Daddylicious Auf dem Ponyhof fürs Leben lernen

  • von Mark Bourichter
Daddylicious: Auf dem Ponyhof fürs Leben lernen
Das Leben ist kein Ponyhof: Schade eigentlich, findet Mark Bourichter. Durch seinen Sohn wurde er zum Pferdefreund und hat herausgefunden, wie gut Reiten die Kinder auf die Zukunft vorbereitet.

Das Leben ist kein Ponyhof sagt der Volksmund. Ich hatte in meinen 40 Jahren nur punktuelle Erlebnisse mit Pferden. Obwohl ich in einem schönen Dorf im Münsterland aufgewachsen bin. Mein damals bester Kumpel wohnte auf einem Gestüt - aber die Reithalle haben wir ohne Pferde genutzt. Vielleicht liegt es auch daran, dass meine Schulter im Grundschulalter Bekanntschaft mit einem Hufeisen samt Pferdebein gemacht hat. Was es bedeutet, so ein Pferd zu halten, zu pflegen und vor allen Dingen zu reiten habe ich erst mit zarten 20 Jahren bei mehreren Aufenthalten in Colorado erleben dürfen. Am Fuße der Rocky Mountains. Yeeehaaah! Jetzt bin ich Vater und bin in regelmässigen Abständen auf dem Ponyhof. Mein Sohn steht auf diese kleinen störrischen Viecher. Und ich mittlerweile auch. Grund genug, sich dem Thema ein wenig intensiver zu widmen. Kontaktmöglichkeiten gibt es hier in der Region zur Genüge. Gehst Du am Samstagmorgen in Münster über den Markt, dann wirst Du das Gefühl nicht los, dass jeder zweite mindestens ein Gestüt mit zehn Pferden hat. Barbour-Jacken und Reiterstiefel so weit das Auge reicht.

Ich habe also Kontakt aufgenommen zur Deutschen Reiterlichen Vereinigung e.V. mit Sitz in Warendorf, der heimlichen Hauptstadt des Pferdesports unweit von Münster. Neben dem besagten Verein sind der nationale Dachverband für alle Reiter und das Deutsche Olympiade-Komitee für Reiterei (DOKR) in Warendorf ansässig. Dazu gibt es Hengstparaden, Pferdeprozessionen und eine Menge Reiterhöfe. Ich wollte wissen, was die Reiterei denn so alles an Mehrwert für die Entwicklung der Kinder bietet. Und als ich meinen Sohn ins Spiel brachte, stieß ich auf offene Ohren. Gerade bei den Jungs scheint es ein Nachwuchsproblem zu geben. Kein Wunder, ist die Reiterei doch dank geschlechtsspezifischer Rollenverteilung eher bei den Mädels angesiedelt. Bibi und Tina oder Hanni und Nanni machen es vor.

"Was lernt der Kleine denn so auf dem Ponyhof fürs Leben?", fragte ich also und gefühlte zwei Stunden später war ich schlauer. Und meine Erkenntnis fußt sogar auf einer Studie, die im Jahre 2002 durchgeführt wurde. Die Auswirkungen des jahrelangen Umgangs mit Pferden auf die Charakterbildung wurden untersucht. Der Titel lässt zwar eher abschrecken, aber die Ergebnisse sind besonders für Eltern interessant, die sich Gedanken um eine sinnvolle Sportart für ihre Kinder machen. Schließlich wollen wir ja alle unseren Kindern ein gesundes Selbstbewusstsein vermitteln, das es ihnen erlaubt, zielstrebig und gefestigt ihren Weg zu gehen. Offenbar fördert der „Coach Pferd“ diese positiven Charaktereigenschaften: führungs- und
durchsetzungsstark, zielstrebig, begeisterungsfähig, wettbewerbsorientiert, belastbar und strukturiert – bei diesen Eigenschaften wiesen die Reiterinnen und Reiter zwischen 14 und 65 Jahren höhere Ausprägungen auf als die Nicht-Reiter.

Ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen und Sensibilität für die feine Körpersprache der Pferde sollte jeder Reiter mitbringen. Eine Fähigkeit, die im Umgang mit anderen Menschen auch nicht zu verachten ist. Der Kontakt zum Pferd zeigt auch eine unmittelbare Wirkung: Die befragten Reiterinnen und Reiter fühlten sich durch das Hobby „Pferd“ ausgeglichener und zufriedener. Außerdem schätzten sich die Befragten in deutlich höherem Maß als Nicht-Reiter als naturverbunden, sportlich und aktiv ein. Drei Attribute, die ich sehr schätze. Auch wenn es mit dem Sport bei mir nur noch in ganz unregelmässigen Abständen klappt. Ohne Pferd.

Daddylicious: Das Leben ist ein Ponyhof!
Das Leben ist ein Ponyhof!

Reiten fördert also die charakterliche und soziale Entwicklung bei Kindern. Feine Sache! Sie lernen, mit einem anderen Lebewesen respektvoll umzugehen (Ich muss ihm nur noch beibringen, dass eine Ameise die gleiche Daseinsberechtigung hat). Sie kennen die Bedeutung von Natur und Tierschutz. Sie schließen Freundschaft mit Gleichgesinnten und mit einem Tier. Sie lernen Herausforderungen zu meistern, bewegen sich an der frischen Luft und entwickeln ein Sozialverhalten. Dazu fördert es Selbstorganisation und Selbstbewusstsein. Auch wenn ich mich als Vater auf keinen Fall am Sonntagmorgen um sechs mit Pferdeanhänger von Turnier zu Turnier durch Westfalen tingeln sehe, habe ich ein gutes Gefühl auf dem Ponyhof. Und da Kinder ihre Hobbys so schnell wechseln, wie eine Pampers voll sein kann, mache ich mir auch jetzt noch keine Sorgen. Also, auf zum Ponyhof! Das Leben ist dort! YEEEHAAAAHH!

PRODUKTE & TIPPS