Das Leben ist eine Kette von Gefahren, jedenfalls aus Sicht der Versicherungskonzerne. Sie haben den Alltag in Risiken unterteilt, gegen die sie den Menschen Schutz versprechen. Einzeln, im Paket, zeitlich begrenzt oder bis über den Tod hinaus. Besonders gern verspricht die Branche den Kunden, ihnen die finanziellen Risiken des Älterwerdens und des Sterbens abzunehmen. Ein boomender Markt, denn die staatlich organisierte Vorsorge reicht hier schon lange nicht mehr aus. Fast die Hälfte aller Versicherungsbeiträge fällt in diesem Bereich an. Zwar kümmert sich Vater Staat immer noch um die Folgen von Alterung und Tod seiner Bürger: zum einen mit der gesetzlichen Rente (oder den Beamtenpensionen), zum anderen mit Witwen- und Waisenrenten. Doch beide können schon länger mit den steigenden Kosten nicht mithalten. So bleibt dem vorausschauenden Verbraucher gar nichts anderes übrig, als auf einen der mehr als 100 Lebensversicherer oder die Angebote von Banken zurückzugreifen. Nur: Die Fülle der Möglichkeiten ist erdrückend. Doch schon die folgenden Grundbegriffe genügen, um Fehler zu vermeiden und das für die persönliche Lebenssituation passende Angebot zu finden.
Finger weg von...
...Sterbegeldversicherungen. Seit die Krankenkassen kein Sterbegeld mehr auszahlen, werben Versicherer und auch Bestatter besonders gern damit, doch die Policen sind unnötig teuer. Eigentlich handelt es sich um kleine Sparverträge mit Todesfallschutz. Ratsamer ist es daher, einen Geldbetrag auf einem Festgeldkonto anzusparen, von dem später das Begräbnis bezahlt werden kann.
Risikolebensversicherung:
Sie sichert ausschließlich finanzielle Risiken des Todes ab. Stirbt der Versicherte, erhalten zum Beispiel Angehörige eine vereinbarte Summe. Ansonsten erlischt der Vertrag nach Ende der Laufzeit. Unbedingt empfehlenswert ist diese Police für Alleinverdiener mit Familie. Banken verlangen sie in aller Regel zur Absicherung eines Kredits für Wohnungsbau oder -kauf. Die Beiträge sind erschwinglich: Ein 30-Jähriger bezahlt für eine Todesfallleistung von 150 000 Euro für 25 Jahre Laufzeit rund 150 Euro im Jahr. Frauen versichern sich etwas günstiger als Männer, da sie statistisch länger leben, Raucher zahlen mehr als Abstinente. Generell günstiger wird es, wenn man eine mit der Zeit sinkende Versicherungssumme vereinbart, weil beispielsweise die Kinder dann bereits aus dem Haus sind und nur noch die Ehefrau abgesichert werden muss.
Tipp:
Ehepaare, die sich gegenseitig absichern wollen, können einen "verbundenen Vertrag" abschließen. Der ist günstiger als zwei einzelne. Unverheiratete Paare sollten dagegen getrennte Verträge abschließen und jeweils den Partner als Begünstigten einsetzen, denn dem hinterbliebenen Partner steht im Todesfall nur ein Erbschaftssteuer- Freibetrag von 10 000 Euro zu.
