Zwei Jahre lang hat der britische Autor Andrew Morton, der mit seiner Diana-Biografie 1992 berühmt wurde, das Leben des Hollywoodstars Tom Cruise recherchiert. Doch reden konnte er mit dem Aushängeschild der Scientologen nicht, stattdessen, sagt er, "bekam ich schon vorab tonnenweise Drohbriefe von seinem Anwalt". In seiner gerade erschienenen Biografie über Cruise stellt Morton den coolen Hollywoodstar als "überlebenswichtig" für den schwächelnden Scientology-Konzern dar. Und der Film "Walküre" sei Teil einer "präzis geplanten Deutschland-Offensive". stern-Autor Claus Lutterbeck führte mit Andrew Morton ein langes Gespräch in dessen Wohnung in London. Der Biograf ist sich sicher: "Das war ein unglaublich geschickter Schachzug, den Hitler-Attentäter Stauffenberg zu spielen. Ein Scientologe gibt den Deutschen ihren Helden zurück. Was für ein Publicity- Meisterstück!" Lutterbeck hatte schon vor zehn Jahren versucht, mit dem "Top Gun"-Star über seine bizarre Weltanschauung zu reden, damals lehnte dessen PR-Agentin ab: Das sei die Privatangelegenheit von Mr Cruise. Inzwischen widmet sich der Star dem Kult hingebungsvoll. Die Rolle von Scientology in Deutschland verfolgt der Berliner stern-Reporter Werner Mathes seit Jahren, er hat mit Aussteigern, Psychologen und Verfassungsschützern geredet. Seit die Sekte Anfang 2007 in Berlin eine neue Repräsentanz eröffnete, um "die obersten Ebenen der deutschen Regierung" zu erreichen, wird sie auch wieder vom Berliner Landesamt für Verfassungsschutz beobachtet.
Beim ersten Zusammentreffen in einem Harley-Laden bei Bremen taxierte der Hells Angel den stern-Reporter genau. Für Rocker sind "Presseleute" nur Tatsachenverdreher auf der Jagd nach Schlagzeilen. Es dauerte etwas, bis Hells Angel Django ein Okay für eine Fotoreportage im stern gab. "Vielleicht müssen wir wirklich mal reden." Reporter Kuno Kruse und Fotograf Jens Gläscher recherchierten über Monate auf Harley-Treffen in Biker-Kneipen, auf Clubpartys in Motorradwerkstätten, Tattoo-Studios und Bordellen. Das stern-Team besuchte die wilden Kerle auch zu Hause und stellte fest: Sie sind nicht mehr nur die verstoßenen, jähzornigen Stiefbrüder der kalifornischen Blumenkinder auf Droge. Viele gehen bürgerlichen Berufen nach. Das Leben der Hells Angels hat sich modernisiert. Oder wie es Django sagt: "Wer den Kopf in die Vergangenheit steckt, streckt den Arsch in die Zukunft." Die Reportage beginnt auf Seite 50.
Wie weit darf ein Künstler gehen? Darf ein Autor aus Briefen zitieren, aus vertraulichen Gesprächen? Darf er Klatsch und Tratsch verrühren, wie es ihm gefällt? Darf er lebende Personen bloßstellen? Wo fängt üble Nachrede, wo fängt Rache an? Mit solchen Fragen im Kopf fuhr stern-Autor Arno Luik nach Berlin, um mit Florian Havemann zu reden, 56, Künstler und Verfassungsrichter von Brandenburg, Sohn des berühmtesten DDR-Dissidenten Robert Havemann. Im Suhrkamp-Verlag erschien Ende vorigen Jahres sein Buch "Havemann" - ein 1100-Seiten-Familienroman. Das Buch musste vom Markt genommen werden - eine Person sah ihre Persönlichkeitsrechte verletzt. Ende Januar soll es - gekürzt - wieder erscheinen und weiter für Unruhe sorgen. Robert Havemann, 1982 verstorben - war der Ahnvater der DDR-Opposition. Ein moralischer Riese. Ein Held? Der Sohn versucht das Denkmal zu zertrümmern. Lesen Sie auf Seite 142: "Mein Vater? Ein kleines, triebgesteuertes Männchen".
Herzlichst Ihr
Andreas Petzold