Wer ein Kind erwartet, der hat vor der Geburt meist recht genaue Vorstellungen, wie es mit dem Kind dann laufen soll: nur selbstgemachte Nahrung, nicht im Elternbett schlafen lassen, keine rosa Klamotten für Töchter und dann vielleicht auch noch in jungen Jahren ein Instrument lernen. Bei mir kam noch der Wunsch nach einem sportlich interessierten Kind hinzu. Denn ich selbst habe als Kind und Jugendlicher recht intensiv Handball gespielt. Das hat mich in vielen Bereichen geprägt, daher wünsche ich mir sowas auch für meine Tochter.
Mir ist aber auch klar, dass man solche Leidenschaft nicht erzwingen kann und sich die Dinge am Ende ganz anders entwickeln. Und das gilt nicht nur für sportliche Aktivitäten. Es ist wichtig, dass die Begeisterung der Kinder aus sich selbst heraus entsteht. Man kann ihnen sicherlich ein gewisses Maß an Sportlichkeit vorleben, aber am Ende entscheiden schon die kleinen Menschen selbst, was ihnen gut tut. Unsere Tochter hat nun mit etwas über drei Jahren das Kinderturnen für sich entdeckt. Sie war zwar schon vorher viel in Bewegung, tobt oft durch den Garten, fährt mit diversen Fahrzeugen in der Spielstraße und besuch mit mir auch häufiger den Trampolinpark Jump House in Hamburg.
Aber durch das Kinderturnen hat sich etwas verändert. Und das finde ich gut. Denn jetzt gibt es einen festen Termin in der Woche. Das hat etwas Verbindliches und führt in unserem Fall dazu, dass sich unsere Tochter schon lange vorher auf den Termin am Montag Nachmittag freut. Denn das Kinderturnen findet unter fachlicher Anleitung statt und ist perfekt auf die Zielgruppe der Zwei- und Dreijährigen abgestimmt. Es gibt eigentlich immer eine lockere Anlaufphase mit einem Singspiel und ersten Bewegungsübungen und Warmlaufen. Alle der cirka 15 Kinder erscheinen mit Eltern oder Großeltern, finden sich oft aber mit Freunden zusammen, um mit Gleichaltrigen Spaß zu haben.
Nach dem Aufwärmen folgt die Actionphase. Dazu werden diverse Stationen aufgebaut, um bestimmte Fähigkeiten zu festigen. Es gibt Hindernisse, über die geklettert werden muss, es gibt Sprünge von hohen Kästen oder auch Bänke zum Balancieren. Da merkt man schon nach wenigen Wochen, wie der Mut großer wird und die Übungen mit immer mehr Sicherheit erledigt werden. Und wenn die Kleinen mal eine Pause brauchen, ist auch das möglich. Nach einer Stunde und einem Abschluss-Song verabschieden sich alle kleinen Sportler.
Bisher habe ich versucht, diese Stunde immer mit ihr zusammen zu erleben, denn ich finde es großartig, meine Tochter beim Kinderturnen zu beobachten. Wenn sie stolz ihre erste Rolle vorwärts geschafft hat, über die schräge Bank nach oben zum Barrenholm klettert oder mit ihrer Freundin ausgelassen durch die Halle flitzt. Dann hoffe ich insgeheim, dass sie diese Begeisterung für Sport beibehält. Mal abwarten...