Editorial Die dunkle Seite der Islamischen Republik Iran

Liebe stern-Leser!

Wer als Journalist aus dem Iran berichten will, braucht vor allem eines: Geduld. Oft vergehen Monate, bis ein beantragtes Pressevisum ausgestellt wird. Einmal im Land, warten neue bürokratische Hürden. Darum war stern-Reporter Steffen Gassel überrascht, als er zum diesjährigen Welt-Anti-Drogen-Tag eine Einreiseerlaubnis beantragte - und sie tatsächlich rechtzeitig bekam. Gemeinsam mit dem iranischen Fotografen Aslon Arfa wollte Gassel die dunkle Seite des Alltags in der Islamischen Republik recherchieren: das gewaltige Drogenproblem. "Von den Fluren der Luxusappartements im Norden Teherans bis in die Parks im armen Süden der Stadt: Immer wieder dringt der bittere Geruch von Opiaten in die Nase", berichtet unser Kollege. Ob Rohopium, Heroin oder Crack - alles ist jederzeit zu haben. Der Großteil stammt aus den Anbaugebieten im nahen Afghanistan. Das dort produzierte Rauschgift überschwemmt den Iran in solchen Massen, dass die Vereinten Nationen von einem "Heroin-Tsunami" sprechen. Nach neuesten UN-Statistiken gibt es in keinem Land der Welt, gemessen an der Einwohnerzahl, mehr Süchtige. Das stern-Team traf Teenager, die auf den Strich gehen müssen, um ihre süchtigen Mütter und sich selbst mit Stoff zu versorgen. Die Reporter sprachen mit den Gärtnern der städtischen Grünflächen, für die es Alltag geworden ist, morgens tote Fixer aus dem Gebüsch zu ziehen. Aber sie trafen auch Streetworker, die saubere Nadeln an Süchtige verteilen, und Ärzte, vor deren Methadonausgabestellen sich lange Schlangen bilden. Sie sahen Behörden, die sich nach Jahren, in denen sie Abhängige ins Gefängnis warfen, statt ihnen zu helfen, nun dieser Drogenepidemie entgegenstellen: mit Entzugsprogrammen und Soldaten. Der Staat geht brutal gegen Dealer vor: Wer mit mehr als 30 Gramm Heroin oder fünf Kilo Opium erwischt wird, dem droht der Galgen. Aber wahr ist auch: Kein anderes Land der islamischen Welt hat eine derart fortschrittliche Antisuchtpolitik wie der Iran. Kein anderes Land lässt so viele Drogen beschlagnahmen und verhindert damit auch, dass sie auf Europas Märkte gelangen. Die Reportage über den "Drogensumpf Iran" lesen Sie ab Seite 30.

Der sparsame Umgang mit Energie lohnt sich doppelt: für die Umwelt, weil weniger CO₂ und andere Schadstoffe in die Luft gelangen. Und für den eigenen Geldbeutel, weil sich angesichts hoher Energiepreise viele Sparmaßnahmen schon nach kurzer Zeit rechnen, wie der stern in einem großen Journal zum Thema "Energiesparen" zeigt. So lassen sich bei ganz normalen Häusern zwischen 30 und mehr als 90 Prozent der benötigten Heizenergie einsparen. Und das zu vertretbaren Kosten, die sich in vielen Fällen schon nach zehn Jahren amortisiert haben. Ein moderner Kühlschrank spart gegenüber einem Altgerät knapp 400 Euro an Stromkosten über seine Lebensdauer - und damit mehr, als er gekostet hat. Energiesparlampen verbrauchen in der Regel über 75 Prozent weniger Strom als Glühbirnen und überzeugen inzwischen auch bei Lebensdauer, Helligkeit und Design. Und würde man alle Stand-by-Schaltungen aus deutschen Haushalten verbannen, könnte man sofort zwei Atomkraftwerke abschalten.

Herzlichst Ihr
Thomas Osterkorn

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