Ich bin eigentlich nicht so der "früher war alles besser"-Typ. Naja, manchmal habe ich den Eindruck, in meiner Kindheit zu Zeiten von ARD, ZDF, NDR sowie DDR1 + 2 eine bessere Programmauswahl gehabt zu haben als heute mit 149 Digitalsendern. Und als der Braune Bär noch 50 Pfennig gekostet hat ... ABER NEIN! Ich bin ja gar nicht so ein Typ. Eine Frage hatte mich nun trotzdem kürzlich am Wickel: wo ist eigentlich das gute alte Familiengespräch hin?
Diese Frage hatte sich das Marktforschungsinstitut IPSOS mit Unterstützung von Samsung vorgeknöpft und das Ergebnis versendet. Titel der Studie lautet: "Das Kommunikationsverhalten von Familien in Europa und wie moderne Technologie und Social Media die Kommunikation verändert hat." Bei diesem Thema bin ich als Vater und Medienmensch natürlich angefixt und knöpfte mir die Mail mit den Studien-Ergebnissen vor. Die Katze wird schon direkt im zweiten Satz aus dem Sack gelassen: "Zwei von drei Europäern sagen: neue Technologien bringen Familien näher zusammen." Und gerade will ich lospoltern und zetern und nach dem guten alten Familien-Kamingespräch verlangen, da beorder ich kurz noch den großen Sohn per whatsapp aus seinem Zimmer an den Esstisch. Aber hey, der wohnt auf einer anderen Etage.
*lol (<- oh, jetzt fängt es auch bei mir an...)
Solange alle Familienmitglieder noch unter einem Dach wohnen, empfinde ich das gesprochene Wort immer noch als die Königsdisziplin der Kommunikation. Das ist aber mit zunehmendem Alter der Kinder immer seltener der Fall und an einigen regnerischen Wochenend-Tagen sehen wir unsere Höhlenforscher manchmal auch gar nicht. Eigentlich könnte es auch ein Tag mit 28 Grad im Schatten sein. Die Tür bleibt zu. Der Vorhang auch. Wenn die Teens dann aber in den Abendstunden ihren Bau verlassen, freut man sich doch zumindest über die kleinen Nachrichten mit Standortbestimmung. Oder zumindest einem Lebenszeichen.

Deutsche Bürger nutzen jeden Tag 7,4 Stunden ein elektronisches Gerät. Diese Zeit verteilt sich auf durchschnittlich 18 Geräte pro Familie. Laut IPSOS sehen 43% der Familien gelegentlich zusammen Fern. Das Gesellschaftsspiel hat langsam ausgedient, jeder Zehnte spielt zusammen mit Familienmitgliedern auf Tablets, Smartphones oder Konsolen. Klar haben wir auch schon gegen den Teenie-Sohn beim Mario Kart gnadenlos versagt. Dann folgt aber nochmal eine steile These von IPSOS: "Jeder vierte Europäer behauptet von sich, Familienmitglieder dank Social Media besser zu verstehen.". Also sollte ich, statt mit meinen Brüdern zu telefonieren, lieber Ihre Postings auf den Sozialen Netzwerken lesen? Hoffentlich nicht...

Sobald eine Familie räumlich getrennt ist, ist die elektronische Kommunikation "fjedn" total knorke. Ich erinner mich dran, als mein jüngerer Bruder einige Jahre in Dubai gelebt hat. Da konnte ich meinen Eltern häufiger ein Update per Mail vorlesen, während sie noch auf die Brieftaube gewartet haben. Heute schreiben sie auch Mails. Und ganz am Ende der Studie wird zum Glück dann doch noch erwähnt, dass ein persönliches Telefonat immer noch die Hitliste der Kommunikationsmittel über die Entfernung anführt. Da ist es ja, mein "old school"-Gespräch.
In diesem Sinn: nehmt Euch mal wieder Zeit für einen gemütlichen Abend mit Euren Kindern bei einem Gesellschaftsspiel, für ein gutes Gespräch oder einen Einkaufsbummel mit einem großen Eisbecher. So ganz in "real life" und ohne Foodporn-Foto auf Instagram. Oder lasst es und zieht sie bei einer Runde Quiz-Duell ab. Ich wollte es ja nur mal erwähnt haben...
Fotos: Samsung Presse