"Sudden Strike" war beim Release im Jahr 2000 etwas Besonderes: Es ging auf einmal nicht mehr darum, in einer Basis in möglichst kurzer Zeit eine möglichst schlagkräftige Truppe aus dem Boden zu stampfen. Statt der schieren Masse an Einheiten zählte plötzlich der einzelne Soldat, um dessen Leben man dann auch regelrecht bibberte. Fahrzeuge mussten betankt, Geschütze aufgebaut und bemannt werden. Und beim Vorrücken war Fingerspitzengefühl wichtiger als hirnloses Losstürmen. Damit forderte "Sudden Strike" dem Spieler Geduld, Durchhaltevermögen und ein Gespür für ressourcenschonende Taktiken ab. All das hat sich bis heute nicht geändert - nur dass "Sudden Strike 3" nun im dreidimensionalen Gewand und mit einer Reihe zusätzlicher Optionen daherkommt.
Neben den Bodentruppen spielen Flugzeuge (Aufklärer, Kampfflugzeuge und Bomber) und Marineeinheiten wie Schlachtschiffe und Flugzeugträger eine wichtige Rolle. Truppen werden mit Booten an der Küste abgesetzt. Auch in "Arms for Victory" müssen Panzer und Artilleriegeschütze ausreichend bemannt sein. Beschädigte Fahrzeuge oder Brücken werden von speziellen Reparatureinheiten wieder flott gemacht. Infanteristen suchen in Gebäuden oder Schützengräben Deckung. Die Künstliche Intelligenz, die sich zwischen "Aggressiv" und "Defensiv" hin- und herschalten lässt, unterstützt beim Management der riesigen Truppenverbände, sorgt mit ihrer "Eigenmächtigkeit" jedoch auch manchmal eher für taktische Verwirrung.
In den fünf Einzelspieler-Kampagnen erlebt der Spieler historische Szenarien wie den Einsatz der Alliierten in Europa, den Kampf der Deutschen, die Invasion der Krim und die Schlacht von Iwojima aus japanischer und amerikanischer Sicht, allesamt dargestellt in der traditionellen isometrischen Draufsicht mit zoombarer Kamera. Während einem der 5.1-Surround-Sound die Explosionen und den Geschützdonner wuchtig um die Ohren knallt, hat die Optik der Schlachtfelder eher den Charme einer Spielzeugeisenbahn. Wer die ebenso spannungsgeladene wie effektvolle Präsentation des Kriegsgeschehens in neueren Titeln wie "Company of Heroes" oder "World in Conflict" kennengelernt hat, wird die Aufmachung von "Sudden Strike 3" zwangsläufig steril, bieder und langweilig finden. Hier hat Fireglow die aktuelle Entwicklung im Echtzeitstrategie-Bereich schlichtweg verschlafen.
Sudden Strike 3: Arms for Victory
Hersteller/Vertrieb | Fireglow/Koch Media |
Genre | Strategie |
Plattform | PC |
Preis | ca. 50 Euro |
Altersfreigabe | ab 16 Jahren |
Trotz Tutorial bleibt "Sudden Strike 3" für Einsteiger ein harter Brocken - nicht nur wegen seines taktischen Anspruchs, sondern auch wegen der überfrachteten Tastatur-Maus-Steuerung. Nicht authentisch genug für Hardcore-Strategen und nicht explosiv genug inszeniert für die Fans von Eye Candy setzt sich "Sudden Strike 3" zwischen alle Stühle. Technische Schwächen wie gelegentliche Wegfindungsprobleme trüben das Spielerlebnis zusätzlich - immerhin soll hier ein erster Patch bald Abhilfe schaffen. Taktik-Freaks erhalten auf den großen Karten von "Sudden Strike 3" ein reiches, aber wenig aufregendes Betätigungsfeld.