Dagmar Seeland ist bestens vertraut mit der Ironie der Geschichte: Die gebürtige Weimarerin schwamm auf ihrer Flucht aus der DDR 1989 durch den Grenzfluss Tisza von Ungarn ins damalige Jugoslawien. 26 Jahre später ließ Viktor Orbáns Regierung genau dort einen Zaun errichten, um Syrern und Irakern die Flucht in das EU-Mitgliedsland Ungarn zu vereiteln. Seeland studierte Kommunikationswissenschaften in Berlin und zog 1995 nach London, wo sie seit vielen Jahren für den stern arbeitet – zuerst als Bildredakteurin, inzwischen als Korrespondentin. Heute schreibt sie vor allem über Covid, Politik und das Königshaus, doch ihre wahre Leidenschaft sind englische Literatur und die Londoner Bühnen. Dieser Tage fühlt sie sich in Boris Johnsons Großbritannien manchmal, und hier schließt sich erneut der Kreis, als sei sie zurück in der DDR – komplett mit leeren Phrasen und zuweilen auch Regalen sowie populistischen Märchen vom vermeintlichen Erfolg einer Staatsideologie namens Brexit.
Dagmar Seeland
Korrespondentin in Großbritannien