In den vergangenen Jahren sind einige neue Arten der Krankenversorgung eingeführt worden, die zum einen die Qualität der Behandlung verbessern, zum anderen Kosten verringern sollen. Damit haben sich einige Rechte und Pflichten verändert, die auch Vorteile für die Patienten bringen. Konkret sind dies sogenannte Disease-Management-Programme für chronisch Kranke (DMP), Hausarztmodelle sowie Ansätze zur integrierten Versorgung.
Programme für chronisch Kranke
Wenn Sie an einer dauerhaften Krankheit leiden, ist es durchaus sinnvoll, sich von einem bestimmten Arzt betreuen zu lassen, der den Überblick über Ihre Entwicklung, die Behandlungen einschließlich der Medikamente sowie über Ihre Lebensführung hat. Solche Disease-Management-Programme (DMP) gibt es derzeit für:
• Diabetes Typ I und II
• Die koronare Herzkrankheit (KHK)
• Asthma / chronisch obstruktive Lungenerkrankung
• Brustkrebs.
Die große Koalition will auch Angebote für Rückenleiden und Depression auf den Weg bringen.
Sie können sich freiwillig für die kostenlose Teilnahme an einem DMP entscheiden. Die Kassen bieten als Anreiz einige Vergünstigungen an, etwa Prämienzahlungen oder auch Ermäßigungen bei Zuzahlungen. Dafür verzichten Sie zum Teil auf Ihr Recht der freien Arztwahl. Es haben sich bereits mehrere Millionen Versicherte in solch ein Programm eingeschrieben. Untersuchungen zeigen vor allem am Beispiel der Diabetiker, dass die Chroniker-Programme die Versorgung verbessern.
Wenn für Sie diese erst seit wenigen Jahren angebotene Form der ärztlichen Versorgung attraktiv ist, fragen Sie einfach den Arzt Ihres Vertrauens, ob er am entsprechenden DMP teilnimmt. Beraten Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt, ob eine Teilnahme für Sie möglich und sinnvoll ist. Mit Ihrer Teilnahmeerklärung schließen Sie einen Vertrag ab, der insbesondere bedeutet, dass Sie bereit sind, Ihren "Behandlungsprozess aktiv zu unterstützen". Das heißt konkret, dass Sie beispielsweise an den ärztlich empfohlenen Schulungen teilnehmen. Sollte Ihr Hausarzt kein DMP anbieten, informieren Sie sich bei ihrer Krankenkasse.
Die Chroniker-Programme sind aber keine neuartigen Therapien, sondern wirken eher koordinierend und unterstützend. Alle Therapieentscheidungen werden zwischen den mitbehandelnden Ärzten abgesprochen. Die Patienten bekommen für Laien verständliche Informationsbroschüren, zudem werden Kurse und Schulungen angeboten. Ein DMP umfasst auch Erinnerungen an Arzttermine (per Brief oder E-Mail), zum Beispiel für den Zuckerkranken der einmal jährlich zum Augenarzt gehen sollte. Ein Versuch kann es in jedem Fall wert sein: Die DMP-Teilnahme können Sie jederzeit und ohne Angabe von Gründen kündigen.
Hausarztmodelle
Auch wenn Sie nicht chronisch krank sind, kann es sinnvoll sein, von einem qualifizierten Allgemeinmediziner betreut zu werden, der Ihren Gesundheitszustand und Ihre Lebensumstände kennt. Nachdem es so schien, als wäre der gute, alte Hausarzt fast ausgestorben, sollen seit einigen Jahren Hausarztmodelle die Qualität der Versorgung verbessern sowie belastende und kostentreibende Doppeluntersuchungen vermeiden helfen.
