TEIL 17 Adieu Prag

Abschiedsfeiern sind ganz seltsame Veranstaltungen. Ich wollte alle lieben Leute zu einem letzten Pivo und Absinth auf einer Picknick-Decke versammeln. Aber natürlich musste genau an diesem Abend einer der schwersten Wolkenbrüche des letzten Jahrhunderts über Prag niedergehen.

Abschiedsfeiern sind ganz seltsame Veranstaltungen. Ich wollte alle lieben Leute zu einem letzten Pivo und Absinth auf einer Picknick-Decke versammeln. Aber natürlich musste genau an diesem Abend einer der schwersten Wolkenbrüche des letzten Jahrhunderts über Prag niedergehen. Also verzogen wir uns in den Akropolis-Musikclub, nippten entweder ein wenig verlegen am Bier oder rührten im Milchkaffee. Sechs Tschechen und vier Deutsche - Kommunikationssprache: Tscheutsch - ein Kauderwelsch aus Tschechisch und Deutsch. Es war keine große, wilde oder gar ausgelassene Party mit anschließendem Kopfschmerzmorgen, sondern ein unspektakulärer Abschied ohne Tränen. Vielleicht auch, weil es kein Abschied für immer ist. Nach Prag ist es keine Weltreise und ich werde die meisten Leute bestimmt bald wiedersehen.

Für den nächsten Tag hatte ich mir vorgenommen, mich meiner melancholischen Stimmung hinzugeben und traurig durch Prag zu wandern. Aber keine Chance, plötzlich wollte man mich zu Privataudienzen treffen. Also hangelte ich mich von Kaffeetrinktermin zu Kaffeetrinktermin. Hektik brach aus, als ich auf den letzten Drücker zur Bibliothek und zur Uni musste. Am nächsten Morgen musste ich um sechs Uhr aus den Federn, um meine Sachen rechtzeitig packen zu können. Das war eigentlich die größte Herausforderung: Wie bekomme ich das Alles bloß in diesen Minikoffer?! Ich hab' mich für die radikale Methode entschieden: Im Zweifelsfall kommen die Klamotten in die Altkleidersammlung. Und mein ehemaliger Mitbewohner besitzt jetzt eine neue Kollektion von deutschem Geschirr und Büromaterial. Viel hat diese »Schenkaktion« aber nicht geholfen, der Taxifahrer hat beim Koffertragen ganz schön geflucht - zum Glück auf Tschechisch...

Nach zehn Stunden Zugfahrt Prag-Hamburg-Bremen-Oldenburg-Leer/Ostfriesland bin ich nun wieder zu Hause. Ungewohnt ist es hier. Im Café lege ich mir in guter, alter Manier noch immer die Bestellung auf Tschechisch zurecht. Ansonsten scheint sich aber nicht viel verändert zu haben. Außer der Preis für einen Milchkaffee: In Prag kostet er umgerechnet vielleicht 70 Cent, hier in Deutschland mittlerweile 3 Euro???

Ich glaub', ich muss ganz schnell zurück!

Zum vorerst letzten Mal Ahoj.

Marlies

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