Kapitallebensversicherung:
Sie ist die am weitesten verbreitete Form der Lebensversicherung. Mehr als die Hälfte der 94 Millionen Verträge, die die Deutschen abgeschlossen haben, sind kapitalbildend. Im Unterschied zur Risiko-Police kommt es nicht nur zur Auszahlung, wenn der Versicherte stirbt, sondern auch, wenn er das Vertragsende erlebt. Kapital-Policen sind also finanzieller Schutz für Hinterbliebene und Altersvorsorge des Versicherten in einem. Dazu wird ein Teil der Einzahlungen bei der Versicherung angespart. Die Mindestverzinsung beträgt momentan für neue Verträge 2,25 Prozent pro Jahr. Die tatsächliche Gutschrift liegt deutlich darüber. Im Jahr 2006 waren es im Branchenmittel 4,3 Prozent. Ein Vertrag, der vor zwölf Jahren abgeschlossen wurde, als das Zinsniveau deutlich über dem heutigen lag, brachte bisher ein Jahresplus von durchschnittlich 4,4 Prozent. Zwar konnten Vorsorgesparer mit anderen Geldanlagen mehr verdienen, doch im Unterschied zu anderen Sparformen, wie etwa Investmentfonds, sind die einmal gewährten Jahresgutschriften einer Lebensversicherung sicher. Sie können nicht mehr verfallen.
Tipp:
Das Kombi-Produkt Kapitallebensversicherung taugt nur für den, der zugleich seine Angehörigen absichern und fürs Alter vorsorgen will. Zur puren Altersvorsorge sollten Verbraucher sich für die staatlich geförderten Angebote "Riester-" und "Rürup-Rente" entscheiden.
Finger weg von...
..."fondsgebundenen" Versicherungen. Bei der Mehrzahl dieser Angebote gibt es keine Mindestverzinsung und somit auch keinerlei Auszahlungsgarantien. Solche "Fonds-Policen" bieten keinen Vorteil gegenüber herkömmlichen Fondssparplänen - und sind obendrein oft teurer.
Private Rentenversicherung:
Sie funktioniert im Prinzip wie ein Sparvertrag, nur dass bei Vertragsende nicht auf einen Schlag eine Summe ausgezahlt wird, sondern eine monatliche Rente - garantiert und lebenslänglich. Was sehr verlockend klingt, hat jedoch erhebliche Haken und Ösen. Die private Renten-Police ist für die Kunden nichts anderes, als eine Spekulation über ihren Todestag. Aufgrund niedriger Zinsen und steigender Lebenserwartung rechnen sich heutige Angebote allerdings nur noch für Menschen, die deutlich über 90 Jahre alt werden. Doch dieses Kalkül kennen auch die Anbieter. Ihre Rentenversprechen werden deswegen immer zurückhaltender. Ein Teufelskreis. Gerade Frauen haben wegen ihrer hohen Lebenserwartung kaum noch eine Chance, hohe Renditen aus solchen Verträgen zu erreichen. Und: Wer früh stirbt, verliert überdies einen Großteil der eingezahlten Beiträge. Man kann zwar vereinbaren, die Rente für eine bestimmte Zeit an einen Erben auszuzahlen ("Rentengarantiezeit"). Doch das geht zulasten der Rentenhöhe. Ein Trost für alle, die bereits einen solchen Vertrag haben: Wird eine gleichbleibende Rentenhöhe versprochen, darf diese nicht gekürzt werden, auch nicht mit dem Hinweis auf gesunkene Zinsen.
Tipp:
Klassisch Kapital ansparen, Kasse machen und erst dann verrenten. Denn: Um sich eine lebenslange Rente zu sichern, kann man auch einen Vertrag abschließen, bei dem man bereits angespartes Geld auf einen Schlag einzahlt und dann sofort regelmäßig Geld bekommt ("Rente gegen Einmalzahlung"). Ein 63-jähriger Mann, der heute 50 000 Euro überweist, bekommt beim derzeit besten Anbieter, der Adler, dafür eine Monatsrente von 265 Euro. Ähnliche Auszahlungspläne bieten auch Banken und Fondsgesellschaften an. Hier lohnt sich ein Vergleich.
Riester-Rente:
Rund sieben Millionen Bundesbürger haben sie bereits, doch das "riestern" ist weiterhin empfehlenswert für jeden Arbeitnehmer. Beim staatlich geförderten Riester-Sparen, benannt nach dem früheren Bundessozialminister Walter Riester (SPD), stehen drei Varianten zur Wahl: Riester-Fondssparen, Riester-Banksparen und die Riester-Rentenversicherung. Für Einsteiger unter 40 Jahren ist die Fonds- Variante besonders empfehlenswert, für die Generation "50plus" ist das Bankangebot (bei vielen Sparkassen und Volksbanken) erste Wahl.
