Das Leben als Engel kann ganz schön ätzend sein: sich stets an die Regeln halten, kein Sex haben und nur Gutes tun verspricht wenig Aufregung und Befriedigung. Ryan Lennox kann davon ein Lied singen: Das Raubein des himmlischen Sondereinsatzkommandos "Etherlight" konnte bisher kein Kapital aus seinem guten Aussehen und seinem Charisma schlagen, was tiefere Bekanntschaften mit dem weiblichen Geschlecht so gut wie unmöglich machte.
Dies soll sich jedoch schlagartig ändern. Denn nachdem seine alten Auftraggeber keinen Nutzen mehr in Ryan sehen, schicken sie ihm ein schwer bewaffnetes Platoon auf den Hals. Dabei gehen die Jungs nach typisch-amerikanischem Muster vor: erst schießen, dann reden. Ehrensache, dass sich der gefallene Engel dies nicht gefallen lässt.
Kurz darauf wird ihm von der Gegenseite in Person von Lucius Black (was für ein Name!) ein Angebot unterbreitet, dass er unmöglich ausschlagen kann. So mutiert Ryan vom Himmelskrieger zum Ritter des "Abyss" - so der Name der Höllengruppe -, mit allen Konsequenzen. Eine davon sind teuflische Kräfte. Ryan kann seinen wild tätowierten Arm fortan entflammen lassen und einen mächtig starken Schuss auf die Gegner abfeuern. Außerdem verfügt er über einen "Höllenblick", mit dem er versteckte Hinweise sehen kann, sowie die Fähigkeit der Teleportation und Telekinese. All diese Talente wollen im Verlauf der abwechslungsreichen Level immer wieder für Minirätsel angewendet werden, die jedoch nicht sonderlich anspruchsvoll geraten sind.
Der Preis, den er dafür bezahlt, sind Sünden. Denn um seinen Mana- und Lebenspunktevorrat wieder aufzufrischen, muss er sich in dunklen Ecken rumtreiben und getöteten Feinden auf unangenehme Art und Weise den Lebensgeist aussaugen. Was bei den ersten Malen ziemlich cool kommt, nervt spätestens beim zehnten Opfer gewaltig. Doch ist Lennox auf das Prozedere angewiesen, denn nur so kann er Gegnern - neben der Energie - Munition und Schlüsselkarten abnehmen.
Jene stellen sich in den Feuergefechten nicht ganz so dumm an wie die Kollegen bei manch anderen Genrevertretern, sind aber - Hechtsprüngen und Verschanzen zum Trotz - eher Kanonenfutter als eine ernsthafte Gefahr. Deutlich schwieriger zu knacken sind indes die Bossgegner, die zum Teil spezielle Taktiken erfordern. Allen gemein sind jedoch die geschmeidigen Animationen und aufwändigen Modelle.
Überhaupt ist die Grafik von "Infernal" äußerst gelungen und verwöhnt das Auge mit aufwändigen Licht-, Schatten- und modernsten Shadereffekten. Trotz des grafischen Feuerwerks läuft das Spiel aber auch auf kleineren Maschinen flüssig mit allen Details. Ebenfalls zu loben ist die Story, die mittels vieler Zwischensequenzen erzählt wird. Dank der professionellen Inszenierung und den ausgezeichneten englischen Sprechern wird eine tolle, motivierende Atmosphäre erzeugt. Schade allerdings, dass die packende Geschichte gegen Ende hin stark verflacht und viel Potenzial verschenkt.
Die in der deutschen Version vorhandenen Schnitte - Passanten können nicht angegriffen werden - können in einem Spiel, das ab 18 freigegeben ist, als überflüssig tituliert werden. Da die Schnitte jedoch weder die Spieldynamik noch die Atmosphäre negativ beeinflussen, fällt dies nicht weiter ins Gewicht. Für die etwas hakelige Steuerung und maue Kollisionsabfrage müssten die Programmier dagegen schon etwas länger im Fegefeuer schmoren ...
Infernal
Hersteller/Vertrieb | Metropolis Studios/Eidos |
Genre | Action |
Plattform | PC |
Preis | ca. 40 Euro |
Altersfreigabe | ab 18 Jahren |
Insgesamt bietet "Infernal" Actionfans ein gelungenes Actionspektakel in der Third-Person-Perspektive, das zwar nicht an Genrespitzen wie "Max Payne 2" heranreicht, aber dennoch acht bis zehn vergnügliche Stunden verspricht und angesichts des günstigen Preises durchaus einen Kauf rechtfertigt.