Ich mache gerade Urlaub. Mit meiner Familie auf Ibiza. Mein Sohn ist jetzt zweieinhalb und mischt sich mittlerweile auch sprachlich gebührend ein. Mein erster Urlaub also mit einem Kind, das sagt, was es will – und was es nicht will. Mein erster Urlaub mit Kind, das Sandburgen bauen möchte – oder ins (große) Wasser will. Mein erster Urlaub mit Kind, in dem kein Kaffee heiß getrunken wird – oder mal richtig Zeit für ein gutes Buch ist. Nach „früh aufstehen“ und dem ersten „Schock“ der Fremdbestimmung also das nächste Update.
Allen, die jetzt denken: „Was stellt der sich so an? Hat es ja nicht anders gewollt!“ gebe ich Recht. Das sind auch nicht die Zeilen eines gestressten Vaters. Ganz im Gegenteil. Es macht Spaß – ist aber auch eine neue Form von Urlaub. Gestern habe ich einen bekannten deutschen Show-Moderator am Strand beobachtet: Auf dem Arm saß seine Tochter während er mit seinem älteren Sohn Fußball spielte. Und das macht er nicht erst seit gestern. Würde ich ihn nicht erkannt haben, dann wäre mir das wiederholte Verhalten gar nicht aufgefallen. Aber Väter sind im Urlaub im Dauereinsatz. Weil sie es so wollen und natürlich auch, weil die Kinder ihren Vater den ganzen Tag in Beschlag nehmen können. Geschlechterfrage und Gleichberechtigung hin oder her – auch heutzutage sind überwiegend die Väter beruflich so eingespannt, dass im Alltag kaum Zeit für so ein intensives Zusammensein bleibt.

Wenn ich „Familienurlaub“ mit den Urlauben ohne Kind vergleiche, dann hat sich gerade hier auf der Insel einiges verändert. Habe ich mich damals am Strand eines guten Buches gewidmet und mich zwischen den Zeilen mit einer Schnorchelrunde abgekühlt, mich auf den ausgiebigen Abend mit gutem Essen und eventueller Vergnügung in einem der Clubs gefreut, bewege ich mich tagsüber zwischen Strandbude, Schaufel und Plastikeimern. Und abends? So weit das Babyphone reicht, würde ich mal sagen. Natürlich auch mit gutem Essen, einem Estrella Damm oder einem Glas Wein. Manch einer nimmt seine Kinder einfach mit ins Restaurant, doch zumindest unser Zweijähriger ist spätestens um 22 Uhr fertig mit „Schönschreiben“. Und er macht deutlich, dass dies maximal eine Ausnahme ist. Ich für meinen Teil liege spätestens um Mitternacht im Bett – blättere maximal zweimal im meinem Buch um zur Erkenntnis zu kommen, dass jetzt auch gut ist. Anders als viele andere der Inselgäste. Doch es fühlt sich fantastisch an. Die Freude auf den darauf folgenden Tag ist groß. Und trotz „Dauereinsatz“ stellt sich Erholung ein. Und das gute Gefühl, nur für die Familie da zu sein. Gleichzeitig aber auch die Erkenntnis, dass zwei Wochen gerade mal ausreichen – für diese intensive Zeit mit der Familie und für sich selbst.

Dabei gibt es ja durchaus unterschiedliche Formen des „Familienurlaubs“. Appartement, Finca, Hotel oder gar ein Club mit Animationsmaschine – sicherlich ist die Wahl abhängig vom Kindesalter und natürlich von der Reisekasse. Bisher liegt es mir fern, unseren Urlaub in einem Club zu verbringen. Ich persönlich war noch nie ein Freund von „All inclusive“-Verköstigung und die Vorstellung, mein Kind einen halben Tag im „Bällebad“ des Reiseveranstalters zu parken, liegt mir mehr als fern. Liegt nicht der Sinn eines Urlaubes in der gemeinsamen Zeit mit der Familie? Noch denke ich das. Gestern waren wir gemeinsam auf dem Hippie-Markt in Las Dalias und dort gibt es seit kurzem auch eine Art Kindergarten. Zwei Betreuerinnen a la Mary Poppins kümmern sich dort um die Kinder während sie zusammen an Spielküchen, Tafeln und Klettergerüsten spielen. Mein Sohn war begeistert und hat sich sicherlich an seine Kita erinnert. Und da stellt sich mir die Frage, was denn mein Sohn eigentlich möchte? Ist die Option, sein Kind zwei bis drei Stunden betreuen zu lassen, nicht für beide Seiten sinnvoll? Während das Kind Spaß hat, könnte ich doch endlich mal wieder ein gutes Buch lesen oder ganz entspannt einen Kaffee trinken. Ich habe es noch nicht ausprobiert, die Option scheint aber ganz angenehm zu sein. Auch wenn dadurch ein Stück an Individualität verloren geht.
Wer nicht probiert, verliert. Auf der einen Seite gewinnt man, auf der anderen Seite sind Abstriche zu machen. Die Familie sollte jedoch immer im Fokus stehen. Je älter die Kinder werden, desto attraktiver scheinen Destinationen mit „Programm“. Ich selbst war als Kind immer auf der Individual-Schiene unterwegs, meist mit Wohnwagen an der französischen Atlantikküste. Geschadet hat es mir nicht und langweilig war es nie. Denn Highlights wie Quad fahren in den Dünen mit sechs Jahren haben meine Eltern immer möglich gemacht. Oder mein älterer Bruder hat mich mit ins Open-Air-Kino mitgenommen, auch wenn ich bei „Blues Brothers“ auf französisch kein Wort verstanden habe. Letztendlich ist es auch eine Sache der Bequemlichkeit der Eltern, von vorneherein die einfache Variante zu wählen.

Warum der besagte Moderator mit seiner Familie auf Animation verzichtet hat und ob er mit seiner hübschen Frau im „Ushuaia“, einem Club-Dance-Spa-Pool-Beachclub-Hotel mit Beschallung namhafter DJ´s, eingecheckt hätte – damals, ohne Kinder? Genau darüber hätte ich gerne mal mit ihm gesprochen – einfach mal um seine Sicht der Dinge kennenzulernen. Aber es ist ja Urlaub. Mit der Familie. Und das ist es allemal wert zu respektieren.
Übrigens: Wer trotzdem ein wenig am „Ibiza-Club-Feeling“ naschen möchte, dem empfehle ich ein Frühstück oder zumindest ein „Café con leche“ in der „Croissant Show“ am Fuße der Altstadt von Ibiza-Stadt. Hier sind so einige Paradiesvögel der Nacht anzutreffen. Eine echte Freak-Show morgens um 9 Uhr. Ganz besonders am Donnerstag morgen, wenn sich die „La Troya“-Feiermeute aus dem Amnesia stärken möchte.
Ich bin gespannt auf Eure Erfahrungen und Ratschläge und wir von DADDYlicious werden zukünftig alle Möglichkeiten ausgiebig testen. Versprochen.