eine Pleite von Opel wäre ohne Zweifel eine Katastrophe, vor allem für die 25.000 Beschäftigten und Hunderte von Zulieferbetrieben. Die staatliche Rettungsaktion allerdings, die am vergangenen Wochenende beschlossen wurde, könnte sich zu einem Desaster auswachsen - für alle Steuerzahler. Investoren, die nur ein paar Hundert Millionen Euro mitbringen, erhalten staatliche Bürgschaften in Milliardenhöhe. Hier stimmt die Lastenverteilung einfach nicht. Und Opel ist kein Einzelfall: Mehr als 1000 Unternehmen haben Staatshilfe beantragt. Nun fragt sich: Wer soll noch alles gerettet werden - und wer nicht? stern-Reporter Jan Rosenkranz beschreibt in dieser Ausgabe, dass es keine klaren Kriterien dafür gibt, warum die Politik Opel unter die Arme greift, aber einen kleinen Autozulieferer pleitegehen lässt. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier (SPD) sind getrieben von Wahlkampfhektik. Die Entscheidungen fallen nächtens in Hinterzimmern und ohne ausreichende Kontrolle durch Parlament und Öffentlichkeit. Der einst so mächtige Haushaltsausschuss des Bundestages nimmt nur noch zur Kenntnis, was in Koalitionsrunden ausgekungelt wurde. Bei allem Verständnis für die Nöte der Opelaner und Karstadt-Verkäuferinnen: So kann es nicht weitergehen, wenn in den nächsten Wochen und Monaten bis zu 115 Milliarden Euro für notleidende Unternehmen verteilt werden sollen.
Das Kalkül der Wahlkämpfer geht womöglich auch gar nicht auf: Am Ende könnte die Zahl der Verärgerten, denen nicht geholfen wurde und die deshalb arbeitslos geworden sind, viel größer sein als die Summe der Geretteten - und deren Dankbarkeit gegenüber CDU und SPD.
Herzlichst Ihr
Thomas Osterkorn