Die Riester-Rentenversicherung funktioniert genau wie die schon beschriebene private Rentenversicherung. Ihre Rendite ist jedoch besser, wenn man die staatlichen Zulagen einrechnet. Um in den Genuss der Höchstförderung zu gelangen, müssen Riester-Sparer dieses Jahr drei Prozent ihres Bruttovorjahresverdienstes für die Vorsorge einsetzen. Das belohnt Vater Staat mit Steuervergünstigungen und 114 Euro Zulage. Im kommenden Jahr sind es vier Prozent und 154 Euro Höchstzuschuss. Und: Pro Kind gibt es 138 Euro obendrauf (ab 2008: 185 Euro). Deshalb lohnt es sich besonders für Eltern zu riestern. Der Einstieg ist übrigens auch mit ganz geringen Beträgen möglich. Minimum sind 60 Euro pro Jahr.
Egal, in welcher der drei Formen man "Riester"abschließt: Der Anbieter garantiert, mindestens die eingezahlten Beiträge plus Zulagen später wieder herauszurücken. So lässt sich per Riester-Fondssparen ohne Verlustrisiko an der Börse mitverdienen. Achtung: Riester-Fondssparen und "fondsgebundene" Riester-Versicherung sind nicht dasselbe! Sie funktionieren zwar ähnlich, doch kostet das "fondsgebundene" Vehikel oft deutlich mehr, hat also von vornherein geringere Renditechancen. Ab dem 60. Lebensjahr darf bei jedem Riester-Vertrag bis zu einem Drittel des angesparten Geldes auf einen Schlag ausgezahlt werden. Der Rest wird als Rente vergütet (auch bei den Bank- und Fonds-Angeboten). Riester-Ersparnisse werden im Übrigen nicht mit Hartz-IV-Zahlungen verrechnet und können in der Fonds- und Bank-Variante auch vererbt werden. Erben müssen allerdings Steuervergünstigungen und Zulagen zurückzahlen. Gleiches gilt für Rentner, die ihren Wohnsitz dauerhaft ins Ausland verlegen.
Tipp:
Riester-Sparen lässt sich auch mit betrieblich organisierter Altersvorsorge kombinieren. Fragen Sie Ihren Chef, die Personalabteilung oder den Betriebsrat.
Ratgeber
Wissenswertes für alle 18- bis 58-Jährigen: stern-Ratgeberbuch "Das 1x1 der Altersvorsorge", Linde Verlag Wien, 150 Seiten, 9,90 Euro (ISBN-13: 978-3709301500)
Rürup-Rente:
Sie ist besonders attraktiv für alle "Riesterlosen", also für Freiberufler, Unternehmer und nicht berufstätige Ehepartner. Allein im vergangenen Jahr wurden rund 170 000 Neuverträge abgeschlossen. Im Unterschied zur Riester-Rente gibt es das Rürup- Sparen, benannt nach dem Wirtschaftsprofessor und Regierungsberater Bert Rürup, bislang nur in Form der privaten Renten- Police. Die schon erwähnten Schwächen dieser Versicherung mildert die Rürup- Form (auch "Basis-Rente") durch besondere Steuervorteile: 2007 sind 64 Prozent der Einzahlungen steuermindernd (maximal 12 800 Euro). Bis 2025 steigt dieser Abzugsbetrag bis auf 20 000 Euro an. Rürup- Renten können typischerweise nicht vererbt werden. Vereinbart werden kann jedoch, dass noch vorhandenes Guthaben im Todesfall an Ehepartner oder Kinder ausbezahlt wird. Rürup-Ersparnisse werden weder im Hartz-IV-Fall noch bei Betriebsaufgabe (Insolvenz) angerechnet.