"Pulverisierung" des Weltkulturerbes Entsetzen über Nimrud-Zerstörung durch IS

Die Zerstörung der antiken Stadt Nimrud durch die Terrormiliz IS hat weltweit Entsetzen ausgelöst. Die Unesco sieht in der Tat ein Kriegsverbrechen - und fordert die Politik zum Handeln auf.

Die Zerstörung Jahrtausende alter Kunstschätze in der irakischen Ruinenstadt Nimrud durch Angehörige des Islamischen Staats (IS) hat in der archäologischen Fachwelt Bestürzung ausgelöst.

Die neuesten Taten der Islamisten seien eine Zerstörung für das Weltkulturerbe. "Der Schaden ist kaum zu bemessen", sagte Lutz Martin, stellvertretender Leiter des Vorderasiatischen Museums in Berlin. Eine Restauration der bis zu 3000 Jahre alten Skulpturen sei angesichts der gezielten Zerstörung mit Maschinen wie Planierraupen und Presslufthämmer kaum mehr vorstellbar. Die Dschihadisten hätten die von ihnen als Götzenbilder abgelehnten Artefakte geradezu "pulverisiert", sagte Martin.

Von UN als Kriegsverbrechen verurteilt

"Die absichtliche Zerstörung von Kulturerbe ist ein Kriegsverbrechen", erklärte die Direktorin der UN-Kulturorganisation Unesco, Irina Bokova. Alle politischen und religiösen Anführer der Region müssten deutlich machen, dass es keine Rechtfertigung für diese Zerstörungen geben könne. Sie forderte die Verantwortlichen in der Region auf, "sich gegen diese neue Barbarei zu erheben". Außerdem habe sie den UN-Sicherheitsrat und den Staatsanwalt des Internationalen Strafgerichtshofs angerufen. Die Dschihadisten zerstörten "systematisch das jahrtausendealte irakische Erbe".

Auch der höchste schiitische Geistliche im Irak, Großajatollah Ali al-Sistani, verurteilte die Zerstörung. Sie sei ein weiterer Beweis für die Brutalität des IS und seiner Feindschaft zum irakischen Volk, erklärte er in seiner Freitagspredigt in Kerbela.

Gemäß der extremen Interpretation des Islam der Dschihadisten sind Götterbilder und Heiligengräber verboten, da nichts außer Gott selbst angebetet werden soll. So hatten die Extremisten bereits die Zerstörung antiker Statuen im Museum von Mossul und am Eingang der Ausgrabungsstätte von Ninive begründet.

DPA
las/AFP/DPA