Praktisch funktioniert das so: Sie verpflichten sich, im Krankheitsfall immer erst zu einem bestimmten Hausarzt zu gehen, den Sie sich ausgesucht haben. Damit verzichten Sie darauf, ohne Überweisung einen Facharzt aufzusuchen (ausgenommen davon sind Gynäkologen, Augenärzte und Zahnärzte). Rechtsgrundlage dafür ist ein Vertrag, der regional zwischen Ärzten und Krankenkassen geschlossen wird.
Eigenmächtiger Wechsel kann teuer werden
Um am Hausarztmodell teilnehmen zu können, müssen Sie sich bei Ihrer Krankenkasse oder direkt beim Arzt dafür einschreiben - und zwar mindestens für ein Jahr. Die Vereinbarung kann vier Wochen vor Jahresfrist gekündigt werden, danach ist eine Kündigung vier Wochen zum Quartalsende möglich. Innerhalb dieser Zeit aber ist die Vereinbarung verbindlich: Ein eigenmächtiger Gang zum Facharzt oder ein Wechsel des Arztes kann in dieser Zeit teuer werden.
Für die Teilnahme am Hausarztmodell geben die Kassen ebenfalls Anreize: Einige zahlen Prämien oder reduzieren Zuzahlungen. Außerdem bieten manche der beteiligten Hausärzte Abendsprechstunden und verkürzte Wartezeiten für die Patienten an. Aber: Das Ganze steht und fällt mit der ausreichenden Qualifikation der beteiligten Mediziner.
Integrierte Versorgung
Patienten und Gesundheitspolitiker beklagen, dass die Versorgung in der Arztpraxis einerseits und diejenige im Krankenhaus andererseits hierzulande zu stark voneinander getrennt sind. Was das praktisch heißt, haben Sie womöglich schon öfter am eigenen Leib erfahren: Ihr niedergelassener Arzt hat eine aufwändige Diagnostik vorgenommen, und in der Klinik wird alles noch einmal wiederholt. Oder die Mediziner im Krankenhaus verordnen Ihnen ein bestimmtes Medikament, der Hausarzt will das aber nicht weiter verschreiben, weil er ein anderes Mittel für geeigneter hält oder es preiswerter ist.
Mit dem Modell der integrierten Versorgung hat sich das teilweise zum Besseren gewendet. Krankenkassen können Verträge mit einzelnen Haus- oder Facharztpraxen sowie Krankenhäusern und Reha-Einrichtungen schließen, um die Zusammenarbeit zu verbessern. "Medizinische Versorgung aus einem Guss" heißt das Zauberwort: Alle Ärzte, die an der Behandlung eines Patienten beteiligt sind, sollen sich über Diagnose, Krankheitsverlauf, Behandlungsziele und Therapie verständigen. Häufig zielen solche Angebote auf einzelne Erkrankungen ab.
Angebote variieren stark
Um als Patient in den Genuss einer Integrierten Versorgung zu kommen, müssen Sie sich allerdings zuerst einmal gründlich informieren. Die Angebote variieren regional und von Kasse zu Kasse sehr, auch ist die regionale Verteilung sehr unterschiedlich. Sie können entweder Ihren behandelnden Arzt direkt fragen, ob er in einem solchen Netz tätig ist, oder Sie erkundigen sich bei Ihrer Krankenkasse, welche Krankenhäuser und Ärzte Verträge zur Integrierten Versorgung geschlossen haben.
Auch für die Teilnahme an der Integrierten Versorgung gewähren die Kassen unterschiedliche Bonuszahlungen oder verringern die Zuzahlungen. Vor allem aber haben Sie den Vorteil, dass die Wege kürzer werden und Sie in der Regel auch schneller Untersuchungs- und OP-Termine bekommen. Zudem werden die Nachsorge und Reha-Maßnahmen besser koordiniert. Jedoch können sich auch hier finanzielle Nachteile ergeben, wenn Sie nämlich Ihrerseits Verpflichtungen nicht einhalten. Der Vertrag zur Integrierten Versorgung endet, wenn die Behandlung abgeschlossen ist oder die Kasse gewechselt wird.