Wer jung und dynamisch ins Berufsleben startet, denkt selten an ein plötzliches Ende der Karriere. Dabei müssen Jahr für Jahr zahlreiche Menschen ihren Job auf Grund von Allergien, Rückenbeschwerden oder psychischer Leiden aufgeben. Jeder Arbeitnehmer sollte daher für eine Berufsunfähigkeit vorsorgen, empfiehlt Wolfgang Scholl von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf.
Staatliche Leistungen sind niedrig
Die staatlichen Leistungen sind nach einer Statistik des Verbandes Deutscher Rentenversicherungsträger (VDR) in Frankfurt/Main niedrig: Durchschnittlich 1.183 Mark im Monat bekommen Arbeitnehmer in den alten Bundesländern, wenn sie berufsunfähig geworden sind, 1.007 Mark sind es in den neuen Bundesländern. Wer überhaupt nicht mehr arbeiten kann, hat Anspruch auf eine geringfügig höhere Rente, wenn er zuvor fünf Jahre lang Beiträge zur Rentenversicherung gezahlt hat.
Noch schwieriger wird es laut Scholl für Arbeitnehmer, die nach dem 1. Januar 1961 geboren worden sind. Für sie gibt es seit Jahresanfang nur noch eine einheitliche Erwerbsminderungsrente. »Bei 4.560 Mark Bruttoverdienst im vorigen Beruf sind das etwa 1908 Mark«, rechnet Scholl vor. Auf die volle Höhe dieser Rente habe jedoch nur Anspruch, wer weniger als drei Stunden pro Tag arbeiten könne. Wer dagegen noch bis zu sechs Stunden arbeiten könne, bekomme zwei Jahre lang nur die halbe Rente.
Sichere Einkommensverluste
Völlig leer geht aus, wer noch mehr als sechs Stunden täglich arbeiten kann: Er muss sich einen neuen und häufig weniger qualifizierten Job suchen. »Man muss auf jeden Fall mit Einkommensverlusten rechnen«, sagt Scholl. Wer nicht auf Ersparnisse oder einen mitverdienenden Ehepartner zurückgreifen könne, sollte laut Scholl eine private Berufsunfähigkeitsversicherung (BU-Versicherung) abschließen.
Die Stiftung Warentest in Berlin empfiehlt eine Berufsunfähigkeitsversicherung in Kombination mit einer Risiko-Lebensversicherung. Eine solche »Berufsunfähigkeitszusatzversicherung« (BUZ) wird mittlerweile von zahlreichen Versicherungen angeboten. Der Jahresbeitrag bei den als »gut« und »sehr gut« qualifizierten Angeboten schwankt dabei nach einer Untersuchung der Zeitschrift »Finanztest« (Ausgabe 10/2000) zwischen 653 Mark und 1.777 Mark, bezogen auf 30-jährige Arbeitnehmer und eine Monatsrente von 2000 Mark.
Achtung vor der Verweisungsklausel
Vor allem das Kleingedruckte sollten Versicherungswillige jedoch prüfen, rät Scholl. So sollte man immer darauf achten, dass der Versicherer auf die »Verweisungsklausel« verzichte - sonst werde man bei Berufsunfähigkeit einfach an einen anderen Beruf verwiesen. Wichtig ist laut Scholl auch die rückwirkende Zahlung. Eigentlich zahlten die Versicherungen erst nach einem Zeitraum von sechs Monaten.
Entscheidend ist beim Versicherungsabschluss jedoch der Beruf selbst - schließlich ist das Risiko in den einzelnen Branchen verschieden groß. Mit höherer Qualifikation sinke es fast immer, so die Experten der Stiftung Warentest. »Handwerksberufe, aber auch Fahrer haben schlechte Bedingungen«, bestätigt Scholl. Und schließlich sollte man immer mindestens sieben bis zehn Angebote einholen und verschiedene Anträge gleichzeitig stellen: Falls eine Versicherung einen Vertrag ablehne, müsse das nämlich beim nächsten Antrag angeben werden - und das schmälere erneut die Chancen auf einen erfolgreichen Abschluss.
Informationen:
Die Untersuchung der Zeitschrift »Finanztest« über 111 Berufsunfähigkeitsversicherungen ist für drei Mark zuzüglich Porto bei der Stiftung Warentest unter der Telefonnummer 01805/002467 (0,24 Mark pro Minute) zu bestellen.