Nach der wenig spektakulären Mini-Addon-Sammlung "Knights of the Nine" präsentiert Bethesda Softworks mit "Shivering Isles" nun ein irres Addon für das Rollenspielepos "The Elder Scrolls: Oblivion". Man kann zwar nur mutmaßen, was die Entwickler bei diesem grandiosen Kuriosum geritten hat. Fest steht aber: Genie und Wahnsinn liegen nicht nur dicht beieinander - manchmal sind sie schlicht nicht zu unterscheiden.
Alles dreht sich hier um Sheogorath, Gott des Wahnsinns, der eine schwere Aufgabe zu stemmen hat: Er muss seine Reiche Mania und Dementia vor dem "Grauen Marsch" bewahren, den der Gott der Ordnung alle paar Jahrhunderte über ihn hereinbrechen lässt. Natürlich ist dies für den wahnwitzigen Sheogorath alles andere als lustig, weshalb er händeringend nach einem Champion sucht, der sich mutig (und eine Spur lebensmüde) den grauen Rittern entgegenstellt und ihnen Paroli bietet.
Abgedrehte Quests
Doch bevor der Weltenretter in spe in das Land der Manie und der Demenz reisen kann, muss er bereits eine erste knifflige Aufgabe lösen, die verglichen mit den übrigen Quests im Add-on allerdings noch recht normal erscheint. Denn der Fall des Torwächters ist der Auftakt einer Reihe abgedrehter Quests, wie sie bisher selten in einem Computerspiel zu erleben waren. Beispielsweise möchte ein Einwohner von Bliss, der Hauptstadt von Mania, nicht mehr in seinem Bett schlafen, da er panische Angst vor zusammenrückenden Wänden hat, und sucht nun nach einer Alternative unter freiem Himmel. Ein Bürger von Tiegeln, Bliss' depressives Pendant und Dementias Hauptstadt, will hingegen vom strahlenden Helden umgebracht werden. Allerdings soll es wie ein Unfall aussehen und seine Mitmenschen äußerst traurig machen.
Wahnsinn von links und von rechts
Noch doller als die Untertanen treiben es die linke und rechte Hand Sheogoraths, die ihrem Herrn in Sachen Durchgeknalltheit in nichts nachstehen. Syl, Herzogin von Dementia, leidet an extremer Paranoia und wittert eine Verschwörung, die ihr nach dem Leben trachtet. Dementsprechend foltert sie mit besonderer Vorliebe ihre Untertanen. Von einem völlig anderen Schlag ist dagegen Thadon, der Herzog von Mania. Er ist ein Freund der Völlerei und zudem hochgradig drogenabhängig, was sich auch gleich in einer Quest niederschlägt, die - natürlich - als Ziel die Beschaffung von mehr Rauschmitteln für ihn hat.
Zwar basiert die Lösung der Aufgaben auf dem aus dem Hauptprogramm bekannten Mix aus ein bisschen kämpfen, viel Konversation betreiben und den einen oder anderen Dungeon säubern. Doch aufgrund der Verschrobenheit der Bewohner heben sich die skurrilen Quests wohlwollend vom Genre-Einheitsbrei ab.
Die Inseln zittern zu Recht
Dasselbe gilt für die Grafik: War "Oblivions" Kontinent Cyrodil ein typischer Vertreter eines Rollenspiels mit Zauberwäldchen, Höhlen, mittelalterlichen Städten und Befestigungsanlagen unter strahlend blauem Himmel, drehen die Grafiker für "Shivering Isles" an einem ganz Rad: Ein mit kräftigen Lila- und Rosafarben gestalteter Abendhimmel thront in Mania über Pilzwäldern, während in Dementia fahles Licht über Sümpfen und knorrigen, blattlosen Bäumen liegt. Jedes Reich verfügt zudem über neue Gegner, die nach wie vor ziemlich doof agieren, aber dennoch fordernd sind.
The Elder Scrolls IV - Oblivion: Shivering Isles
Hersteller/Vertrieb | Bethesda Softworks/Take2 |
Genre | Rollenspiel |
Plattform | PC, Xbox 360 |
Preis | ca. 30 Euro |
Altersfreigabe | ab 12 Jahren |
Leider hat es Bethesda nicht geschafft, die größten Schwachpunkte des Hauptprogramms mit dem Add-on aus der Welt zu schaffen: Die Spielwelt wirkt nach wie vor ein wenig leblos. Zudem ist die seltsame deutsche Übersetzung der Gegenstände immer noch vorhanden, ebenso die Autoanpassung der Monsterstärke an den Level des Charakters. Immerhin machen die Sprecher, die die herrlich-verrückten Dialoge vertonen, erneut einen sehr guten Job, weshalb "Shivering Isles" ohne Umschweife jedem "Oblivion"- und Rollenspielfan ans Herz gelegt werden kann - denn Grafik, Spielgefühl und Umfang gehören immer noch mit zum Besten, was RPG-Fans derzeit bekommen können.