Wirtschaftsnobelpreis für Elinor Ostrom Eine Umwelt-Ökonomin, die gegen den Strich denkt

Sie ist die erste Frau, die mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet wird: die US-Forscherin Elinor Ostrom. Die 76-Jährige gilt als eine Umwelt-Ökonomin von Weltrang. Sie teilt sich die rund eine Million Euro Preisgeld mit ihrem ein Jahr älteren Landsmann Oliver Williamson.

"Mit großer Überraschung" reagierte Elinor Ostrom am Montagmittag in den USA auf eine Entscheidung, die soeben im fernen Schweden verkündet worden war: Das Nobelpreis-Komitee hatte der Politikwissenschaftlerin aus Indiana den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften zuerkannt - gemeinsam mit ihrem Landsmann Oliver Williamson. Darüber, dass sie als erste Frau überhaupt die renommierte Ehrung erhält, zeigte sich Ostrom gegenüber dem schwedischen Fernsehen regelrecht "schockiert".

Die 1933 in Los Angeles geborene Ostrom, die an der Indiana University in Bloomington lehrt, gilt als Umwelt-Ökonomin von Weltrang. Schon seit Jahren wurde Ostrom als aussichtsreiche Kandidatin für den Nobelpreis gehandelt. In ihren Forschungsarbeiten konzentrierte sie sich auf das Management natürlicher Ressourcen - in Zeiten hitziger Debatten über Umweltzerstörung und Klimawandel ein hochaktuelles Thema.

"Ostroms Arbeiten lehren uns neue Lektionen über die grundlegenden Mechanismen, die die Zusammenarbeit in menschlichen Gemeinschaften aufrechterhalten", erklärte die Jury in Stockholm. Es gebe einiges zu lernen aus den Erfolgen und Misserfolgen des Umgangs mit Gemeingütern, mit denen Ostrom sich befasst habe - gerade, wenn es darum gehe, die Zerstörung der Natur aufzuhalten.

Ostrom stellt gängige Thesen infrage

Ostrom, der 1965 von der University of California in Los Angeles der Doktortitel verliehen wurde, forschte unter anderem zu Fischbeständen und Gewässern sowie zu Wald- und Weideland. Sie konzentrierte sich bei ihren Studien auf die Verwaltung von Gemeingütern durch Nutzerorganisationen.

Der Jury zufolge focht die Wissenschaftlerin dabei erfolgreich die gängige These an, dass Gemeingüter grundsätzlich zu stark ausgebeutet werden, sofern sie nicht - etwa durch Steuern oder Quoten - staatlich reguliert oder aber privatisiert worden sind. Ostroms Studien hätten vielmehr gezeigt, dass die gemeinschaftlichen Güter auch ohne staatliche Regulierung oder Privatisierung oft überraschend gut verwaltet würden. Dies lasse sich empirisch belegen, betonte das Nobelpreis-Komitee.

Williamsons Lebenslauf ist Dutzende Seiten lang

Ebenso wie Ostroms Forschungen gelten die des Wirtschafts- und Rechtswissenschaftlers Williamson von der University of California in Berkeley als hochaktuell - in diesem Fall wegen der Diskussionen über die richtige Unternehmensführung inmitten der Wirtschaftskrise. Der am 27. September 1932 in Wisconsin geborene Williamson erforschte vor allem die Strukturen und Abläufe in Großunternehmen und kam zu dem Schluss, dass hierarchische Organisationen - also etwa Firmen - grundlegend anders als Märkte funktionieren. Williamsons Lebenslauf im Internet ist Dutzende Seiten lang: Abgesehen von der Information, dass der fünffache Vater schon vor zwei Jahren Goldene Hochzeit mit seiner Frau Dolores Celeni feiern konnte, ist hier auch eine Auflistung seiner Ehrendoktorwürden an diversen Unis in aller Welt zu lesen. Nicht zu vergessen die Tatsache, dass Williamson im Frühjahr 1991 Gastprofessor an der Universität Saarbrücken war.

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AFP/DPA