Hinweis der Redaktion: Dieser Text beinhaltet Beschreibungen von sexueller Nötigung und Suizid, die auf betroffene Personen retraumatisierend wirken können.
Am 11. Mai 2018 ging beim Rettungsdienst von Preston County, West Virginia, ein Notruf ein. Am Apparat war ein neunjähriges Kind, es war außer sich und kaum zu verstehen. "Was?", fragte der Notfallsanitäter ungläubig, und dann: "Sie hat sich erschossen?" Das Mädchen rief aus dem Zimmer ihrer großen Schwester an, die schwer verletzt auf dem Fußboden lag. Cimarron Thomas hatte sich mit der Pistole ihres Vaters in den Kopf geschossen. Auf dem Weg ins Krankenhaus starb sie an den Verletzungen. Cimarron war zwölf Jahre alt.
Für die Familie Thomas, die sich täglich fragte, warum das bis dahin fröhliche, aktive Mädchen sich das Leben genommen hatte, sollte ihr Tod noch weitere Folgen haben. Nur 18 Monate später brachte sich Cimarrons Vater Ben Thomas um. Der Armeeveteran konnte nicht länger mit der Schuld leben, seine Waffe nicht besser vor den Kindern versteckt zu haben. Er starb, ohne zu erfahren, dass der wahre Verantwortliche für den Tod seiner Tochter über 5000 Kilometer entfernt in der nordirischen Provinz saß.

Es gibt Taten, deren abgrundtiefer Horror sich erst nach und nach entfaltet, wie ein riesiges, komplexes Puzzle, dessen Teile zugeordnet und eingepasst werden müssen, bevor sie das Gesamtbild des Schreckens ergeben. Manchmal dauert es Jahre, bevor dieses Bild sichtbar wird. Ein solcher Fall ist der des Nordiren Alexander McCartney.