SCHEIBE Freitag, der 13.

Es war mir ja völlig klar, dass heute Freitag, der 13. ist. Die Anzeichen für einen echten Pechtag haben sich ja schon in den letzten Tagen gehäuft. Frei nach Murphys Gesetz geht einmal mehr schief, was schief gehen kann.

Es war mir ja völlig klar, dass heute Freitag, der 13. ist. Die Anzeichen für einen echten Pechtag haben sich ja schon in den letzten Tagen gehäuft. Frei nach Murphys Gesetz geht einmal mehr schief, was schief gehen kann.

Ein Praktikant muss her

Einmal hat sie uns noch gewunken, dann war sie weg. Wieselflink. Frau Junge ist im Urlaub und das gleich vier Wochen lang. Kuba. Wir haben ihr noch aufgetragen, zu überprüfen, ob die Cohiba-Zigarren wirklich auf den prallen Schenkeln 18-jähriger Jungfrauen gerollt werden. Aber pfft, das würde sie als Frau und Nichtraucherin nicht die Bohne interessieren. Schade. Schade ist auch, dass wir zur Zeit extrem viel Arbeit haben und dringend jemanden benötigen, der nicht nach Kuba fährt. Dann kamen wir auf die glorreiche Idee, uns für die Zeit doch einfach einen Praktikanten zu suchen. Jemanden halt, der Lust darauf hat, unverbindlich in einen Medienberuf hineinzuschnüffeln und ganz praktisch zu lernen, was in einem solchen Job für Arbeiten anfallen. Eine kostenlose Anzeige wurde in einer Praktikumsbörse geschaltet. Nur Stunden später meldete sich der erste Aspirant und bewarb sich auf die unbezahlte Stelle. Na wunderbar, ein junger Post-Abiturient mit Engagement. Misstrauisch wurde ich erst, als der angehende Praktikant bereits im Vorfeld nach Fahrkostenerstattung und nach freien Tagen fragte. Am Montag sollte er anfangen. Freitagabend bekam ich eine Mail: »Ach nö, doch nicht.« Wenn das die Arbeitsmoral der nächsten Generation ist, dann sehe ich aber schwarz. Ich hatte jedenfalls nur noch ein kurzes Wochenende Zeit, um Ersatz zu finden. Was zum Glück gelungen ist.

Dem Keller geht es noch nicht besser

Derweil toben immer noch die Handwerker durch unser Büro. Das war bei den extremen Regenfällen vor drei Wochen abgesoffen. Eine Handbreit Wasser im ganzen Kellergeschoss. Wohlgemerkt kein Schlamm wie an der Elbe, sondern nur ganz normales Regenwasser. Trotzdem müssen jetzt die Rigipswände rausgerissen werden, weil sie binnen weniger Tage verschimmelt sind. Wasser drückt aus dem Fundament die Wände hoch. Die Trockenbauer finden auch verrostetes Ständerwerk vor. Der Maler schüttelt bedenklich den Kopf. Die Türen sind verzogen und müssen raus. Die Trocknungsfirma rückt an und möchte in jedem Kellerraum faustgroße Löcher durch die Fliesen bohren, um Luftschläuche unter den Estrich zu schieben - zum Trocknen. Und zwar nicht am Rand der Räume, sondern mitten in der Mitte. Es heißt: »Hier unten muss doch die nächsten drei Wochen keiner arbeiten?« Doch. Muss. »Das wird aber ganz schön laut. Und trocken. 30 Prozent Luftfeuchtigkeit.« Derweil revidiert der Parkettleger sein Urteil. Das vom Wasser geschundene Parkett im Keller lässt sich nicht mehr abschleifen. »Das muss ganz raus.« Immerhin kann er um die Möbel herumschneiden. Und bis der Boden trocken ist und das neue Parkett kommt, müssen wir unsere Schreibtischstühle eben direkt auf den Estrichbeton stellen. Das werden sicherlich schöne drei Wochen.

Damit das Parkett am Samstag herausgeschnitten werden kann, muss das Büro heute am Freitag, dem 13., komplett geräumt werden. Prompt reichen sich am frühen Morgen schon die Paketboten die Klinke in die Hand. Die neuen bei Dell bestellten Rechner und Monitore kommen - in riesigen Kisten. Dazu die neue DSL-Technik mit dem Funknetz. Noch mehr Kartons. Der Verlag schickt eine Kiste mit hundert unglaublich schweren Heften, die wir nachbestellt haben, weil unsere Belege ausgegangen sind. Das müssen wir alles noch aus dem Keller ins Erdgeschoss hoch schleppen, damit es aus dem Weg kommt. Und von der Druckerei kommen 200 Belege unseres neuen Magazins. Dem sind zwei CDs aufgeklebt. Herr Franz ruft: »Herr Scheibe, soll das so sein?«

Kennen die keine Buchstaben?

Ich schaue nach und erstarre. Die beiden CDs weisen keinen lesbaren Aufdruck auf. Anstelle von Texten, die auf die Vorzüge der CD hinweisen, sind nur weiße Punkte zu sehen. »Blindenschrift?«, fragt Herr Franz. Nein, eher eine Schrift, die nicht richtig belichtet wurde. Die CDs werden zwar im europäischen Ausland gepresst. Aber auch da sollte man wissen, wie Buchstaben aussehen - und wie nicht. In der Druckerei hat man die Pünktchen-CDs auch munter verklebt, ohne einmal Alarm zu schlagen. Da werden sich die Kunden am Kiosk freuen - und sich auf unsere Kosten ins Fäustchen lachen. Wahrlich - ein echter Freitag, der 13te.

Carsten Scheibe

PRODUKTE & TIPPS