Verbraucher Krankenkassen-Wechsel erfordert Planung

Wo ist Gesundheit am preiswertesten? - Den vollständigen Überblick haben Versicherte erst Anfang des Jahres, wenn alle Beitragserhöhungen durch sind.

Für viele Versicherte wird die gesetzliche Krankenkasse im kommenden Jahr teurer. Mehr denn je stellt sich deshalb die Frage, ob sich ein Wechsel zu einer günstigeren Kasse lohnt. Vor einem solchen Schritt sollten Versicherte sich auf jeden Fall gut über die Bedingungen anderer Krankenversicherungen informieren, raten Experten.

Spürbare Anhebungen

Und bis Anfang nächsten Jahres sollte am besten nichts unternommen werden, denn erst dann steht fest, welche Kasse um wie viel Prozent erhöht. »Im Schnitt liegt der Beitragsatz derzeit bei 14 Prozent«, sagt Udo Barske, Sprecher des AOK-Bundesverbandes in Bonn. Anfang 2003 werden es nach den bisherigen Schätzungen voraussichtlich 14,3 Prozent sein. Einzelne Kassen dürften sogar noch darüber liegen. Die Anhebungen sind für die Versicherten deutlich spürbar: »Bei Durchschnittsverdienern ist eine Mehrbelastung von 30 Euro monatlich realistisch«, sagt Silvia Pleschka von der Verbraucher Initiative in Berlin. »Besserverdienende müssen mit bis zu 100 Euro mehr im Monat rechnen.«

Trend zum Kassenwechsel

»Der Trend zum Kassenwechsel ist da«, betont Pleschka. »Es wird sogar eine Wechsellawine geben«, lautet die Einschätzung von Thomas Isenberg, Leiter des Fachbereichs Gesundheit beim Verbraucherzentrale Bundesverband in Berlin. Den Versicherten sollte aber klar sein, dass die Beitragsunterschiede, wie es sie zur Zeit noch gibt, immer geringer werden, warnt der Experte.

Auch Leistungen sind wichtig

Wer sich für den Wechsel der gesetzlichen Krankenkasse entschieden hat, sollte deshalb nicht nur den Beitragsatz berücksichtigen, empfiehlt Gesundheitsreferentin Pleschka. »Man ist gut beraten, auch auf die Leistungen zu achten.« Die seien in der GKV zwar zu 95 Prozent identisch, sagt Rolf Mentzel von der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) in Hamburg. »Aber es gibt durchaus Unterschiede.«

Vorher Erkundigungen einholen

So übernimmt nicht jede Kasse alle Behandlungsmöglichkeiten etwa bei chronischen Krankheiten. Betroffene sollten vor einem Wechsel bei den in Frage kommenden Kassen schriftlich nachfragen, ob bestimmte gewünschte Therapieformen bezahlt werden, empfiehlt Silvia Pleschka.

Auf Unterscheidungsmerkmale achten

Auch im Blick auf die Beratung kann es Unterschiede geben: »Ein breites Geschäftsstellennetz kann ein Vorteil sein«, sagt Verbraucherschützer Isenberg. Allerdings gebe es durchaus auch Betriebskrankenkassen, die eine Reihe von Zweigstellen haben. »Manche Kassen bieten auch Behandlungsfehlermanagement und verfolgen etwa Beschwerden von Versicherten nach Krankenhausaufenthalten«, so Isenberg. »Auch das ist ein Unterscheidungsmerkmal.«

Bloß keine Panik

Panik ist beim Wechsel in jedem Fall verkehrt: »Man wartet am besten bis Anfang des Jahres«, sagt Silvia Pleschka. Im Fall einer Beitragserhöhung haben Versicherte der GKV ein Sonderkündigungsrecht: »Man kann dann nach zwei Monaten in eine neue Kasse wechseln.« Das gilt sogar dann, wenn der Versicherte erst kürzlich bereits einmal gewechselt ist: Die grundsätzliche Regelung, dass Versicherte mindestens 18 Monate bei einer Kasse bleiben müssen, gilt im Fall von Beitragserhöhungen nicht.