Der geheime Code der Liebe Meine Tochter hasst meinen Lover

Nach der Trennung von ihrem Mann hatte Patricia kein Glück mehr mit der Liebe. Mit ihrem aktuellen Freund ist sie zwar ganz zufrieden, doch ihre Tochter sträubt sich gegen den Liebhaber ihrer Mutter. Julia Peirano rät zu einer strikten Trennung zwischen Familien- und Liebesleben.

Liebe Frau Peirano,
ich bin seit 6 Jahren von dem Vater meiner Tochter getrennt. Er war manisch-depressiv und wir hatten eine extrem anstrengende Zeit, vor allem zum Schluss. Meine Tochter war bei der Trennung 3 Jahre alt. Jetzt geht es ihrem Vater besser und sie kann einmal im Monat für ein Wochenende zu ihm gehen.
Kurz nach der Trennung hatte ich einen anderen Freund, der mir sehr gut getan hat. Er hat mir sehr geholfen, die Trennung zu verarbeiten und auch wieder das Gute im Leben zu sehen. Er hat mehr oder weniger bei uns gewohnt. Dieser Freund hat sich auch mit meiner Tochter sehr gut verstanden, sie hat ihn sogar Papa genannt. Nach zwei Jahren hat mein Freund sich getrennt, ich habe erst später herausgefunden, dass er schon eine andere Frau kennen gelernt hat. Meine Tochter hat ihn sehr vermisst, aber er hat sich nach der Trennung leider nicht mehr um sie gekümmert.
Danach hatte ich knapp zwei Jahre einen Freund, der nicht bei uns gewohnt hat und auch nichts Festes wollte. Ich war oft eifersüchtig, weil er auch noch andere Frauen getroffen hat und nie sagen konnte, wann er kommt. Wir haben uns zum Schluss deswegen oft gestritten, und leider hat meine Tochter das alles mitbekommen (wir leben in einer 2 1/2 Zimmer Wohnung).
Vor einem Dreivierteljahr habe ich meinen jetzigen Freund beim Tanzen kennen gelernt. Er ist viel jünger als ich (er ist 33, ich bin 42) und ein Abenteurer-Typ. Er jobbt nebenbei, gerade genug zum Leben, will in Südamerika leben und hatte schon sehr viele Sexpartnerinnen (über hundert), aber nur eine längere Beziehung. Ich weiß das alles, und kann mir mit ihm deshalb auch keine gemeinsame Zukunft vorstellen. Ich bin aber trotzdem verliebt und genieße die Zeit mit ihm (solange es gut geht).
Das einzige Problem ist, dass meine Tochter (die jetzt 9 ist) meinen neuen Freund hasst. Ich muss sagen, dass er mit Kindern auch nicht so gut umgehen kann. Er zeigt wenig Interesse und seine Sprache ist zu abgehoben und unverständlich für sie. Wenn er zu Besuch kommt, gibt es schon Tage vorher Protest. Sie sagt, dass sie ihn blöd findet und dass sie nicht will, dass er kommt. Leider ist sie einmal auch nachts in mein Zimmer gekommen, als wir Sex hatten, und das hat alles noch viel schlimmer gemacht. Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Sie hat gesagt, dass sie es eklig findet und dass er weggehen soll.
Ich stehe jetzt zwischen den Stühlen. Da meine Tochter nur ein Wochenende im Monat bei ihrem Vater ist, habe ich so selten frei. Ich möchte mich auch als Frau fühlen und habe eine tolle Zeit mit meinem Freund. Das möchte ich mir nicht von meiner Tochter verbieten lassen. Haben Sie einen Tipp für mich, wie ich es hinkriegen kann, dass die beiden sich besser verstehen?
Viele Grüße
Patricia

