Bad Kissingens Oberbürgermeister Karl Heinz Laudenbach blüht in diesen Tagen regelrecht auf. "Bad Kissingen ist die sauberste Stadt, der bekannteste Kurort Deutschlands und jetzt auch die blühendste Stadt Deutschlands", sagt das Stadtoberhaupt. Die überschäumende Euphorie hat ihre Wurzeln im Bundeswettbewerb 'Unsere Stadt blüht auf'. Dort wurde Bad Kissingen vor Kurzem in einem Kreis von 29 Teilnehmern als Sieger gekürt. Deshalb wird der unterfränkische Kurort im kommenden Jahr Deutschland beim Europa-Wettbewerb 'Entente Florale' vertreten.
Die Freude lässt sich in Euro nicht messen
"Was das für unsere Stadt bedeutet, dass lässt sich in Euro gar nicht ausdrücken", freut sich der Oberbürgermeister und kurbelt schon einmal die Marketing-Maschinerie an. "Die Chancen, dass Bad Kissingen in Umfragen weiterhin als bekanntester Kurort Deutschlands hervorgeht, stehen höher denn je", meint er. Vor einiger Zeit hatte der Rathauschef seine Stadt schon mit einem deftigen Bußgeldkatalog für Müllsünder ins Rampenlicht gerückt - für weggeworfene Zigaretten, Hundehaufen in Kuranlagen oder gar Urinieren auf öffentlichen Plätzen werden Gäste wie Einheimische mit bis zu 300 Euro zur Kasse gebeten.
Palmen im Frankenland
Nun glänzt die Stadt ganz offiziell nicht nur mit Sauberkeit, sondern auch mit Pflanzenreichtum. Ein Drittel des gesamten Stadtgebiets ist laut Laudenbach "grüne Erholungsfläche". 5000 Euro investierte die Stadt nach eigenen Angaben für den Wettbewerb. Mächtige Palmen sprießen aus den Kübeln in der Fußgängerzone, himmelblaue Petunien und rosafarbene Geranien säumen das Brückengeländer über die Fränkische Saale zum Spielcasino.
Der Rosengarten, der noch beim Hochwasser im vergangenen Winter meterhoch unter Wasser stand, lockt mit bunten Blüten - nur das Gras sieht derzeit nicht mehr ganz frisch aus. Blumenkästen schmücken etliche Balkone, Geschäfte haben Blumenampeln aufgehängt, der Kleingartenverein bringt grün ins Stadtbild und die Kurgärtnerei wirft ihre Fachkompetenz in die Waagschale beziehungsweise in das Blumenbeet.
Die Bürger kommen mit ins "bunte Blumenboot"
"Wir zaubern ausgefallene Blumen-Arrangements und haben auch Gemüse wie Rote Rüben verarbeitet", betont der Leiter der Kurgärtnerei, Hubertus Wehner. Etwa 120 000 Pflanzen werden den Angaben zufolge Jahr für Jahr im Frühjahr und Herbst ausgewechselt. Insgesamt arbeite die Kurgärtnerei mit 450 verschiedenen Pflanzentypen, erzählt Wehner. Dabei werde auf eine harmonische Zusammenstellung besonders viel Wert gelegt. Die Profis stünden aber auch dem gemeinen Hobbygärtner mit Rat und Tat zur Seite. "Wir wollen die Bürger mit in unser buntes Blumenboot nehmen", sagt Wehner.
Die jüngste Auszeichnung sei vor allem ein Indiz für das Engagement der Bürger, betont Laudenbach. "In der Stadt herrscht eine Aufbruchstimmung. Jeder hat gesagt: Ich leiste meinen Beitrag. Das war ein echtes Gemeinschaftsprojekt", lobt der Oberbürgermeister. Mehrere Bürger haben sogar angeboten, in ihrer Freizeit Pflanzen auf öffentlichen Flächen zu gießen. Für den europäische Entscheid soll die Stadt beispielsweise an den Ortseingängen noch attraktiver gestaltet und die Innenstadt mehr beleuchtet werden.
Oder doch alles wie "scho immer"?
Doch nicht bei allen Einheimischen scheint der Wettbewerb besondere Begrünungs-Ambitionen geweckt zu haben. "Unsere zwei Buchsbäumchen stehen scho immer vor dem Laden", sagt die Verkäuferin in einem Kleidergeschäft. "Wir haben nichts extra gemacht. Unsere Geranien hängen scho seit 30 Jahren am Haus", erklärt ein älteres Ehepaar. Und ein Kurgast aus Marktheidenfeld meint wenig beeindruckt: "Des is halt ne Kurstadt - da gibt’s nun mal viele Blumen."