des Wirecard-Prozesses, der gerade gegen den früheren Konzernchef Markus Braun läuft. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass es dieses Geschäft nicht gab – Braun hingegen sagt, es habe existiert.

Laut "Wiwo" äußerte sich Marsalek in dem Schriftstück wohl auch zu den unterschiedlichen Verfahrensbeteiligten. In Justizkreisen heiße es, dass Marsalek vor allem den Mitangeklagten Oliver B. belastet habe, der als Kronzeuge der Anklage gilt. B. war lange Zeit Wirecards Statthalter in Dubai. Nach dem Zusammenbruch des Unternehmens belastete er Braun und seinen ehemaligen Kollegen Stephan von E.

Marsalek soll dem Gericht laut "Wiwo" zu verstehen gegeben haben, dass B. in mehreren Punkten nicht die Wahrheit sage. Der Verteidiger von B., Florian Eder, sagte der Zeitschrift zu den angeblichen Vorwürfen: "Man kann viel schreiben und viel sagen, man muss aber nicht alles glauben".

Braun und die zwei Mitangeklagten stehen unter anderem wegen bandenmäßigen Betrugs vor Gericht. Ihnen drohen lange Haftstrafen. Seit einigen Monaten bereits wird am Landgericht München I in Sachen Wirecard verhandelt.

Einer der größten deutschen Wirtschaftsskandale

Die Wirecard-Insolvenz ist einer der größten Wirtschaftsskandale der Bundesrepublik. Braun soll zusammen mit der restlichen Wirecard-Chefetage über Jahre Scheingeschäfte in Milliardenhöhe verbucht und so hohe Kredite erschwindelt haben. Er bestreitet die Vorwürfe und macht Marsalek verantwortlich. Dieser befindet sich auf der Flucht, er wird in Russland vermutet.

DPA · AFP
nik