Liebe Patricia,
es hört sich so an, als wenn Ihr Leben in den letzten Jahren sehr schwierig und unruhig war. Ein manisch- depressiver Partner, mit dem Sie ein Kind bekommen haben, dann die Trennung. Danach eine neue Liebe und die Hoffnung auf eine kleine, intakte Familie, und die Enttäuschung, dass dieser Traum zerplatzt und sie betrogen worden sind. Danach wieder ein neuer Mann, der sich nicht festlegen will. Und wieder eine Trennung. Und in dieser Zeit zerbricht in Ihnen, so wie es sich anhört, die Hoffnung auf eine feste, langfristige Bindung. Ich kann es da gut verstehen, dass Sie gar nicht mehr für die Dauer suchen, sondern sich sagen: Das Leben ist jetzt. Der Moment zählt. Da ist es aus Ihrer Sicht naheliegend, dass Sie mit einem Freund zufrieden sind, der Ihnen jetzt gut tut und wahrscheinlich bald wieder seiner Wege zieht. Für Ihr Leben ist diese Entscheidung völlig in Ordnung.
Das Problem ist, dass Ihre Tochter Ihre wechselnden Beziehungen aus nächster Nähe miterlebt. Ihr Vater lebt nicht mehr mit ihr zusammen, er ist nur noch sporadisch für sie da. Ihre Tochter ist Ihnen emotional in die Beziehung zu dem "ersten Freund danach" gefolgt und hat eine feste Bindung zu ihm aufgebaut. Leider ist er, ohne dass ihre Tochter etwas dafür konnte, spurlos aus ihrem Leben verschwunden. Auch der Freund danach geht im Streit. Ihre Tochter hat das Wechselbad Ihrer Gefühle mitbekommen, die Verliebtheit und Hoffnungen am Anfang, die Streitigkeiten und Zweifel, die Enttäuschung und den Schmerz über das Ende. Sie kann das alles als Kind nicht verstehen, und auch die Gründe dafür, warum die Männer, die so eng mit ihrem Leben verbunden waren, wieder gehen, kann sie nicht richtig verarbeiten. Und warum der Mann, den sie so nett findet, die Mutter am Ende so unglücklich macht.
Sie erlebt aber mit, dass Männer kommen und gehen. Sie bleiben nicht. Als Mädchen identifiziert sie sich damit, als Erwachsene wird sie wahrscheinlich Schwierigkeiten haben, an eine dauerhafte Bindung zu glauben oder sie zu leben.
Bei Ihrem jetzigen Lover geht es noch einen Schritt weiter. Ihre Tochter spürt, dass Sie sich nicht an ihn gebunden haben. Es besteht eine zeitlich befristete Verbindung zwischen Ihnen und ihm, und Sie teilen auch nicht das ganze Leben mit ihm, sondern vor allem Sex. Ihre Tochter mit ihren neun Jahren kann mit dem Thema Sex natürlich nichts anfangen. Sie spürt, dass irgend etwas "Merkwürdiges" Sie und Ihren Freund verbindet und lehnt das ab. Besonders unglücklich ist es, dass sie auch einmal gesehen hat, wie Sie mit Ihrem Freund Sex hatten. Ihre Empfindung- Ekel- ist sehr altersgemäß.
Ich denke, dass Sie den Widerwillen Ihrer Tochter ernst nehmen sollten. Sie muten Ihrer Tochter zu viel zu, wenn Sie sie an Bindungen teilhaben lassen, die nicht fest sind. Ihre Tochter mag Ihren Freund nicht. Deshalb rate ich Ihnen etwas, was Sie sicher nicht gerne hören werden: Trennen Sie Ihr Familienleben (Sie und Ihre Tochter) strikt von Ihrem Liebesleben. Auch wenn es schwer zu organisieren ist und Sie sicher sehr einschränkt: Treffen Sie sich am Besten nur mit Ihrem Lover, wenn Ihre Tochter nicht da ist, und sparen Sie auch die gemeinsame Wohnung aus. Gewähren Sie Ihrer Tochter ein Zuhause, in der keine sexuelle Energie spürbar ist. Lassen Sie dort nur Menschen ein- und ausgehen, die ihnen und ihrer Tochter ein Gefühl der Sicherheit geben, z.B. Großeltern, Tanten, Onkel, Freundinnen und "Kumpelfreunde". Das ist sicher ein großer Verzicht, aber Ihre Tochter wird von dem sicheren Raum, den Sie ihr damit bieten, emotional sehr profitieren. Und Sie selbst können in Ihrem Zuhause zur Ruhe kommen und haben dort deutlich weniger Konflikte.
Mit freundlichen Grüßen
Julia Peirano

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