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Der Krieg im Irak übertrifft die schlimmsten Befürchtungen - nicht nur bei denen, die ihn ablehnen, weil er gegen das Völkerrecht verstößt, weil er unschuldige Menschen tötet und verletzt, weil er die Gefahr einer humanitären Katastrophe heraufbeschwört und weil er das Pulverfass Nahost endgültig zur Explosion bringen kann. Auch die Amerikaner und die Briten sind erstaunt und entsetzt darüber, wie hoch ihre Verluste sind, wie viele Zivilisten sie getroffen haben, wie stark der Widerstand der Iraker und wie gering die Begeisterung der Einwohner ist, von westlichen Militärs befreit zu werden.
Die Hoffnung der Bush-Männer, nach einem sauberen Blitzkrieg rasch als gefeierte Sieger in Bagdad einziehen zu können, hat sich zerschlagen. Nun droht ihnen ein Vietnam im Großstadt-Dschungel, ein zäher Guerillakrieg, bei dem High-Tech-Waffen wenig helfen.
Erst nach Kriegsbeginn hat US-Präsident George W. Bush eine Schätzung der Kosten auf den Tisch gelegt: 75 Milliarden Dollar. Kongressstellen, Denkfabriken und einzelne Experten in den USA befürchten, dass es am Ende sogar 100 bis 200 Milliarden Dollar werden könnten.
Nur mal so zum Vergleich: Das UN-Welt-Ernährungsprogramm hat jährlich 1,7 Milliarden Dollar für den gesamten Globus zur Verfügung, das UN-Flüchtlingshilfswerk eine Milliarde.
Nach dem ersten Irak-Krieg 1991, der mit UN-Mandat und somit legal geführt wurde, brauchte Washington nur einen Bruchteil der Kosten selbst zu tragen. Die Verbündeten übernahmen den großen Rest, Deutschland zum Beispiel 17 Milliarden Mark.
Diesmal dürfen die USA und Großbritannien nicht damit rechnen, dass andere Länder ihre Kriegszeche bezahlen. Die humanitären Folgekosten für alle werden ohnehin groß genug sein.
Die negativen Auswirkungen des Krieges auf die gesamte Weltwirtschaft sind schon jetzt zu beobachten: Die perverse Anfangsfreude an den Börsen ist wieder dahin, die Aktienmärkte brechen erneut ein, der Ölpreis bewegt sich nach oben - und am Ende droht eine Wirtschaftskrise, auch und gerade in den USA, wo George W. Bush mit seinen Rüstungsausgaben und Steuergeschenken für Reiche gigantische Löcher in den einst ausgeglichenen Staatshaushalt reißt.
Bisher gibt es nur Verlierer in diesem Krieg.
Herzlichst Ihr Thomas Osterkorn