"Soccer Champ" "Je länger das Spiel dauert, desto weniger Zeit bleibt"

Bei "Soccer Champ" ist der Star von morgen nicht die Mannschaft, sondern ein einzelner Spieler.

"Ich habe nie an unserer Chancenlosigkeit gezweifelt," sagte einst Torwart Richard Golz. Was damals für die Mannschaft des 1,99-Meter-Hünen gegolten hat, könnte auch für "Soccer Champ" die traurige Wahrheit sein. Denn die Fußball-Simulation von Exozet Games, die klar auf das ganz junge Zocker- und Fußballklientel zielt, schafft es nicht, durch Abwechslung und Spielfreude zu begeistern.

Dabei ist der Grundgedanke gar nicht mal so falsch: Anstelle eines ganzen Vereins muss hier ein junges Nachwuchstalent tatkräftig gefördert werden - vom ersten Tag der Jugendliga bis zum Gewinn der Profiliga-Meisterschaft. Ausgangspunkt ist dabei stets das Zimmer des Jungstars von morgen, von wo aus die vier wichtigsten (und gleichzeitig einzigen) Lokalitäten des Vereinsgebiets aufgesucht werden können: Fitnesshalle, Arztpraxis, Taktikraum und natürlich das Trainingsgelände.

Statt den Sand in den Kopf zu stecken, will nämlich - von einigen Sponsorenterminen einmal abgesehen - fleißig an fünf Tagen pro Woche trainiert werden. Denn nur wer seine Werte wie Ausdauer, Ballgefühl oder Kraft regelmäßig im oberen Bereich hält, darf am Samstag im Ligaspiel antreten. Also sollen in öden Mini-Games wie blöde die Cursortasten und die Leertaste beackert werden, um zum gewünschten Erfolg zu kommen. Dabei sind die Anforderungen nicht sonderlich hoch, bei den Laufübungen muss ein Zeitlimit eingehalten, beim Kopfball- oder Torwandtraining eine lächerlich geringe Anzahl von Treffern erzielt werden. Ist eine Einheit erfolgreich absolviert, ist der Tag auch schon wieder vorbei.

Kommt es endlich zum großen Spiel, rattert wie bei den seligen Konkurrenten "Anstoss" oder "Bundesliga Manager" ein Tickertext über den Bildschirm, der jedoch reichlich dröge ist und mit den immer gleichen Formulierungen aufwartet. Ab und an leuchtet jedoch das "Deine Chance"-Textfeld auf, was zu einer simplen Actionpassage führt: Wie beim Ballgefühl-Training müssen im richtigen Moment die Cursor-Tasten betätigt werden, um den eigenen Charakter richtig in Szene zu setzen und ein Tor schießen zu lassen. Spätestens nach dem fünften Mal nervt aber auch dieser Teil durch die immer gleichen Bewegungsabläufe und die lahme Inszenierung.

Soccer Champ

Hersteller/Vertrieb

Exozet Games/dtp

Genre

Simulation

Plattform

PC

Preis

30 Euro

Altersfreigabe

o.A.

Generell ist der Mangel an Abwechslung die größte Schwäche von "Soccer Champ". Eine Verletzung, die für ein bis drei Tage vom Training befreit, oder ein als absurd zu bezeichnender Taktiktest stellen da schon traurige Höhepunkte dar, weshalb Fußballfans besser beraten sind, die 30 Euro in einen zünftigen Fußballabend mit der gesamten Familie zu investieren statt in dieses müde, uninspirierte Machwerk.

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Jens-Ekkehard Bernerth/Teleschau

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