PC-Adventure "Black Mirror 3" Verfluchte Familienbande

Beklemmende Schauplätze, ein geheimnisvoller Fluch und ein Protagonist mit Mordvisionen: Auch "Black Mirror 3", das Finale der PC-Adventure-Trilogie, setzt ganz auf düsteren Nervenkitzel und lässt den Spieler endlich alle Zusammenhänge um den mysteriösen Seelenspiegel aufdecken.

"Black Mirror" war eines der Programme, die vor rund sieben Jahren dem Adventure-Genre neues Leben einhauchten: Solide, traditionelle Point&Click-Technik, eine ausgefeilte Horror-Story mit einem Schuss Tiefenpsychologie und profilierte Charaktere zeigten einmal mehr, dass facettenreiche Inhalte mitunter packender sein können als grafisches Blendwerk, das lediglich alles aus der neuesten Hardware herausholt. Mit "Black Mirror 3" werden nun alle Fragen geklärt, die nach dem unbefriedigenden Ende des zweiten Teils noch offen geblieben sind.

Gleich zu Beginn wartet "Black Mirror 3" mit einem regelrechten Déjà-vu-Erlebnis auf: Die Handlung schließt direkt an das Ende des zweiten Teils an und versetzt den Protagonisten Darren Michaels, der sich neuerdings auch gerne Adrian Gordon nennt, in die unmittelbare Umgebung des Gordonschen Familiensitzes Black Mirror Castle. Das Schloss steht lichterloh in Flammen, die Polizei findet die verkohlten Überreste einer Leiche - und verdächtigt Adrian, das stolze Anwesen abgefackelt und dabei auch Menschenleben ausgelöscht zu haben. Vorübergehend landet Adrian in den Fängen des missmutigen Inspektors Spooner und verbringt ein paar Nächte in einer schäbigen Zelle des Gefängnisses von Willow Creek. Bis ein Unbekannter eine Kaution für ihn hinterlegt und Adrian die Möglichkeit gibt, den wahren Hintergründen des Schlossbrands auf den Grund zu gehen und seine Unschuld zu beweisen.

Erinnerungen können nicht schaden

Wer die ersten beiden Teile der "Black Mirror"-Trilogie nicht gespielt hat, steht anfangs etwas verloren da und kann einige Aspekte der Handlung nur schwer nachvollziehen. Immerhin deuten die Therapiesitzungen Adrians bei Dr. Witherspoon die wichtigsten Zusammenhänge an: die Fragen um Adrians wahre Identität, seine Beziehung zu Angelina und der dunkle Fluch, der über allen Geschehnissen lastet. Trotzdem lohnt es sich, vor "Black Mirror 3" zumindest den zweiten Teil noch einmal hervorzukramen.

Wenn Adrian aus dem Gefängnis freikommt, tastet er sich ganz behutsam an die Wahrheit heran - und der Spieler mit ihm. Ein Telefongespräch mit dem Anwalt liefert erste Hinweise fürs weitere Vorgehen - und ein kurzer Anruf bei der Wahrsagerin warnt schon mal davor, wie Adrian möglicherweise sein Leben aushauchen könnte. Ein Streifzug durch das verschlafene Örtchen Willow Creek offenbart vor allem eines: Adrian ist alles andere als willkommen und die Leute begegnen ihm mit einer Mischung aus Angst und Reserviertheit.

Die Umgebung ist dabei in detailliert gezeichneten Hintergründen äußerst stimmungsvoll in Szene gesetzt. Zuweilen betritt man auch Schauplätze, die einem aus den Vorgänger-Episoden bereits bekannt sind, aber nun in etwas zeitgemäßerem Glanz erstrahlen. Dass die Charaktere nicht immer flüssig animiert sind, tut der dichten Atmosphäre eigentlich keinen Abbruch - die brillant geschriebenen und professionell synchronisierten Dialoge machen solche Defizite wieder wett.

Bewährte Adventure-Steuerung

Gleiches gilt für die Steuerung: Per Leertaste aktiviert man die unverzichtbare Hotspot-Anzeige, frischt die Erinnerung mit dem Tagebuch auf und nutzt eine Karte, um flott von einem Schauplatz zum nächsten zu wechseln. Zuweilen gilt es auch, Gegenstände aus dem Inventar einfach per Mausklick miteinander zu kombinieren.

Die meisten Rätsel in "Black Mirror 3" lassen sich mit gesundem Menschenverstand knacken - auch wenn man in Sachen Logik gelegentlich kleinere Abstriche machen muss. Unvermeidlich erscheinen auch in diesem Titel die eingestreuten Minigames, bei denen man unter anderem einen Kopierer instand setzt oder die obligaten Schlösser öffnet. Wem solche Spielelemente auf die Nerven gehen, der darf sie erfreulicherweise auch überspringen.

In Sachen Spannung steht "Black Mirror 3" seinen Vorgängern in nichts nach: Die Geschichte ist mit viel Liebe zum Detail inszeniert und wartet immer wieder mit überraschenden Wendungen auf. Die glaubwürdigen Charaktere tun ein Übriges, damit man am Ball bleiben und schließlich die Hintergründe von Adrians Schicksal erfahren will. Mit "Black Mirror 3" sind also einige Stunden bester Mystery-Unterhaltung garantiert. Wer sich die ganze Geschichte um den schwarzen Spiegel und den Gordon-Clan geben möchte, greift am besten gleich zur opulenten, limitierten "Black Mirror 3 Collection", die auch die ersten beiden Teile der Saga, eine Soundtrack-Disc, ein Artbook und ein Poster mit dem Stammbaum der Gordons enthält.

Black Mirror 3

Hersteller/Vertrieb

Cranberry Productions/DTP

Genre

Adventure

Plattform

PC

Preis

42 Euro

Altersbeschränkung

ab 16 Jahren

TELESCHAU
Herbert Aichinger, Teleschau

PRODUKTE & TIPPS