Ohne Software macht der schönste Computer keinen Mucks. Aber müssen die Pakete mit der Umverpackung denn immer so viel Platz vergeuden? Wer in seiner kleinen Wohnung eh schon mühsam Freiraum für den Computer-Arbeitsplatz schaffen musste, hat keine Lust, auch noch für die Software anzubauen. Zum Glück gibt es Alternativen.
Size does matter... not!
Viele Computer-Neueinsteiger zaudern nicht. Im Fachhandel greifen sie sich zielstrebig die Software mit dem größten Pappkarton. Klarer Fall: Size does matter. Ist der Karton groß, muss ja auch viel enthalten sein. Ein klein wenig Misstrauen kommt höchstens auf, wenn dieser Karton dann neugierig hochgehoben wird - und er so merkwürdig federleicht ist. Und aus dem Inneren des Kartons Geräusche dringen, als würde eine ausgetrocknete Erbse einsam in der Gulaschkanone herumrollen. Doch sei es drum: Für die Ewigkeit geschaffene Plastikaufkleber und ziemlich genial gefaltete Innenkartons machen es jedem Anwender vor dem Kauf völlig unmöglich, einen Blick aufs Innenleben zu werfen. Also greift der Kunde mutig zur Brieftasche und macht sich auf den Weg zur Kasse. Mit Hoffnung im Herzen: Das wird schon gut gehen.
Handbücher sind out
Natürlich geht es nicht gut. Es geht nie gut. Seitdem es PDF-Dateien gibt, spendieren nur noch wenige Verlage ihren Produkten ein dünnes Handbuch. Die dicken Boliden mit dem tausendseitigen Beamtenlatein passend zu jeder noch so kleinen Adressverwaltung sind völlig out. Man kann diese Handbücher ja auch als PDF auf die CD packen und sich die Druckkosten sparen. Also enthält auch der dickste Karton nur ein paar dünne Werbeflyer und eine CD-ROM. Pfiffige Verlage haben eigens eine spezielle Pappkonstruktion entwickelt, die eine CD-ROM so fest in der Luft hält, dass sie beim Schütteln des Kartons keine verräterischen Geräusche machen kann.
Der Kunde kauft also einen großen Batzen Luft und Pappe. Da hätte er ja gleich zu einem Jewelcase, im Volksmund auch CD-Hülle genannt, greifen können. Doch die genießt im Fachhandel inzwischen ein negativ besetztes Billig-Image und erinnert an den Grabbeltisch: Da gibt es die übrig gebliebenen Restbestände alter CD-Produktionen als Jewelcase zum Schnorrerpreis. Außerdem bekommt man auf der großen Pappschachtel, der sogenannten Eurobox, einfach mehr Informationen auf der Verpackung unter. Meinen die Verlage.
Mut zum Plattmachen
Für den Software-Sammler ist die Umverpackung ein echtes Problem. Doch es gibt keine Probleme, die sich nicht mit etwas Mut zur Zerstörung lösen lassen. Gehen wir doch einmal davon aus, dass eine normale Eurobox etwa vier Zentimeter breit und ganz schön hoch ist. Besitzt ein Anwender 50 Computer-Programme, sind das bereits 200 Zentimeter dringend benötigte Stellfläche, um diese Software in den Schrank zu hieven, also satte zwei Meter. Da schimpfen Frau und Kinder, wenn die Familienfotoalben zugunsten vom PrintShop und dem »Toy Story«-Action-Spiel auf einmal in den Keller wandern müssen. Zwei Meter Luft - das ist ja auch frustrierend. Zwar lässt sich das ausgleichen, indem der 32-bändige gedruckte Brockhaus in den Müll wandert und stattdessen eine einzelne CD-ROM mit gleichem Inhalt angeschafft wird. Doch trotzdem wird es eng, sobald die nächsten 50 Programme angeschafft werden.
Es geht noch schmäler
Der kluge Mann baut vor und schmeißt die Kartons einfach weg. Die meisten enthalten bereits ein Jewelcase, das sich einfach ins CD-Regal stellen lässt. Eine solche Packung ist nur noch vier Millimeter breit, reduziert den benötigten Platz also um den Faktor zehn. Die 50 Programme belegen also nur noch 20 Zentimeter im Regal - bei reduzierter Höhe und Tiefe. Die Fotoalben dürfen verstaubt und angeschimmelt wieder aus der Kellerverbannung hervorgeholt werden. Wem die Platzersparnis allerdings noch immer nicht ausreicht, der besorgt sich bei einem CD-Großhändler Plastiktaschen für ein paar Pfennige pro Einheit. Dann entnimmt er der Jewelcase einfach das gedruckte Booklet und schiebt die CD-ROM zwischen die Blätter. Danach wandert das Booklet in die Plastiktasche - fertig. Die ist zusammen mit ihrem neuen Inhalt nur noch zwei Millimeter dick, sodass sich die 50 Silberscheiben auf mickrigen zehn Zentimeter Platz unterbringen lassen. So können selbst größte Sammlungen noch in eine kleine Schublade gestopft werden.
Kluge Köpfe besorgen sich im MediaMarkt ihres Vertrauens die Schachteln, in denen neue Jewelcase-Produkte angeliefert werden, und die nach dem Auspacken sonst im Müll landen. Die etwa unterarmlangen 25er-CD-Kartons nehmen etwa 75 CDs in Plastikhüllen auf, lassen sich mit einem Deckel staubsicher verschließen und an den Seiten beschriften: So wird die eigene CD-ROM-Sammlung besonders platzsparend untergebracht. Schade nur, dass man den Firmen weder die überflüssigen Pappkartons noch die entbehrlichen Jewelcases als Retoursendung zukommen lassen kann.
Ach ja: Zwei Ausnahmen bestätigen die Regel.
Ausnahme 1:
Zahlreiche PC-Programme werden inzwischen in der bewährten DVD-Box ausgeliefert. Die vergeudet nicht so viel Platz wie eine Eurobox und macht sich auch im Wohnzimmerschrank nicht schlecht. Also wird sie erst einmal noch geduldet - bis auch sie ein Platzproblem hervorruft.
Ausnahme 2:
Was soll man mit Programmen machen, denen ein gedrucktes Handbuch beiliegt? Kein Problem: Da klebt man die Plastikhülle mit der CD-ROM einfach von innen auf die erste Umschlagseite und stellt dann das Buch in den Schrank. Geht doch: Man muss nur den Mut dazu haben, die Schachtel wegzuwerfen.
Carsten Scheibe