Rund 40 Prozessbesucher seien am Dienstagvormittag im Amtsgericht Tiergarten erschienen – und nur wenige Minuten später enttäuscht wieder abgezogen. Die Richterin stellte das Verfahren ein. "Ich hatte auf eine Stunde Kabarettprogramm gehofft", zitiert die "taz" eine Besucherin.
Immerhin: In Berlin wurde verhandelt, ob Christopher S. eine Polizistin durch Furzen beleidigt und in ihrer Ehre verletzt haben soll, wie die Zeitung berichtet.
Im Februar 2016 wurde eine Personengruppe in der Rigaer Straße in Berlin-Friedrichshain kontrolliert. "Das Prozedere dauerte eine Dreiviertelstunde in klirrender Kälte und war durch ständige Videoaufnahmen, umfangreiche Taschenkontrollen und verbale Auseinandersetzungen begleitet", schilderte der Angeklagte die Szene der "taz". Der Gruppenleiter der Polizeieinheit will dabei allerdings gesehen haben, dass Christopher S. zwei Mal in der Nähe einer Beamtin gefurzt haben soll. Daraufhin soll der Beamte mit einer Anzeige gedroht haben.
Polizeieinheit aus Berlin war selbst in Schlagzeilen
Was die Gruppe zunächst als Scherz verbucht habe, wurde knapp zwölf Monate später Realität: Christopher S. erhielt einen Strafbefehl in Höhe von 900 Euro, legte daraufhin Widerspruch ein. Eine Soligruppe habe ihn dabei unterstützt, berichtet das Blatt. Ihr Motto: "Viel heißer Wind um nichts".
Offenbar eine Prophezeiung: "Es gab keine Auflagen, und das Gericht übernimmt auch sämtliche Kosten, was sehr selten ist", erklärte der Verteidiger des Angeklagten der "taz" zur Einstellung des Verfahrens. Er kritisierte aber: "Dass ein Gruppenleiter der Polizei die Ehre einer Kollegin durch einen Furz verletzt sieht und Anzeige erstattet, ist die eine Sache. Dass dann aber die Staatsanwaltschaft und das Gericht die Anklage zulassen, ist ein klarer Fall von behördlichem Versagen."
Für den Fall, dass es zum Verfahren gekommen wäre, hätte der Verteidiger allerdings noch ein Ass im Ärmel gehabt. Und angemerkt, dass die 32. Polizeieinheit nicht gerade für ihre Prüderie bekannt sei - immerhin gerieten die Beamten im Vorfeld des G20-Gipfels in die Schlagzeilen, weil sie bei einer Party unter anderem öffentlich uriniert haben sollen. Daraufhin wurde die Einheit von Hamburg nach Berlin abgezogen.