Daddylicious BILD meint, Berliner Väter seien die neuen Mütter

  • von Kai Bösel
Daddylicious: BILD meint, Berliner Väter seien die neuen Mütter
Ein Zeitungsartikel feiert die neuen Väter, die mehr Zeit auf dem Spielplatz als im Meeting verbringen. Sie seien die neuen Mütter. Da muss Kai Bösel leider widersprechen.

Stellt Euch folgende Situation vor: da laufen zwei Freundinnen singend und tanzend durch Ihre Hood im dicken B., trinken eine Chai-Latte im Café am Neuen See, shoppen in den Hackeschen Höfen… und kommen am Ende Ihres Spazierganges eher zufällig an einem der vielen Berliner Spielplätze vorbei. Und da trifft die beiden der Schlag: da sind Männer, ja sogar Väter! Denn sie haben Kinder dabei! Und das am Nachmittag! Total verrückt!!!

Und weil die beiden nicht nur Freundinnen, sondern auch noch Redakteurinnen bei der BILD Zeitung sind, machen sie eine Story draus. Der wortwitzige Titel „Daddy Cool - warum Berlins Väter die neuen Mütter sind“ liegt ja irgendwie nahe.

Aber schon diese Headline beißt sich massiv mit unserem ersten Beitrag hier auf stern.de, denn da behaupten wir: Ein Vater ist keine Mutter – und das ist gut so! Einen Berlin-Bezug gab es bei uns durch unseren Wowereit’schen Halbsatz auch. Ansonsten bewerten wir es genau gegenteilig. Ein Vater will und sollte auch keine Mutter sein. Oder wie ausgeprägt ist immer noch das Rollenverständnis, dass die Spielplätze der Republik eigentlich bevölkert sein müssten von den Mamis? Warum wird eine Handvoll Kerle, die sich am Nachmittag mit Ihrem Nachwuchs auf dem Spieli vergnügt, abgefeiert wie die seltene kleine Steinlaus von Loriot?

Die Redakteurinnen stellen fest: „…Eine Spielwiese nicht nur für die Kleinen, sondern immer mehr auch für ihre hippen Papas…“! Sehen se, nur Vatti reicht heute nicht mehr, hip muss er auch noch sein. Und da haben die beiden natürlich Recht: Auf der Suche nach den richtig coolen crazy Daddies muss man unbedingt in die 3,4 Mio.-Metropole reisen. Sowas findet man weder in München, Köln oder Hamburg. Einer der hippen Daddies bestätigt: „Das Vaterbild hat sich zumindest in Berlin in den letzten 15 Jahren grundlegend verändert“, sagt er, „heute wird man als Mann nicht mehr merkwürdig angeschaut, wenn man einen Kinderwagen vor sich herschiebt.“ Boah, Ihr habt das aber echt sowas von gut in der Hauptstadt...

Und übrigens: die richtig fetzigen und urbanen Väter machen auch keine Kaffeeklatschrunden mehr, die Stylomaten treffen sich heute in Väter-Cafés, Väter-Treffs und Väter-Beratungsstellen. Oha.

Daddylicious: BILD meint, Berliner Väter seien die neuen Mütter

Nichts für ungut, der Artikel ist ja bestimmt ganz lieb gemeint. Aber Väter sind Väter und Mütter sind Mütter. Klar ist der moderne Mann heutzutage nicht nur der Ernährer, viele Papis wünschen sich deutlich mehr Zeit mit der Familie und richten sich beruflich darauf ein. Das gibt es aber zum Glück nicht nur in Berlin. Sondern auf eigentlich allen Spielplätzen unseres Landes. Dafür muss man auch gar nicht cool und hipp sein. Sondern einfach nur engagiert, interessiert und verliebt in seine Kinder.

Und noch ein Hinweis in Sachen "Familientauglichkeit" von Vätern: beim Tanzen bewertet man doch eher die Zeugungsfähigkeit, auf dem Spielplatz die Zeit nach der Zeugung. Oder nicht? Egal, auf jeden Fall, liebe Berliner Daddies, seid Ihr gar nicht alle hip. Sondern normal. Und das ist gut so!

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